SDS-newsline Onlinezeitung

19. Februar 2018
von schueler
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Arbeitsprobe in echt: So funktioniert das Assessment Center heute

Zwei Dutzend nervöse junge Leute, acht knifflige Aufgaben – und am
Ende ein Traumjob. So oder so ähnlich funktioniert das Assessment
Center. Kurz war es außer Mode, jetzt existiert es wieder, nur unter
neuem Namen. Und auch die Aufgaben haben sich etwas verändert.

Mannheim/München (dpa/tmn) – Die letzte Klausur ist geschrieben, die
Abschlussarbeit fertig. Doch auf viele Berufseinsteiger wartet jetzt
noch eine letzte Prüfung – und wenn es um den Traumjob geht,
vielleicht sogar die wichtigste. Das Assessment Center:
berühmt-berüchtigte Auswahltage voller Tests, mit denen Unternehmen
nach den besten Nachwuchskräften suchen.

Vor ein paar Jahren war der Begriff noch in aller Munde, inzwischen
ist es still geworden um ihn. Das liegt aber nicht daran, dass es die
Assessment Center nicht mehr gibt – im Gegenteil. Nach einem
kurzzeitigen Rückgang ist ihre Zahl sogar wieder gestiegen, sagt
Katharina Hain, die bei der Personalberatung Hays die Abteilung
Rekrutierungsmanagement leitet.

Vor allem Positionen für Hochschulabsolventen, in Trainee-Programmen
zum Beispiel, und für Führungskräfte besetzen Arbeitgeber auf diesem
Weg. «Grundsätzlich sind Assessment Center meist für Positionen
geeignet wie im Vertrieb, im Verkauf oder in der Beratung – also
überall da, wo Social Skills wichtiger sind als Hard Skills», sagt
Hain. Und meist sind die Veranstalter eher große Unternehmen, allen
voran die Dax-Konzerne.

Von Assessment Center spricht dabei heute allerdings kaum noch ein
Arbeitgeber. Stattdessen heißen die Veranstaltungen zum Beispiel
Auswahltag, Bewerber-Workshop oder Meet & Greet. Hinter dem schicken
neuen Namen steckt allerdings die gleiche Veranstaltung wie vorher.
«Unabhängig vom Namen ist die Methodik immer die gleiche», sagt Coach
und Ratgeber-Autor Johannes Stärk. «Also Situationen aus dem
Arbeitsalltag zu simulieren, Druck zu erzeugen und den Bewerber dann
darin zu beobachten.»

Der genaue Ablauf ist zwar immer anders. Bestimmte Situationen und
Übungen tauchen aber eigentlich in jedem Assessment Center auf, sagt
Stärk. Das zeigt auch eine Studie von Obermann Consulting, erstellt
im Auftrag des Arbeitskreis Assessment Center. Eine Präsentation, ein
simuliertes Zweiergespräch und ein Interview kommen demnach jeweils
in mehr als 80 Prozent der Auswahlverfahren zum Einsatz. «Wenn Sie
auf diese drei in irgendeiner Form eingestellt sind, sind Sie für das
Assessment Center eigentlich schon gut gerüstet», sagt Stärk.

Doch was verbirgt sich dahinter? Vielleicht die einfachste Variante
ist noch die Präsentation, aus dem Studium schon zur Genüge bekannt –
im Assessment Center nur meist mit mehr Zeitdruck und eventuell ein
paar kniffligen Nachfragen.

Was beim Zweiergespräch genau passiert, hängt vom Job ab: Angehende
Führungskräfte müssen vielleicht ein Mitarbeitergespräch simulieren,
Vertriebler etwas verkaufen. «Im Idealfall sind die simulierten
Situationen tatsächlich der Arbeitsalltag», sagt Stärk. «Sie geben
dann wirklich eine Art Arbeitsprobe ab.»

Und das Interview ist im Grunde nichts weiter als ein reguläres
Vorstellungsgespräch, nur mit einem strukturierten Fragebogen. So
sind die Antworten mehrerer Bewerber für den Arbeitgeber besser
vergleichbar, erklärt Stärk.

Dazu kommen je nach Unternehmen und Job weitere Aufgaben. Recht
populär ist nach Angaben von Obermann Consulting zum Beispiel die
Fallstudie: Hier müssen Bewerber aus einer Vielzahl von Materialien
die wesentlichen Informationen zusammensuchen und dann eine
strategische Lösung für ein Problem entwickeln.

Andere Aufgaben haben an Beliebtheit verloren: Die Gruppendiskussion
etwa, die 2008 noch in fast 80 Prozent aller Assessment Center zu
finden war, kommt heute nur in 40 Prozent der Fälle zum Einsatz.
Ähnlich verbreitet ist die Postkorb-Aufgabe, in der Bewerber unter
Beweis stellen müssen, wie gut sie eingehende Nachrichten und Termine
delegieren oder sortieren können.

Beispiele für viele dieser Aufgaben gibt es im Internet. Und wer es
ganz genau wissen will, kann sich auch für Vorbereitungskurse
anmelden. Teuer müssen die nicht sein: 2014 fand die Stiftung
Warentest heraus, dass eintägige und eher günstige Angebote von
Volkshochschulen mit den kosten- und oft zeitintensiven Trainings
privater Anbieter durchaus mithalten können.

Dazu hilft es, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu laufen:
«Bei Fallstudien oder Gruppendiskussionen geht es oft um aktuelle
Themen» sagt Katharina Hain. «Hier kann es sich also lohnen, vorher
mal die Nachrichten zu verfolgen. Und generell sollte ich auch
wissen, was die Branche umtreibt.» Wer also zum Auswahltag bei einem
großen Autobauer erscheint, ohne zumindest grob über den Abgasskandal
Bescheid zu wissen, macht vermutlich etwas falsch.

Ansonsten macht Übung auch bei Auswahlverfahren den Meister. «Ich
glaube, dass man im zweiten oder dritten Assessment Center oft besser
ist, genau wie im zweiten oder dritten Bewerbungsgespräch», sagt
Hain. Das müsse aber nicht immer so sein: Wer beim ersten Assessment
Center richtig versagt, ist beim zweiten vielleicht erst richtig
nervös.

Der richtige Umgang mit solchen Rückschlägen gehört aber ohnehin
dazu, sagt Stärk. Denn auch das sagt dem potenziellen Arbeitgeber
etwas über die Persönlichkeit. «Dass bei so einem Assessment Center
nicht alles glatt läuft, ist normal», so der Experte. «Da ist es dann
aber wichtig, dass ich es weiter durchziehe. Mittendrin auszusteigen,
ist eigentlich das Schlechteste, was ich machen kann.»

Vor unmenschlichem Druck im Auswahlverfahren müssen sich Bewerber
heute ohnehin nicht mehr fürchten – anders als früher vielleicht.
Zeitdruck herrscht zwar immer noch, sagt Stärk, auch
Stress-Interviews oder provozierende Fragen gibt es. «Die meisten
Unternehmen verzichten darauf aber zunehmend. Auch für das
Unternehmen geht es ja darum, wie man sich präsentiert.»

Das sollten Teilnehmer an Auswahlverfahren ohnehin immer bedenken,
rät Hain. Nicht nur ein Arbeitgeber sieht hier, wer zu ihm passt –
auch der Bewerber kann sich einen eigenen Eindruck von der
Unternehmenskultur verschaffen. Wie ist der Umgangston? Wie sind die
Mitarbeiter so? «Denn das sind ja oft die zukünftigen Kollegen.»

19. Februar 2018
von schueler
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Zwischen Büro und Filmdreh – Medienkaufleute müssen flexibel sein

Buchen, kalkulieren und Rechnungen schreiben – Kaufleute für
audiovisuelle Medien verbringen viel Zeit am Schreibtisch. Doch der
Beruf hat auch seine schillernden Seiten. Bewerber sollten
Flexibilität und Organisationstalent mitbringen.

Köln (dpa/tmn) – Tom Dederichs ist 22 Jahre alt und da, wo er immer
hinwollte: beim Fernsehen. Nach dem Abitur arbeitete er zunächst ein
Jahr bei einer Filmproduktionsfirma. Dann suchte er nach
Ausbildungsstellen. «Ich wusste schon immer, dass ich irgendwas mit
Fernsehen machen will», erzählt der junge Mann. Seit zweieinhalb
Jahren macht er nun seine Ausbildung als Kaufmann für audiovisuelle
Medien bei der Mediengruppe RTL in Köln.

Drei Jahre dauert die Ausbildung, den Großteil hat Dederichs also
schon geschafft. Die meiste Zeit davon hat er im Büro verbracht,
allerdings mit den unterschiedlichsten Aufgaben: «Es ist viel
Organisation, Kalkulation und Umsetzung von Dreharbeiten, man bucht
das Team und Locations und macht hinterher die Abrechnung», erzählt
der Azubi. Etwa einmal pro Woche verlässt er das Büro und arbeitet
direkt am Set. Dort betreut er die Schauspieler und erstellt und
überprüft die sogenannte Disposition. Darauf ist der Ablauf des Drehs
notiert.

Stellen wie die von Dederichs sind begehrt. «Audiovisuelle Medien
sind immer noch «in»», hat Heike Krämer vom Bundesinstitut für
Berufsbildung beobachtet. Dementsprechend hoch seien die
Bewerberzahlen. «Es ist ein Nischenberuf.» 225 Stellen waren laut
Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2016 gemeldet, auf jede kommen etwa
30 Bewerber. Sich da durchzusetzen, ist gar nicht so leicht. Um die
Chancen zu erhöhen, sollte man vorher ein Praktikum absolvieren, rät
Christian Kauka, Abiberater bei der Arbeitsagentur in Halle.

«88 Prozent der Bewerber haben die Hochschulreife», erklärt Kauka.
Mindestens genauso entscheidend ist allerdings, dass man die
richtigen Fähigkeiten und Charakterzüge mitbringt. «Es ist wichtig,
dass man selbstsicher und aufgeschlossen ist», sagt der Abiberater.
Eine kommunikative Persönlichkeit sei Voraussetzung – zuhören können
sollten die Azubis aber auch. «Gefragt sind Flexibilität,
Selbstständigkeit und Organisationstalent, Stressresistenz und
technisches Verständnis», zählt Ines Janoszka von der Industrie- und
Handelskammer (IHK) Berlin auf.

Ein Händchen für Zahlen ist ebenfalls von Vorteil. Denn bei der
Arbeit haben die Auszubildenden viel mit Budgetkalkulation und
Verträgen zu tun. «Klassische Tätigkeiten sind unter anderem die
Zusammenstellung der Crews, die Beschaffung der Technik und die
Einsatzplanung», erklärt Ausbildungsberaterin Janoszka. Dazu gehört
auch, Drehgenehmigungen einzuholen oder die Nutzungsrechte für
Bildmaterial oder Musik abzuklären. Das erfordert Genauigkeit und
Verantwortungsbewusstsein. Denn Fehler können teuer werden oder sogar
eine Klage nach sich ziehen.

Der Schwerpunkt der Ausbildung ist je nach Unternehmen und Branche
unterschiedlich. «Die klassischen Arbeitgeber sind
öffentlich-rechtliche und private Sender sowie Produktionsfirmen»,
sagt Berufsbildungsexpertin Krämer. Liegt in der Filmbranche der
Fokus eher auf der Organisation und Begleitung von Drehs und
Sendungen, haben Auszubildende bei Werbeagenturen, Online-Portalen
oder Verlagen wieder anders gelagerte Aufgaben. Die Basis ist aber
gleich: In erster Linie ist es ein kaufmännischer Beruf. Im Vergleich
zu früher sei die Produktvielfalt aber größer, erklärt Krämer.
«Online-Auftritte oder soziale Netzwerke gehören nun genauso dazu wie
der Fernsehkanal.»

Je nach Arbeitgeber kann sich der Verdienst deutlich unterscheiden.
Tarifverträge gibt es laut Krämer kaum, nur der öffentlich-rechtliche
Rundfunk sei an Tarife gebunden. Privatsender oder Produktionsfirmen
zahlen entsprechend andere Gehälter. Die Bundesagentur für Arbeit
gibt ein durchschnittliches Gehalt von 677 im ersten bis 835 Euro im
dritten Lehrjahr an. Je nachdem, wo man die Ausbildung absolviert,
ist der Weg zur Berufsschule möglicherweise etwas weiter. Weil es nur
wenige Auszubildende gibt, werden die Klassen teilweise
länderübergreifend zusammengefasst.

Da die Unternehmen überwiegend nach Bedarf ausbilden, sind die
Chancen auf eine Übernahme relativ gut. Wer aufsteigen oder sich
spezialisieren will, kann sich weiterbilden oder eine passende
Fachwirtausbildung beziehungsweise ein Studium an die Ausbildung
dranhängen. Für Azubi Tom Dederichs ist klar: Er will weiter beim
Fernsehen bleiben. Die Abwechslung macht ihm Spaß, immer wieder lernt
er neue Kollegen oder Menschen aus dem Showbusiness kennen. Und der
nächste Dreh steht auch schon an: Dederichs hilft bei einer
Marketingkampagne für die Sendung «Sing meinen Song».

13. Februar 2018
von schueler
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Freiräume sind nicht in jedem Beruf gut für die Gesundheit

Handlungsspielräume im Job können ein gutes
Mittel gegen Stress und Erschöpfung sein. Das gilt aber nicht für
jeden Beruf, wie eine Studie des Leibniz-Instituts für
Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund (IfADo)
zeigt. So profitieren Mitarbeiter im Service- oder Verkaufsbereich
zum Beispiel eher davon, wenn es klare Vorgaben für bestimmte Abläufe
gibt. Das gilt etwa für Kundenbeschwerden.

Der Grund: Berufstätige in solchen Situationen brauchen viel
emotionale Selbstkontrolle, weil sie auch bei Stress und schlechter
Laune stets freundlich bleiben müssen. Das allein ist schon belastend
– kombiniert mit dem Druck, die eigene Arbeit managen zu müssen, wird
es dann schnell zu viel. Der eigene Chef zu sein, hilft dagegen vor
allem Berufstätigen, die unter hohem Zeitdruck viel zu tun haben: Sie
fühlen sich weniger erschöpft, wenn sie Vorgehensweise und Abläufe
selbst wählen können.

13. Februar 2018
von schueler
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Neue Köpfe bei der CDU – wer könnte was werden?

In der CDU rumort es, vor allem jüngere Politiker
fordern eine inhaltliche und personelle Neuaufstellung der Partei.
Die CDU-Vorsitzende und Kanzlerin Angela Merkel hat zugesagt, noch
vor dem Parteitag am 26. Februar das Personaltableau für die
Besetzung der CDU-Bundesministerien vorzustellen. Wer kommt bei der
CDU für eine Erneuerung in Frage?

JENS SPAHN (37): Sein Name wird in der CDU als erstes genannt, wenn
es darum geht, junge Leute ins Kabinett zu holen. Der bisherige
Finanz-Staatssekretär ist ehrgeizig und gut vernetzt. Spahn
profiliert sich gerne als Merkel-Kritiker und wird von vielen in der
CDU hoch geschätzt, vor allem beim konservativen Flügel. Probleme bei
einem Ministeramt könnte es geben, weil für den NRW-Proporzplatz auch
der bisherige Gesundheitsminister Hermann Gröhe im Kabinett bleiben
könnte, etwa als neuer Bildungsminister.

CARSTEN LINNEMANN (40): Der wirtschaftsliberale Chef der Mittelstand-
und Wirtschaftsvereinigung arbeitet eng mit Spahn und Paul Ziemiak,
dem Chef der Jungen Union, zusammen. Linnemann hat als einer der
ersten in der Partei nach dem Verlust des Finanzministeriums den
Finger in die Wunde gelegt. Die Ressortaufteilung wiege schwer und
gehe «mitten ins Mark» der CDU. Linnemann könnte in einem künftig vom
bisherigen Kanzleramtsminister Peter Altmaier geführten
Wirtschaftsministerium Staatssekretär werden.

JULIA KLÖCKNER (45): Die rheinland-pfälzische Landes- und
Fraktionschefin gilt als eine der größten Nachwuchshoffnungen der
CDU. Klöckner ist bereits seit 2012 CDU-Bundesvize, ihr Wort hat in
der Partei Gewicht. Sie könnte als neue Landwirtschaftsministerin
nach Berlin wechseln. Es wird aber auch darüber spekuliert, dass
Klöckner neue CDU-Generalsekretärin werden könnte.

HELGE BRAUN (45): Der bisherige Staatsminister im Kanzleramt
verhandelte bei den Koalitionsverhandlungen für die CDU federführend
das zentrale Zukunftsthema Digitalisierung. Der wegen seiner
besonnenen Art auch in der SPD geschätzte Arzt könnte als neuer
Kanzleramtsminister eine Schlüsselrolle in der künftigen
Bundesregierung spielen.

ANNETTE WIDMANN-MAUZ (51): Die bisherige Parlamentarische
Staatssekretärin im Gesundheitsressort gilt als Kandidatin für das
Gesundheitsministerium. Das würde auch passen, weil Merkel
angekündigt hat, dass künftig jedes zweite Mitglied ihres Kabinetts
weiblich ist. Widmann-Mauz ist zugleich auch Chefin der Frauen Union.

URSULA VON DER LEYEN (59): Von der Leyen gilt als quasi gesetzt für
das Amt der Verteidigungsministerin, das sie seit 2013 innehat. In
der CDU gilt die Tochter des früheren niedersächsischen
Ministerpräsidentin Ernst Albrecht als Frau mit einem ausgeprägten
Machtanspruch. Das könnte sie ins Spiel bringen, wenn Merkel bei
einer kurzfristigen Neuwahl nicht mehr will.

ANNEGRET KRAMP-KARRENBAUER (55): Die saarländische
Ministerpräsidentin und Merkel-Vertraute gilt als eine der größten
Zukunftshoffnungen in der CDU und wird als mögliche Nachfolgerin der
Kanzlerin gehandelt. Falls sie aktuell nicht in das Bundeskabinett
eintritt, gilt es im politischen Berlin als denkbar, dass Merkel sie
zur Halbzeit der Legislaturperiode im Zuge einer möglichen
Kabinettsumbildung in die Regierung holt.

DANIEL GÜNTHER (44): Der schleswig-holsteinische Regierungschef führt
geräuschlos ein funktionierendes Jamaika-Bündnis mit Grünen und FDP.
Sein Platz ist absehbar in Kiel. Günther hat wiederholt gefordert,
die CDU brauche neue Gesichter im Kabinett und müsse sich verstärkt
über die Zeit nach Merkel Gedanken machen. Günther gilt dabei selbst
als eine Zukunftshoffnung in der CDU.

MICHAEL KRETSCHMER (42): Seit Dezember neuer sächsischer
Ministerpräsident, gilt als Mitglied des konservativen Flügels in der
Partei und könnte einer der kommenden, führenden Köpfe in der CDU
sein. Seine Hauptaufgabe aber liegt zunächst vor allem in Sachsen, er
muss die CDU dort wieder auf Kurs bringen. Bei der Bundestagswahl lag
die AfD vor den Christdemokraten.

13. Februar 2018
von schueler
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Physiklaboranten brauchen gute Ideen Von Inga Dreyer

Im Labor ist ein klarer Kopf gefragt. Denn Physiklaboranten müssen
selbstständig Lösungen finden – auch und gerade dann, wenn der Weg
dahin nicht vorgegeben ist. Gefragt sind ihre Fähigkeiten in
Hochschulen und Forschungseinrichtungen, aber auch in Unternehmen.

Jena (dpa/tmn) – Christian Klose und die Physik – das war eine
Jugendliebe. Schon zur Schulzeit hatte er ein eigenes Teleskop, und
nicht nur das: «Ich habe auch viel mit elektrischen Schaltungen
herumgespielt und gelötet», erzählt der 20-Jährige. Heute ist aus der
Liebe ein Job geworden: Nach seinem Realschulabschluss und einem
Praktikum entschied sich Klose für eine Ausbildung zum
Physiklaboranten am Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und
Feinmechanik (IOF) in Jena.

Physiklaboranten gibt es an Hochschulen, an Forschungsinstituten,
aber auch in der Elektro-, Metall-, Chemie- und Keramikindustrie.
Ihre Hauptaufgabe sind Experimente, vom ersten bis zum letzten
Schritt, wie Stephanie Conein vom Bundesinstitut für Berufsbildung
(BIBB) in Bonn erklärt. Sie bauen also Versuchsanlagen auf, führen
Messungen und Experimente durch, sammeln Daten, werten diese aus und
erstellen anschließend noch die Dokumentation.

Um diesen Job erledigen zu können, lernen die Azubis zunächst, wie
man physikalische Größen und Zusammenhänge prüft beziehungsweise
nachweist, erklärt Antje Oelschläger, Physiklaborantin und zuständig
für die Ausbildung am Fraunhofer IOF. Sie bearbeiten auch Werkstoffe
– aus Metall, Glas und Kunststoffen etwa – und lernen neben den
elektrischen und elektrotechnischen Grundlagen auch Steuer- und
Regelungstechnik kennen. «Es wird nie langweilig», betont die
Ausbilderin.

«Im Labor führt man anfangs vor allem Grundlagenexperimente durch»,
erzählt Alita Tribus, die wie Christian Klose kurz vor ihrer
Abschlussprüfung steht. «Wie finde ich zum Beispiel die Dichte von
Flüssigkeiten und Feststoffen heraus?»

Bei einem Feinoptik-Lehrgang lernen die Auszubildenden am IOF auch,
wie man optische Elemente schneidet, kittet und poliert. «In Jena
steht die Optik im Vordergrund», sagt Antje Oelschläger. Das Institut
forscht im Rahmen von öffentlich geförderten Verbundprojekten und im
direkten Auftrag der Industrie.

Dass wie anderswo auch beim Physiklaboranten die Digitalisierung den
Alltag bestimmt, ist da keine echte Überraschung. «Gerade dort, wo
geforscht wird, kommen viele neue Technologien zum Einsatz», sagt
Oelschläger.

Auch Alita Tribus hat sich in der Schule für naturwissenschaftliche
Experimente interessiert. «Ich hatte Physik als Leistungsfach»,
erzählt sie. Nach dem Abitur begann sie ein Studium – merkte aber
bald, dass das nicht das Richtige war. «Ich habe mich dann auf das
zurückbesonnen, was mir wirklich Spaß macht.»

Am Fraunhofer IOF verdienen die Auszubildenden je nach Lehrjahr
zwischen 920 und knapp 1100 Euro im Monat. Bei ausgebildeten
Physiklaboranten unterscheide sich das Gehalt von Betrieb zu Betrieb,
sagt Antje Oelschläger.

Eine bestimmte Schulbildung ist nicht vorgeschrieben und auch nicht
unbedingt gewünscht. Die mittlere Reife sollte es aber schon sein.
«Wir haben Realschüler, Abiturienten und auch Studienerfahrene – die
ganze Palette», sagt die Ausbilderin. Gute Noten in
naturwissenschaftlichen Fächern brauchen potenzielle Azubis immer.
Wichtig sei auch, dass sie selbstständig arbeiten können und
teamfähig sind. Und handwerkliches Geschick ist zum Beispiel beim
Löten und beim Aufbau von Experimenten ein Vorteil.

«Man muss es mögen, sich in Problemstellungen einzufuchsen», ergänzt
Tribus. Ihr Kollege Christian Klose sieht das ähnlich: «Wichtig ist
eine gewisse Experimentierfreudigkeit bei Problemen, für die es
keinen vorgegebenen Lösungsweg gibt.»

Der Azubi arbeitet gerade an einem Koordinatenmessgerät, das in der
Lage ist, Bauteile mikrometergenau zu vermessen. Alita Tribus ist im
Team für die Fertigung und Erprobung optischer Gitter, die Licht in
seine Spektralfarben zerlegen. «Solche Gitter werden beispielsweise
in Spektrographen mit Satelliten ins Weltall geschickt. Mit ihrer
Hilfe kann man unter anderem den Schadstoffgehalt der Atmosphäre
bestimmen», erzählt sie.

Mit deutschlandweit nur 123 neuen Auszubildenden im Jahr 2016 ist der
Physiklaborant ein wenig verbreiteter Beruf. Für die Azubis in Jena
bedeutet das zum Beispiel, dass sie für den Blockunterricht an der
Berufsschule regelmäßig ins gut 130 Kilometer entfernte Selb in
Bayern pendeln müssen.

Zum Vergleich: Der Chemielaborant hatte mehr als 1500 neue
Auszubildende, berichtet Stephanie Conein. «Obwohl die
Ausbildungszahlen gering sind, ist die Nachfrage aber stabil.» 2016
seien beim Physiklaboranten keine Ausbildungsstellen unbesetzt
geblieben, erklärt Paula Risius vom Kompetenzzentrum
Fachkräftesicherung am Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

Kein Wunder, denn der Job gilt als sicher. Ausgebildete
Physiklaboranten haben viele Karrieremöglichkeiten. «Überall in der
Industrie werden ja Daten erfasst, überprüft und ausgewertet», sagt
Antje Oelschläger. Und oft muss man für den Berufsstart nicht einmal
wechseln: Nach ihren Abschlussprüfungen im Frühjahr haben Tribus und
Klose gute Aussichten darauf, am Institut zu bleiben.

13. Februar 2018
von schueler
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So gelingt die Abschlussarbeit im Studium Von Anke Dankers

Am Ende eines Studiums muss sie fast jeder schreiben: die gefürchtete
Abschlussarbeit. Nicht selten sorgt das für Ratlosigkeit,
Schweißausbrüche, Panikattacken. Warum ist das so? Und was hilft
dagegen?

Osnabrück/Dresden (dpa/tmn) – Immerhin: Das Wort Einleitung steht
schon mal groß im Dokument. Sonst aber nichts. Abschlussarbeit.
Smartphone. Abschlussarbeit. E-Mails checken. Abschlussarbeit.
Hunger. Die Gedanken schweifen hin und her, während man auf dem Weg
zum Kühlschrank ist und die Computertastatur unberührt bleibt. So
oder so ähnlich ergeht es zahllosen Studierenden beim Schreiben der
Abschlussarbeit. Schreibblockade, Zweifel, Leistungsdruck – die
Herausforderungen rund um die scheinbar wichtigste Arbeit des
Studiums sind vielfältig.

Um ihnen zu begegnen, sollte man sich zunächst selbst genau unter die
Lupe nehmen: Arbeite ich morgens oder abends produktiver? Bin ich
strukturliebend oder texte ich lieber frei? Habe ich schon
Schreiberfahrungen sammeln können? So unterschiedlich wie die
Studierenden selbst sind, kann auch ihre Herangehensweise an die
Textarbeit sein. Die eine richtige Methode gibt es nicht.

Eine gewisse Struktur braucht aber jeder Text. «Wichtig ist, dass der
rote Faden erkennbar ist», sagt Daniel Spielmann vom Schreibzentrum
der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Dabei helfen zum Beispiel
Mindmaps oder Computerprogramme wie Citavi, sagt der Experte. Die
Struktur sollten Studierende immer mit ihrem Betreuer absprechen – so
hat die Arbeit ein sicheres Fundament. «Es ist wie eine Landkarte,
die Orientierung durch den Schreibprozess geben kann.»

Überhaupt ist der Kontakt zum Dozenten wichtig: Das gibt Sicherheit
und hilft, manch verzwickte Frage zu klären. Das bedeutet aber nicht,
dass Studierende bei jeder kleinen Unsicherheit in die Sprechstunde
rennen müssen. «Gerade bei einer Abschlussarbeit ist es wichtig,
zwischendurch auch eigene Entscheidungen zu treffen und die
Verantwortung für seine Arbeit zu übernehmen», sagt Kerime
Faris-Lewe, Leiterin der Psychosozialen Beratungsstelle für
Studierende des Studentenwerks Osnabrück.

Das gilt auch im Hinblick auf die Zeitplanung. Im besten Fall bietet
sie Orientierung und hilft, den Schreibprozess zu strukturieren.
«Planen Sie beispielsweise auf einem großen Papier die Tage grob –
mit der Deadline beginnend – für die Überarbeitung, Korrektur,
Schreibarbeit, Gliederung und Recherche ein und notieren Sie auch, an
welchen Tagen Sie keine Zeit haben», rät Faris-Lewe.

Je nach Fach und Studienverlauf sind Studierende bei der
Abschlussarbeit noch Anfänger im wissenschaftlichen Schreiben – oder
schon Profi. Einen Tipp sollten sie aber immer beherzigen: Die
Textarbeit in einzelne, kleine Arbeitsschritte aufteilen. «Und für
diese kleinen Arbeitspakete sollte man dann selbst Deadlines setzen.
Verbindlichkeiten wie diese helfen dabei, in den Schreibprozess zu
kommen», sagt Daniel Spielmann.

Stehen Rahmenbedingungen, Struktur und grobe Zeitplanung fest, wird
es Zeit, die ersten Worte zu formulieren. Um in den Schreibfluss zu
kommen, können Methoden wie das sogenannte Freewriting helfen. Dabei
schreibt man einige Minuten lang alles auf, was einem in den Sinn
kommt. Der Inhalt ist dabei mehr oder weniger egal.

Vor allem sollte man sich aber nicht überfordern – zeitlich wie
inhaltlich: «Am Anfang muss es nicht gleich ein Acht-Stunden-Tag
sein», sagt Antonia Zacharias von der Zentralen Studienberatung der
Technischen Universität Dresden. Sie berät Studierende unter anderem
während ihrer Studienabschlussphase und weiß, «dass Studierende beim
Schreiben oft sofort einen perfekten Text kreieren wollen. Man darf
aber nicht zu viele Aufgaben auf einmal bewältigen wollen.»

Da kann es helfen, die Abschlussarbeit als Projekt zu sehen, das
stetig überarbeitet werden kann und muss. Dass der Schreibprozess mal
stockt, ist ganz natürlich, ergänzt Spielmann. Hilfreich kann dann
sein, Methode oder Umgebung zu wechseln: «Manche Menschen brauchen
Ruhe und Abgeschiedenheit zum Schreiben, andere finden es besser, in
belebten Umgebungen, etwa dem Lieblingscafé, zu schreiben.»

Wenn die Gedanken sich trotzdem nicht in Worte fassen lassen oder der
Kopf plötzlich leer erscheint, kann eine kurze Unterbrechung die
Lösung sein. «Pausen sind enorm wichtig, um zu entspannen und wieder
Kraft zu tanken. Man sollte gut für sich sorgen, eine gute Balance
zwischen Schreibtisch und Freizeit finden«, sagt Zacharias. Sind
Etappenziele erreicht, tragen kleine Belohnungen dazu bei, die
Motivation aufrecht zu erhalten.

Immer sinnvoll und meistens hilfreich: Feedback von außen. Frische
Ideen können von Dozenten, Kommilitonen, Freunden, Mitarbeitern der
Zentralen Studienberatung oder Schreibzentren kommen. Letztere helfen
auch dabei, die Arbeiten strukturell und stilistisch zu verbessern.

Trotzdem: Irgendwann holen wohl jeden Studierenden die Zweifel ein.
Stimmt die Literaturauswahl, ist das Thema vielleicht doch schlecht,
ist die Schlussfolgerung gut genug? Unsicherheiten wie diese gehören
fast schon obligatorisch zu einer Abschlussarbeit. «Wichtig ist, sie
nicht zu verdrängen, sondern sich aktiv damit auseinanderzusetzen:
offene Fragen aufzuschreiben und mit Dozenten oder Kommilitonen zu
besprechen», sagt Faris-Lewe. Nimmt der Erwartungsdruck überhand,
hilft ein Rückblick – auf das, was man im Studium bereits geleistet
hat. Denn am Ende ist die Abschlussarbeit eben auch nur eine größere
Hausarbeit.

13. Februar 2018
von schueler
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Lernmaterial im Netz kann Studierenden Zeitplanung verderben

Lernen kann ich immer noch – die Vorlesung
steht ja im Netz.» Wenn Studierende Lernmaterialien einfach im
Internet herunterladen können, bekommen sie oft Probleme mit der
Zeitplanung – zum Beispiel, weil sie das mühsame Büffeln ständig
aufschieben. Darauf weist Karsten Morisse, Professor für
Medieninformatik an der Hochschule Osnabrück, im örtlichen
«ihk-magazin» hin. Die neue Herausforderung könne aber auch eine
Chance sein: Denn wer das knifflige Zeitmanagement gut hinbekommt,
trainiert dabei gleichzeitig das selbstbestimmte Arbeiten. Und das
ist auch später im Beruf wichtig.

13. Februar 2018
von schueler
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Wer könnte Außenminister werden?

Hans-Dietrich Genscher, Joschka Fischer, Frank-Walter
Steinmeier – an der Spitze des Auswärtigen Amts profilierten sich in
der Geschichte der Bundesrepublik Politiker immer wieder nachhaltig.
Nach dem Verzicht von Martin Schulz auf das Amt ist offen, wer im
Fall einer neuen großen Koalition Außenminister würde. Einige Namen
werden im Berliner Regierungsviertel aber gehandelt: 

Sigmar Gabriel (58): Der Amtsinhaber genießt in der Bevölkerung hohes
Ansehen und macht seinen Job nach Ansicht vieler gut. In der SPD gilt
der ehemalige Parteichef aber als wenig beliebt, auch nicht bei der
designierten Parteichefin Andrea Nahles. Mit hohem Tempo und
unkonventionellen Ideen wirbelte er die Außenpolitik durcheinander.

Niels Annen (44): Sein Name fällt am Freitag immer wieder. Der
Hamburger Bundestagsabgeordete war drei Jahre Vorsitzender der Jusos
und ist seit 2014 Sprecher der Arbeitsgruppe Außenpolitik der
SPD-Fraktion. Annen sagt, die deutsche Außenpolitik habe an Bedeutung
«für unsere Sicherheit und unser Ansehen in der Welt» gewonnen.

Katarina Barley (49): Die ehemalige SPD-Generalsekretärin wurde erst
2017 Bundesfamilienministerin und übernahm nach der Wahl
kommissarisch auch das Arbeitsministerium. Sie ist keineswegs nur
eine Übergangslösung im Kabinett, heißt es. Die ehemalige Richterin
und promovierte Juristin gilt als tough und ehrgeizig.

Thomas Oppermann (63): Von 2013 bis 2017 war der frühere
Kultusminister von Niedersachsen und Parlamentarische Geschäftsführer
der SPD-Bundestagsfraktion deren Vorsitzender. Er gilt als
ministrabel. Nach der Bundestagswahl wurde er Vizepräsident des
Bundestags. Innenminister wäre er gerne schon einmal geworden.

13. Februar 2018
von schueler
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Selbstbewusste Niedersachsen-SPD: «Wir sind eben nicht so aufgeregt

Nach dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen brodelt es in der SPD.
In Berlin bricht der Streit um Personalentscheidungen offen aus.
Derweil geben sich die Sozialdemokraten in Niedersachsen
selbstbewusst. Eine gewonnene Landtagswahl macht sie optimistisch.

Springe (dpa) – In aller Ruhe greift Niedersachsens Ministerpräsident
Stephan Weil zum Putenbrust-Wrap auf seinem Teller. «Wir sind hier
alle ganz gelassen», sagt der SPD-Politiker beim Abendessen im
Bildungs- und Tagungszentrum in Springe bei Hannover. Nur einen Tag
nach dem Durchbruch bei den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD
in Berlin sind die niedersächsischen Sozialdemokraten zu ihrer
Jahresauftaktklausur zusammengekommen. Die Stimmung in angeregt und
entspannt, es wird viel gelacht. Schulz-Unmut und Krise – kaum eine
Spur.

Zur gleichen Zeit brodelt es in Berlin: Der Streit über die
Personalentscheidungen in der SPD bricht offen aus. Der
geschäftsführende Vizekanzler und Außenminister Sigmar Gabriel, der
der neuen Regierung voraussichtlich nicht mehr angehören wird, wirft
der Parteiführung in einem Interview Wortbruch vor und beklagt sich
über respektlosen Umgang.

Gabriel stammt aus Goslar, er ist der wichtigste Vertreter der
niedersächsischen SPD in der noch amtierenden Regierung.
Möglicherweise droht ihm nun der Sturz in die politische
Bedeutungslosigkeit, da SPD-Chef Martin Schulz Außenminister werden
will. Stephan Weil allerdings glaubt, dass Gabriel noch einiges vor
hat. «Ich bin sicher, wir werden weiter von ihm hören. Das ist nicht
das Ende seiner politischen Arbeit und auch nicht seiner politischen
Karriere.»

Yasmin Fahimi, von Gabriel einst als SPD-Generalsekretärin geholt und
dann auch wieder abserviert, äußert sich da schon wesentlich kühler.
«Die Personalie Gabriel ist für sich zu klären, es gibt da
unterschiedliche Ansichten.» Entscheidend sei, dass sich die SPD in
den Koalitionsverhandlungen das Außen- und das Finanzministerium
gesichert habe. Damit könne man europapolitische Weichen stellen.

Das gleiche sagt der Parteilinke Matthias Miersch. Auch mit den
Inhalten des Koalitionsvertrags ist er zufrieden. «Viele Dinge, für
die ich Wahlkampf gemacht habe, finde ich da abgebildet.» Dem
Mitgliederentscheid zum Koalitionspapier sehe er deshalb ohne Angst
entgegen, sagt Miersch. «Die Mitgliedschaft denkt
verantwortungsbewusst und wird genau die Alternativen abwägen.»

«Wir sind eben nicht so aufgeregt», kommentiert die ehemalige
niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt die Stimmung
in dem Landesverband, der mit 60 000 Mitgliedern zu den drei größten
bundesweit zählt. In Niedersachsen hat die SPD Grund zu
Selbstbewusstsein: Im Oktober fuhren die Sozialdemokraten bei den
Landtagswahlen einen fulminanten Sieg ein – den einzigen für die SPD
im vergangenen Jahr. Seit ein paar Moanten führt Weil eine große
Koalition mit der CDU – bislang pragmatisch und geräuschlos.

Ein Kritikpunkt allerdings ist bei der Klausurtagung in Springe öfter
zu hören: In der neuen Regierung könnten gerne mehr Sozialdemokraten
aus Niedersachsen vertreten sein. Sowohl Weil als auch sein
Innenminister Boris Pistorius saßen mit im Verhandlungsteam für den
Koalitionsvertrag, wurden zeitweilig auch als mögliche
Bundesinnenminister gehandelt. Das hat sich nun offenbar zerschlagen.
Weil nimmt auch das gelassen: «Ich schlafe ohnehin lieber zuhause.»