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So gelingt die Abschlussarbeit im Studium Von Anke Dankers

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Am Ende eines Studiums muss sie fast jeder schreiben: die gefürchtete
Abschlussarbeit. Nicht selten sorgt das für Ratlosigkeit,
Schweißausbrüche, Panikattacken. Warum ist das so? Und was hilft
dagegen?

Osnabrück/Dresden (dpa/tmn) – Immerhin: Das Wort Einleitung steht
schon mal groß im Dokument. Sonst aber nichts. Abschlussarbeit.
Smartphone. Abschlussarbeit. E-Mails checken. Abschlussarbeit.
Hunger. Die Gedanken schweifen hin und her, während man auf dem Weg
zum Kühlschrank ist und die Computertastatur unberührt bleibt. So
oder so ähnlich ergeht es zahllosen Studierenden beim Schreiben der
Abschlussarbeit. Schreibblockade, Zweifel, Leistungsdruck – die
Herausforderungen rund um die scheinbar wichtigste Arbeit des
Studiums sind vielfältig.

Um ihnen zu begegnen, sollte man sich zunächst selbst genau unter die
Lupe nehmen: Arbeite ich morgens oder abends produktiver? Bin ich
strukturliebend oder texte ich lieber frei? Habe ich schon
Schreiberfahrungen sammeln können? So unterschiedlich wie die
Studierenden selbst sind, kann auch ihre Herangehensweise an die
Textarbeit sein. Die eine richtige Methode gibt es nicht.

Eine gewisse Struktur braucht aber jeder Text. «Wichtig ist, dass der
rote Faden erkennbar ist», sagt Daniel Spielmann vom Schreibzentrum
der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Dabei helfen zum Beispiel
Mindmaps oder Computerprogramme wie Citavi, sagt der Experte. Die
Struktur sollten Studierende immer mit ihrem Betreuer absprechen – so
hat die Arbeit ein sicheres Fundament. «Es ist wie eine Landkarte,
die Orientierung durch den Schreibprozess geben kann.»

Überhaupt ist der Kontakt zum Dozenten wichtig: Das gibt Sicherheit
und hilft, manch verzwickte Frage zu klären. Das bedeutet aber nicht,
dass Studierende bei jeder kleinen Unsicherheit in die Sprechstunde
rennen müssen. «Gerade bei einer Abschlussarbeit ist es wichtig,
zwischendurch auch eigene Entscheidungen zu treffen und die
Verantwortung für seine Arbeit zu übernehmen», sagt Kerime
Faris-Lewe, Leiterin der Psychosozialen Beratungsstelle für
Studierende des Studentenwerks Osnabrück.

Das gilt auch im Hinblick auf die Zeitplanung. Im besten Fall bietet
sie Orientierung und hilft, den Schreibprozess zu strukturieren.
«Planen Sie beispielsweise auf einem großen Papier die Tage grob –
mit der Deadline beginnend – für die Überarbeitung, Korrektur,
Schreibarbeit, Gliederung und Recherche ein und notieren Sie auch, an
welchen Tagen Sie keine Zeit haben», rät Faris-Lewe.

Je nach Fach und Studienverlauf sind Studierende bei der
Abschlussarbeit noch Anfänger im wissenschaftlichen Schreiben – oder
schon Profi. Einen Tipp sollten sie aber immer beherzigen: Die
Textarbeit in einzelne, kleine Arbeitsschritte aufteilen. «Und für
diese kleinen Arbeitspakete sollte man dann selbst Deadlines setzen.
Verbindlichkeiten wie diese helfen dabei, in den Schreibprozess zu
kommen», sagt Daniel Spielmann.

Stehen Rahmenbedingungen, Struktur und grobe Zeitplanung fest, wird
es Zeit, die ersten Worte zu formulieren. Um in den Schreibfluss zu
kommen, können Methoden wie das sogenannte Freewriting helfen. Dabei
schreibt man einige Minuten lang alles auf, was einem in den Sinn
kommt. Der Inhalt ist dabei mehr oder weniger egal.

Vor allem sollte man sich aber nicht überfordern – zeitlich wie
inhaltlich: «Am Anfang muss es nicht gleich ein Acht-Stunden-Tag
sein», sagt Antonia Zacharias von der Zentralen Studienberatung der
Technischen Universität Dresden. Sie berät Studierende unter anderem
während ihrer Studienabschlussphase und weiß, «dass Studierende beim
Schreiben oft sofort einen perfekten Text kreieren wollen. Man darf
aber nicht zu viele Aufgaben auf einmal bewältigen wollen.»

Da kann es helfen, die Abschlussarbeit als Projekt zu sehen, das
stetig überarbeitet werden kann und muss. Dass der Schreibprozess mal
stockt, ist ganz natürlich, ergänzt Spielmann. Hilfreich kann dann
sein, Methode oder Umgebung zu wechseln: «Manche Menschen brauchen
Ruhe und Abgeschiedenheit zum Schreiben, andere finden es besser, in
belebten Umgebungen, etwa dem Lieblingscafé, zu schreiben.»

Wenn die Gedanken sich trotzdem nicht in Worte fassen lassen oder der
Kopf plötzlich leer erscheint, kann eine kurze Unterbrechung die
Lösung sein. «Pausen sind enorm wichtig, um zu entspannen und wieder
Kraft zu tanken. Man sollte gut für sich sorgen, eine gute Balance
zwischen Schreibtisch und Freizeit finden«, sagt Zacharias. Sind
Etappenziele erreicht, tragen kleine Belohnungen dazu bei, die
Motivation aufrecht zu erhalten.

Immer sinnvoll und meistens hilfreich: Feedback von außen. Frische
Ideen können von Dozenten, Kommilitonen, Freunden, Mitarbeitern der
Zentralen Studienberatung oder Schreibzentren kommen. Letztere helfen
auch dabei, die Arbeiten strukturell und stilistisch zu verbessern.

Trotzdem: Irgendwann holen wohl jeden Studierenden die Zweifel ein.
Stimmt die Literaturauswahl, ist das Thema vielleicht doch schlecht,
ist die Schlussfolgerung gut genug? Unsicherheiten wie diese gehören
fast schon obligatorisch zu einer Abschlussarbeit. «Wichtig ist, sie
nicht zu verdrängen, sondern sich aktiv damit auseinanderzusetzen:
offene Fragen aufzuschreiben und mit Dozenten oder Kommilitonen zu
besprechen», sagt Faris-Lewe. Nimmt der Erwartungsdruck überhand,
hilft ein Rückblick – auf das, was man im Studium bereits geleistet
hat. Denn am Ende ist die Abschlussarbeit eben auch nur eine größere
Hausarbeit.

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