SDS-newsline Onlinezeitung

30. Januar 2018
von schueler
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PISA: Benachteiligte Schüler in Deutschland holen deutlich auf

Berlin (dpa) – Weit mehr sozial benachteiligte Schüler in Deutschland
erreichen laut einer neuen PISA-Studie solide Schulleistungen als vor
einem Jahrzehnt. Der Anteil dieser gut abschneidenden Schüler sei so
stark gewachsen wie in kaum einem anderen OECD-Land, teilte die
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am
Montag in Berlin mit. Gemessen wurden Kompetenzen in Lesen,
Mathematik und Naturwissenschaften.

Nach nur jedem vierten betroffenen Schüler im Jahr 2006 galten im
Jahr 2015 schon 32,3 Prozent als widerstandsfähig gegen
ihre ungünstige soziale, ökonomische Ausgangslage.

Trotzdem liegt das Land bei der Chancengleichheit laut Studie noch
immer unter dem OECD-Schnitt. Die Leistungsunterschiede zwischen
bessergestellten und benachteiligten Schülern seien weiter groß.

Es komme auf eine gute soziale Mischung an der Schule an und gutes
Schulklima. Ausstattung mit Computern oder Klassengröße seien
unwichtiger. Selten wechselnde Lehrer wirkten positiv, ebenso offene
Kommunikation und vertrauensvolle Beziehungen. Bundeskanzlerin Angela
Merkel (CDU) hatte zum Start der Koalitionsverhandlungen vor allem
das Ziel einer Digitalisierung der Schulen hervorgehoben.

In Deutschland bieten laut OECD vor allem Ganztagsschulen geeignete
Angebote für sozial benachteiligte Schüler über den Unterricht
hinaus.

Gute Nachrichten für Deutschland ist man von PISA nicht gewöhnt. Es
ist die weltweit größte Schulleistungsstudie und erfasst die
Kompetenzen von 15-jährigen. 2000 hatte PISA mit der Feststellung
unterdurchschnittlicher Leistungen in Deutschland die Politik
aufgerüttelt. Dann wurden unter anderem Ganztagsschulen gefördert.

29. Januar 2018
von schueler
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Außer Rand und Band – ab wann ist ein Kind «unbeschulbar»? Von Kristin Kruthaup, dpa

Nach der Gewalttat von Lünen wird klar: Der mutmaßliche Täter war der
Polizei bekannt, der 15-Jährige galt als aggressiv und auch als
«unbeschulbar». Doch ab wann ist ein Jugendlicher eigentlich
«unbeschulbar»? Und wie oft kommt das vor?

Münster (dpa) – Sie stören massiv den Unterricht oder bedrohen andere
Kinder, auch Lehrer sind da oft machtlos: Immer wieder gibt es
Schüler, die in der regulären Schule einfach nicht zurechtkommen. Der
Junge oder das Mädchen sei «unbeschulbar» oder «nicht beschulbar»,
heißt es dann. So war es auch bei dem mutmaßlichen Messerstecher in
Lünen bei Dortmund. Nach dem tödlichen Angriff auf einen 14-Jährigen
in einer Gesamtschule teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in
dieser Woche mit: «Nach Einschätzung der Sozialarbeiterin gilt der
15-Jährige als aggressiv und unbeschulbar.» Unklar ist aber nach wie
vor, wann ein Kind eigentlich «unbeschulbar» ist.

Rein rechtlich ist die Sache erst einmal klar: «Juristisch gibt es
die Kategorie unbeschulbar nicht», sagt ein Sprecher des
nordrhein-westfälischen Schulministeriums. Denn es gilt die
Schulpflicht: Laut Schulgesetz hat jeder Jugendliche ein Recht auf
schulische Bildung – und auch eine Schulpflicht. Doch was, wenn
Kinder sich einfach nicht in der Schule integrieren?

Fallen Jugendliche immer wieder negativ auf, greifen zunächst die
«erzieherischen Maßnahmen». Diese Maßnahmen zählt zum Beispiel
Nordrhein-Westfalens Schulgesetz in Paragraf 53 auf. Die Lehrer
ermahnen Schüler, sie bestellen die Eltern zum Gespräch ein, es gibt
Gruppengespräche mit Schülern und Eltern, der Schüler wird einer
Unterrichtsstunde verwiesen und es werden Förderpläne aufgestellt.

Erst wenn das nichts bringt, dürfen die «Ordnungsmaßnahmen»
eingesetzt werden. Auch hier gibt es wieder Eskalationsstufen: Es
beginnt mit einem schriftlichen Verweis und der Versetzung des
Schülers in eine Parallelklasse, und es reicht bis zur Entlassung aus
der Schule oder im schlimmsten Fall dem Verweis von allen
öffentlichen Schulen des Landes.

«Der Schulverweis ist für das Kind natürlich eine dramatische
Maßnahme», sagt Carolin Ischinsky. Sie ist Schulamtsdirektorin in
Münster und zuständig für die Förderschulen. Soll ein Kind in ihrem
Bereich der Schule verwiesen werden, muss sie zustimmen. Zu einem
Schulverweis kommt es, wenn ein «wiederholtes und schwerwiegendes»
Fehlverhalten vorliegt. Außerdem werde die Vorgeschichte des Kindes
berücksichtigt, das Ganze muss zudem verhältnismäßig sein. Eltern
können gegen so eine Entscheidung klagen.

Schulverweise sind gar nicht so selten. Zwei Beispiele aus der
Statistik: Im Regierungsbezirk Köln – dort leben etwa 4,3 Millionen
Einwohner – wurden im Schuljahr 2016/2017 534 Schüler von einer
weiterführenden Schule entlassen. Im Regierungsbezirk Arnsberg (3,6
Millionen Einwohner) waren es 237.

Wird ein Jugendlicher der Schule verwiesen, muss eine neue Schule für
ihn gefunden werden. Hier helfe dann die Schulaufsicht, sagt
Ischinsky. Dass ein Jugendlicher in letzter Zeit aller öffentlichen
Schulen in NRW verwiesen wurde, die drastischste Ordnungsmaßnahme,
war zumindest nicht bekannt.

Funktioniere der Regelschulunterricht einfach nicht, gebe es dann
häufig auch den Versuch, die Kinder aus der Regelschule
herauszunehmen. In Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe werde dann
versucht, sie im Einzelunterricht oder in ganz kleinen Gruppen wieder
fit für die Regelschule zu machen, erläutert Dorothea Schäfer, die
Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW.

Aber nimmt die Zahl solcher Schüler in NRW zu? Der Vorsitzende des
Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, hat zumindest
den Eindruck: «Schon länger weisen wir darauf hin, dass Konflikte
schneller und öfter eskalieren und mit derberen Mitteln ausgetragen
werden», teilte er am Mittwoch mit. Er fordert deshalb: Die Politik
müsse die Gewalttat von Lünen zum Anlass nehmen, das Ausmaß an
Verrohung und Gewalt in der Gesellschaft ernstzunehmen und zu
handeln.

29. Januar 2018
von schueler
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Gut gemeint, doch gefährlich: «Elterntaxi» kann Kindern schaden Von Theresa Münch, dpa

Man nennt sie auch die «Generation Rücksitz». Immer mehr Kinder
werden von den Eltern zur Schule kutschiert. Viel zu viele, meinen
Experten. Einen Gefallen täten Mama und Papa dem Nachwuchs nicht.

Karlstad/Berlin (dpa) – Vor Deutschlands Schulen jeden Morgen das
gleiche Bild: Von den Rückbänken der «Elterntaxis» stolpern müde
Kinder mit großen Rucksäcken und trotten Richtung Klassenzimmer. Erst
im Unterricht wachen viele richtig auf. Das müsste nicht so sein,
meinen Psychologen – wenn die Kinder einfach alleine zur Schule
kämen. Eltern, die ihre Sprösslinge jeden Morgen mit dem Auto
kutschieren, verursachen einer schwedischen Studie zufolge nicht nur
Chaos vor dem Schultor, sondern können den Kindern richtig schaden.

«Wir müssen neu über die Schulwege unserer Kinder nachdenken»,
fordert Psychologin Jessica Westman von der Universität Karlstad. Sie
hat Schüler aus 4., 6. und 8. Klassen beobachtet. Das Ergebnis: «Die
Autofahrt macht sie müde und passiv. Am besten ist es, wenn sie mit
Freunden zur Schule kommen, laufen, radfahren oder im Schulbus.»
Kinder, die gebracht würden, verlören die Chance, die Umgebung
auszukundschaften und mit anderen zu interagieren. «Dadurch werden
sie weniger selbstständig und weniger sicher in ihrer Umgebung», sagt
Westman.

In den 70er Jahren machten sich noch mehr als 90 Prozent der
Grundschüler in Deutschland allein auf den Schulweg. Im Jahr 2012 war
es einer Forsa-Umfrage zufolge nur noch jeder zweite, andere Umfragen
sprechen inzwischen von nur noch jedem dritten Grundschüler. Dabei
ist die nächstgelegene Schule in vielen Fällen gar nicht so weit
entfernt oder so schlecht erreichbar, dass Autofahrten nötig wären.

Viele Eltern aber hätten Angst um ihre Kinder oder glaubten
fälschlicherweise, ihnen einen Gefallen zu tun, meinen die Experten.
«Ein Teil der Eltern kümmert sich zu viel um die Kinder und möchte
jede Gefahr ausschließen», sagt der Psychologe Klaus Seifried.
«Manche fahren ihre Kinder auch mit 16 Jahren noch täglich zur
Schule.» Westman vermutet Bequemlichkeit als häufigen Grund für das
Elterntaxi: So können morgens alle ein paar Minuten länger schlafen.

Was den Kindern vorenthalten wird: in einer Gruppe unterwegs zu sein,
Geschichten zu erzählen und Geheimnisse zu haben, Umwege und
Hinterhöfe zu erkunden, mal einen Abstecher zum Kiosk zu machen oder
einen Klingelstreich zu spielen. Seifried meint, dadurch nehme man
ihnen Entwicklungsmöglichkeiten. «Es ist wichtig für Kinder, etwas
selbst zu bewältigen», sagt er. «Gehen sie allein zur Schule,
schaffen sie sich ihren eigenen kleinen Lebensraum, den sie mit ihren
Freunden entdecken.»

Taxi-Eltern dagegen sendeten ihren Kinder die gefährliche Botschaft:
Das traue ich dir allein nicht zu. Dabei, so betont der
Schulpsychologe, reifen Kinder, wenn sie Verantwortung übernehmen.
«Man tut ihnen keinen Gefallen, wenn man ihnen alles abnimmt. Sie
müssen auch lernen, dass man sich für etwas anstrengen muss.»

Das Elternargument, Schulwege zu Fuß seien viel zu gefährlich,
widerlegt Hannelore Herlan von der Deutschen Verkehrswacht mit einer
Statistik. Demnach verunglücken die meisten Kinder im elterlichen
Auto, nicht als Fußgänger auf dem Schulweg. «In der Regel ist es
keine Unfallquelle, wenn Kinder gemeinsam zur Schule gehen», sagt
sie. Kinder, die immer gebracht würden, hätten dagegen häufig
Probleme im Verkehr. «Sie werden erst viel später mündige
Verkehrsteilnehmer, lernen später, sich mit anderen
Verkehrsteilnehmern zu verständigen», sagt Herlan.

Auch der ADAC warnt vor dem Elterntaxi. Das Bewusstsein für
Gefahrensituationen sei bei Kindern größer, die den kurzen Schulweg
allein laufen dürften. Zugleich seien die Kids im Unterricht besser
drauf und konzentrierter, fitter und sozial besser integriert.

«Kinder, die nicht mit anderen laufen oder den Bus nehmen, fühlen
sich oft auch außen vor», ergänzt Westman. Unterhaltung, Pläne
schmieden, Freunde finden, vieles gehe an ihnen vorbei. Die Kinder,
die sie befragt habe, hätten einfach mehr Spaß am Schulweg mit
Mitschülern und Freunden.

Wenn eine Autofahrt trotzdem unbedingt nötig sei, so rät die
schwedische Psychologin zu Fahrgemeinschaften mit Mitschülern und
Freunden. «Der Schulweg kann die Grundlage für den ganzen Tag legen»,
betont Westman. Und wenn Eltern keine andere Wahl hätten, als ihre
Kinder allein zur Schule zu fahren? «Dann sollten sie Spaß mit ihnen
haben, Spiele spielen und lauthals zum Radio mitsingen.»

29. Januar 2018
von schueler
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Nach Verbrechen in Lünen – Schüler in Jugendgefängnis überstellt

Nach dem gewaltsamen Tod eines Schülers in Lünen ist der mutmaßiche
Täter in Untersuchungshaft gekommen. Das Verfahren unterliegt
besonderen Vorschriften. Das Opfer soll am Samstag beerdigt werden.

Lünen/Herford (dpa) – Nach der tödlichen Gewalttat an der
Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen ist der mutmaßliche Täter in
ein Jugendgefängnis überstellt worden. Gegen den 15-Jährigen war
Haftbefehl wegen Mordes erlassen worden. Der Jugendliche soll
am Dienstag einen 14 Jahre alten Mitschüler erstochen haben.

Der 15-Jährige wurde am Mittwoch zunächst in das Jugendgefängnis
in Iserlohn gebracht und am Donnerstag in die Jugend-JVA Herford, wie
der Leiter der JVA Iserlohn mitteilte. Dort sitzt der Jugendliche
in Untersuchungshaft. Die Unterbringung soll bei Jugendlichen so kurz
wie möglich ausfallen. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass die
Verfahren mit besonderer Beschleunigung durchgeführt werden müssen.

Die JVA verfügt über eine Schule. Wie der Jugendliche genau
untergebracht werde, hänge von seinem Verhalten ab, sagte der
Herforder Anstaltsleiter dem Bielefelder «Westfalen-Blatt».

An der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule herrscht unterdessen weiter
Trauer. Der Unterricht läuft aber regulär.
Notfallseelsorger, Psychologen und Sozialarbeiter geben
Unterstützung. Die Internetseite der Schule ist weiter von einer
schwarz untermalten Trauerseite geprägt.

Das 14 Jahre Opfer soll am Samstag in Lünen beerdigt werden, wie aus
einer Traueranzeige der Eltern in den «Ruhr Nachrichten» hervorgeht.

29. Januar 2018
von schueler
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Gehalt ist oft ein Tabuthema unter Kollegen

Köln/Düsseldorf (dpa/tmn) – Viele Arbeitnehmer wüssten gerne, was die
Kollegen verdienen. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie im Team
deswegen über ihr eigenes Gehalt sprechen. Das zeigt eine Umfrage der
Marktforscher von Respondi im Auftrag der Jobbörse Indeed. Gut die
Hälfte der Teilnehmer (53 Prozent) interessiert sich demnach für das
Gehalt der Mitarbeiter. Und drei von vier Arbeitnehmern (76 Prozent)
fänden es sogar in Ordnung, wenn die Kollegen das eigene Gehalt
kennen würden. Tatsächlich ist das aber nur bei knapp jedem Dritten
(29 Prozent) der Fall.

Ein ganz großes Geheimnis macht aber trotzdem nur jeder Neunte aus
seinem Gehalt: Bei 11 Prozent der Befragten weiß außer dem
Vorgesetzten niemand, was er oder sie verdient. Fast drei Viertel (72
Prozent) reden darüber mit ihrem Partner. Und jeder Dritte zieht
seine Eltern (36 Prozent) oder die Freunde (31 Prozent) ins
Vertrauen.

Für die Studie hat Respondi im Januar 2018 gut 1000 Arbeitnehmer
befragt.

29. Januar 2018
von schueler
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Chemie-Lehrer löst Feuerwehreinsatz aus

Bamberg (dpa) – Mit einem Experiment hat ein Chemielehrer kurzzeitig
den Unterricht an einer Bamberger Grundschule lahmgelegt. Nach
Polizeiangaben vom Freitag hatte der Lehrer das Element Magnesium
erhitzt und mit dem dabei entstehenden Rauch den Feueralarm
ausgelöst. Jedoch entstanden keine Flammen. Als die Feuerwehr am
Freitagmittag eintraf, hatten bereits alle Schüler das Gebäude
verlassen. 20 Minuten später konnte die Schule den Unterricht wieder
aufnehmen. Bei dem Vorfall wurde niemand verletzt, es entstand kein
Sachschaden.

29. Januar 2018
von schueler
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Minister: Verbrechen von Lünen steht nicht für wachsende Jugendgewalt

Düsseldorf (dpa) – Das Verbrechen an der Gesamtschule in Lünen
spiegelt nach Einschätzung des NRW-Justizministers Peter Biesenbach
(CDU) nicht die Entwicklung der Jugendkriminalität wider. Im
Zehn-Jahres-Vergleich habe sich die Zahl der verurteilten
jugendlichen Gewalttäter in Nordrhein-Westfalen vielmehr um mehr als
zwei Drittel vermindert, sagte Biesenbach der Deutschen
Presse-Agentur in Düsseldorf. Und dies sei keineswegs auf mildere
Bestrafung zurückzuführen.

Demnach sank die Zahl der verurteilten 14- bis 18-jährigen
Gewalttäter in NRW von 2006 bis 2016 von 3423 auf 1049. Die
Jahresbilanz für 2017 liegt noch nicht vor. Tatsächlich griffen die
Richter auch schon bei Heranwachsenden immer häufiger auf das
strengere Erwachsenenstrafrecht zurück, berichtete der Minister.

An der Lüner Käthe-Kollwitz-Gesamtschule war am Dienstag ein
14-jähriger Junge erstochen worden. Gegen einen dringend
tatverdächtigen 15-jährigen Mitschüler wurde Haftbefehl wegen Mordes
erlassen.

29. Januar 2018
von schueler
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Mit Peilsender in die Schule – Debatte um Schutzranzen-App Von Christine Frischke, dpa

Ein GPS-Sender im Ranzen soll Kinder auf dem Schulweg schützen. Doch
noch vorm ersten Test in Ludwigsburg steht das Projekt «Schutzranzen»
in der Kritik. Geht es den Machern in Wahrheit um die Daten? Und
wollen die Eltern ihre Kinder damit schützen – oder überwachen?

Ludwigsburg (dpa) – Bevor Walter Hildebrandt von den Vorzügen seiner
Erfindung schwärmt, erzählt er erstmal eine Geschichte. Sie handelt
von seinem Sohn und davon wie schwer es ihm fiel, den Jungen früher
alleine zur Schule gehen zu lassen. Die gelbe Warnweste, die er
eigentlich tragen sollte, um besser gesehen zu werden, zog er bald
nicht mehr an. Jeden Tag zur Schule fahren wollte ihn Hildebrandt
auch nicht. «Aber Kinder mögen Digitales, so kam ich auf die Idee.»

Hildebrandt hat nach einer Möglichkeit gesucht, Kinder im
Straßenverkehr besser zu schützen. Das klingt zunächst nach einer
guten Sache. Eigentlich. Und doch hagelt es Kritik – an einer
Schutzranzen-App seines Unternehmens Coodriver mit Sitz im Raum
München. Datenschützer warnen vor einer totalen Überwachung.

Es funktioniert so: Eine App auf dem Smartphone oder ein kleiner
GPS-Sender im Ranzen erfassen die Position des Kindes. Kommt ein
Autofahrer ihm gefährlich nahe, erhält er eine Warnung über sein
eigenes Telefon, visuell und akustisch: «Achtung Kinder» oder auch
«Achtung Schule», wenn er in die Nähe eines Schulgebäudes fährt.
Telefoniert der Fahrer über eine Freisprecheinrichtung, wird das
Gespräch mit der Ansage unterbrochen. So sollen Unfälle vermieden
werden, etwa wenn Schüler von parkenden Autos verdeckt werden.

Das setzt allerdings voraus, das sowohl Kind als auch Fahrer die
Anwendung installiert haben. Für Eltern bietet sich noch eine weitere
Funktion: Sie können feststellen, wo sich ihr Nachwuchs aufhält.

Für einen Test hat das Unternehmen die Stadt Ludwigsburg
(Baden-Württemberg) gewonnen. «Wir wollen zusammen mit den Eltern als
erste Stadt in Deutschland eine flächendeckende Verbreitung der
Schutzranzen-App erreichen», erklärte Oberbürgermeister Werner Spec
im vergangenen Jahr. Momentan informiert die Stadt Schulen und
Elternbeiräte über das Projekt. Einen Starttermin gibt es nicht.

Auch in Wolfsburg (Niedersachsen) wollte man den Praxis-Test machen,
doch inzwischen ist die Stadt zurückgerudert. Es gebe noch Klärungs-
und Kommunikationsbedarf. Volkswagen hatte 2016 ebenfalls Interesse
bekundet und eine Partnerschaft mit Coodriver unterzeichnet. Die
Anwendung sollte in das Anzeige- und Bedienkonzept neuer Modelle
integriert werden. Nach Auskunft des Konzerns wird das Projekt jedoch
bereits seit dem vergangenen Jahr nicht mehr weiterverfolgt.

Kritik kommt auch von der niedersächsischen Datenschutzbeauftragten
Barbara Thiel. «Wenn Eltern jederzeit per Knopfdruck die Position
ihrer Kinder erfahren können, stellt das eine Totalüberwachung dar»,
sagte sie. «Die Aussage, dass die Positionsdaten der Kinder nur
anonym in die Cloud übermittelt werden, ist zumindest zweifelhaft.»

Auch der Verband Bildung und Erziehung hat wenig für das Projekt
übrig. «Ich warne mit Nachdruck davor, sich trügerischen Sicherheiten
im Tausch von Daten hinzugeben», sagt der Bundesvorsitzende Udo
Beckmann. Es sei nicht Aufgabe der Eltern, stets zu wissen, wo ihr
Kind sei, sondern sie fit für den Straßenverkehr zu machen.

Noch deutlicher wird der Bielefelder Verein Digitalcourage, der auf
seinem Blog von einer neuen Stufe der Kinderüberwachung schreibt.
«Wenn man das zu Ende denkt, müsste man jeden Fahrer, jedes Kind mit
der App ausstatten, das ist utopisch», sagt eine Sprecherin. Zudem
beklagen die Datenschützer mangelnde Transparenz – Daten gingen über
die Server etwa an Google, Amazon und Microsoft.

«Wir wollen keine Daten verkaufen und speichern sie auch nicht»,
wehrt sich Hildebrandt. Alles werde verschlüsselt. Um sich zu
registrieren, genüge ein Pseudonym. «Kein Autofahrer bekommt die
exakte Position eines Kindes.» Die App zeige lediglich Sektionen mit
einem Radius von 150 Metern an, in der sich Kinder aufhielten. Für
ein gutes Ergebnis brauche auch nicht jeder den digitalen Schutz –
eine Abdeckung von 30 Prozent genüge.

Auch auf die Überwachungs-Vorwürfe hat Hildebrandt eine Antwort. Denn
zumindest über die App können Eltern die Kinder nicht automatisch
lokalisieren. «Das Kind muss die Funktion selbst freischalten und
kann sie auch jederzeit wieder deaktivieren.»

Ludwigsburg hält weiter an der Partnerschaft fest. Aber auch hier ist
die Kritik angekommen. Datenschutz und -sicherheit hätten höchste
Priorität, heißt es in einer Stellungnahme. Die Stadt will nun
Datenschützer, Polizei, ADAC, Schulen und Eltern an einen Tisch
holen, um über die Bedenken zu diskutieren.

29. Januar 2018
von schueler
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Internetbotschafterin Joost wurde für einen Teil ihrer Arbeit bezahlt

Berlin (dpa) – Die laut Bundeswirtschaftsministerium «ehrenamtlich»
arbeitende Internetbotschafterin der Bundesregierung, Gesche Joost,
ist für einen Teil ihrer Tätigkeit bezahlt worden, laut Medien mit
50 000 Euro pro Jahr. Das gehe aus Unterlagen des Ministeriums
hervor, die gemeinsam ausgewertet worden seien, berichteten das
Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» und das ARD-Magazin «Report Mainz»
am Samstag. Die Professorin für Designforschung an der Universität
der Künste Berlin habe vor Vertragsbeginn 2014 eine
«Aufwandsentschädigung» durchgesetzt, mit Hilfe des damaligen
Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel (SPD).

Auf der Internetpräsenz des Ministeriums findet sich dazu kein
Hinweis. Dort heißt es über Joost: «Die Digitalen Champions der
europäischen Mitgliedstaaten sind ausgewiesene Persönlichkeiten, die
sich in ihren jeweiligen Ländern ehrenamtlich für eine Verbesserung
des Zugangs zu digitalen Technologien und Diensten einsetzen.»

Joost betonte in einer Antwort auf eine Anfrage der Deutschen
Presse-Agentur, ihr Vertrag mit dem Wirtschaftsministerium habe zwei
Aufgabenbereiche umfasst: Einerseits das Amt des Digital Champion für
Deutschland auf EU Ebene. Nur diese Tätigkeit sei ehrenamtlich.
Andererseits habe sie Leistungen für das Ministerium wie etwa die
«Koordinierung und Vernetzung bei der Abstimmung und Umsetzung der
Digitalen Agenda für Deutschland und für Europa» erbracht, für die
sie «moderat» bezahlt worden sei.

Den weiteren Vorwurf der beiden Medien, dass ihre Berufung 2015 in
den Aufsichtsrat des Software-Konzerns SAP einen Interessenkonflikt
zu ihrer Tätigkeit als Internetbotschafterin auslösen könnte, wies
Joost zurück. «Interessenkonflikte gab es nicht, weil ich keine
klassischen Beratungsleitungen für Dritte erbrachte, und nur solche
waren im Vertrag benannt», betonte sie gegenüber dpa. Das Ministerium
habe auch keine Bedenken geäußert.

29. Januar 2018
von schueler
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Peilsender im Ranzen – Kritik an Test mit Ludwigsburger Schülern

Ludwigsburg (dpa) – Mit einem Peilsender im Ranzen will ein
Unternehmen den Schulweg von Kindern sicherer machen. Getestet werden
soll das Projekt mit Schülern in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) –
doch noch vor dem Start hagelt es Kritik. Datenschützer werfen der
App mit dem Namen «Schutzranzen» Intransparenz und eine Überwachung
der Kinder vor. Im niedersächsischen Wolfsburg, wo ebenfalls ein
Testlauf geplant war, wurde das Projekt auf Eis gelegt. In
Ludwigsburg hält man an der Idee fest, sucht aber den Dialog. In
einer Stellungnahme schreibt die Stadt, sie wolle Datenschützer,
Polizei, ADAC, Schulen und Eltern an einen Tisch holen, um über die
Bedenken zu diskutieren.

«Schutzranzen» funktioniert über eine App oder einen GPS-Sender, den
die Kinder dabei haben. Darüber wird ihre Position erfasst. Kommt ein
Autofahrer ihnen gefährlich nahe, erhält er eine Warnung über sein
eigenes Telefon, visuell und akustisch: «Achtung Kind» oder auch
«Achtung Schule», wenn er in die Nähe eines Schulgebäudes fährt. So
sollen Unfälle vermieden werden. In der Kritik steht eine weitere
Funktion: Eltern können über das Programm des bayerischen
Unternehmens feststellen, wo sich der Nachwuchs gerade aufhält.