Belm (dpa) – Im politischen Streit um eine vollverschleierte
Schülerin aus Belm bei Osnabrück haben Wissenschaftler vor der Gefahr
einer Radikalisierung gewarnt. Der Islamismus-Experte Werner
Schiffauer von der Universität Frankfurt/Oder lehnte eine politische
Diskussion um die vollverschleierte Zehntklässlerin, die seit drei
Jahren mit einem Nikab im Unterricht sitzt, ab. Es sei aus
pädagogischen Gründen nicht sinnvoll, aus dem Fall eine
«Staatsaffäre» zu machen. Wenn der Schulfrieden nicht gestört sei,
rate er zu einem «weichen Kurs», zuviel Druck könne zu einer
Radikalisierung führen. Davor warnte auch die islamische Theologin
Silvia Horsch von der Universität Osnabrück.
Seit dem Herbst wird in der niedersächsischen Politik der Fall der
16-Jährigen aus Belm diskutiert. Die CDU im Landtag wirft
Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) in dem Fall «Nichtstun»
vor und forderte sogar eine Anklage gegen sie wegen vorsätzlicher
Verletzung ihres Amtseides. Das Ministerium sieht einen Einzelfall
und will der Schülerin den Abschluss der Schule ermöglichen.