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Unter Strom – Elektroanlagenmonteure kümmern sich um Oberleitungen Von Inga Dreyer, dpa

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Blitzableiter, Oberleitungen, Generatoren: Elektroanlagenmonteure
warten die Steuerungs- und Meldetechnik etwa bei Straßenbahnen. Wer
die Ausbildung ergreift, arbeitet fast die ganze Zeit im Freien. Und
es braucht viel Konzentration: Der Job kann gefährlich sein.

Mainz (dpa/tmn) – Ob Schnee oder Sommerhitze – Elektroanlagenmonteure
sind bei ihrer Arbeit Wind und Wetter ausgesetzt. Für Jaime Celorio
ist das kein Nachteil. Im Gegenteil: Er habe sein Hobby zum Beruf
gemacht, erzählt der 31-Jährige, der nun bei der Deutschen Bahn sein
zweites Lehrjahr beginnt. Nach einer Ausbildung im pharmazeutischen
Bereich habe er sich noch einmal ganz neu orientiert. «Ich hatte
schon immer großes Interesse an Elektrotechnik und habe alles
repariert – vom Computer bis zur Lampe.» Außerdem sei er gerne
draußen. «Immer nur drin zu hocken, ist nichts für mich.»

Elektroanlagenmonteure installieren, warten und reparieren
Generatoren, Laternen, Blitzableiter, Überwachungsanlagen, aber auch
Straßenbahn-Oberleitungen sowie Photovoltaik- und Windkraftanlagen.
Sie nehmen Schaltanlagen in Betrieb, überprüfen und messen ihre
Funktionstüchtigkeit. Bei der Deutschen Bahn werden sie vor allem im
Bereich der Oberleitungen gebraucht. Sie sind auf den Strecken
unterwegs und wechseln etwa den Fahrtdraht aus.
Elektroanlagenmonteure prüfen beispielsweise, wo Vögel in die Leitung
geflogen sind und dadurch Kurzschlüsse verursacht haben.

Bohren, fräsen, schweißen: Die Grundlagen der Metallverarbeitung
lernt Celorio bei der Deutschen Bahn im ersten Jahr in der
Ausbildungswerkstatt. Im zweiten Jahr sind die Auszubildenden
häufiger in den Betrieben an verschiedenen Standorten unterwegs.
Innerhalb der dreijährigen Ausbildung besuchen sie zwischendurch
immer wieder für mehrere Wochen die Berufsschule.

Wer den Beruf ergreifen will, muss vielseitig begabt sein. Interesse
an Elektrotechnik, Mechanik und Metallbearbeitung sind Fähigkeiten,
die Auszubildende mitbringen sollten. «Fast 90 Prozent der Zeit
arbeiten sie im Freien», sagt Jürgen Zeinar, Ausbilder der DB Netz
AG. Eine weitere Herausforderung sind die Arbeitszeiten.
Elektroanlagenmonteure sind vor allem dann unterwegs, wenn sie den
Zugverkehr am wenigsten stören: nachts, am Wochenende und an
Feiertagen. Trotzdem fänden sich genug Interessenten für die
Ausbildungsplätze.

«Ich finde, dass das ein toller Beruf ist. Das ist etwas anderes, als
am PC zu sitzen», sagt Zeinar über den Elektroanlagenmonteur. Jaime
Celorio sieht das ähnlich: «Was mir am meisten Spaß macht, ist, dass
man so viel unterwegs ist und Probleme direkt löst.»

Elektroberufe sind anspruchsvoll – schon allein, da die Branche
ständig im Wandel ist. Bewerber sollten neben naturwissenschaftlichem
und technischem Verständnis auch Geschicklichkeit, Sorgfalt und ein
hohes Verantwortungsgefühl mitbringen, sagt Herbert Tutschner vom
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Die Arbeit mit
Elektrik birgt immer Risiken – ein Stromschlag kann schnell zu
tödlichen Unfällen führen.

Frauen sind unter Elektroanlagenmonteuren immer noch selten zu
finden. 2014 waren es bei 150 Anfängern nur sechs weibliche
Auszubildende. Die Berufsaussichten für Absolventen schätzt der
Ausbildungsexperte generell im Elektrobereich als sehr gut ein.

Trotzdem sind die Ausbildungszahlen bei Elektroanlagenmonteuren in
den vergangen Jahren rückläufig. Während der Deutsche Industrie- und
Handelskammertag (DIHK) im Jahr 2010 noch fast 540 Azubis zählte,
waren es 2015 nur noch rund 380 – immerhin ein Rückgang um fast 30
Prozent. Daraus könnte man auf eine sinkende Nachfrage schließen,
sagt Anja Schwarz, Ausbildungsexpertin beim DIHK. Zumindest für die
Deutsche Bahn gilt dies aber nicht.

Voraussetzung für die Bewerbung bei der Deutschen Bahn als Azubi sei
die mittlere Reife, erklärt Jürgen Zeinar. Rein rechtlich ist
allerdings kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. Die
Ausbildungsvergütung für Elektroanlagenmonteure liegt bei der
Deutschen Bahn zwischen 840 und 1030 Euro, hinzu kommen Zulagen für
Nacht- und Wochenendarbeit. Es kann woanders aber auch deutlich
weniger sein. Anlagenmonteure können sich nach der Ausbildung zum
Fahrwegmechaniker und zum Meister in den Bereichen Leit- und
Sicherungstechnik oder Elektrotechnik weiterbilden.

Jaime Celorio hat schon eine konkrete Vorstellung, wie es weitergeht.
«Worauf ich mich immer besonders freue, ist der TVT», erzählt er. Das
sogenannte Turmverbrennungstriebfahrzeug mit Hebebühne ist speziell
für die Arbeit an Oberleitungen konzipiert. Für Celorio steht schon
fest, was er nach seiner Ausbildung machen möchte: Einen Führerschein
für den TVT.

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