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Nicht nur Nagellack: Kosmetikerinnen brauchen viel Fachwissen

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Ob Waxing oder Pediküre: Der Termin bei der Kosmetikerin hat in
vielen Kalendern einen festen Platz. In dem Job geht es aber nicht
nur um den schönen Schein, sondern auch um fundiertes Wissen. Bei der
Wahl des Ausbildungswegs sollten Nachwuchskräfte daher gut aufpassen.

Frankfurt/Main (dpa/tmn) – Als sich Nora Assili dafür entschied,
Kosmetikerin zu werden, war in ihrem Umfeld vermutlich niemand
überrascht. «Es hat mir immer schon Spaß gemacht, meine Freundinnen
zu schminken und Massagen zu machen», erzählt sie. Die 21-Jährige
absolviert eine einjährige Vollzeitausbildung an der Berufsfachschule
für Kosmetik und Make-up «S. Schäfer» in Frankfurt am Main.

Gut die Hälfte ihrer Schulzeit ist um – und Assili nach wie vor
begeistert. «Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so viel Spaß macht,
die Kunden zu beraten», sagt sie. Dabei gehe es nicht nur um die
Behandlung selbst. «Es macht fast noch mehr Spaß, den Menschen etwas
mitzugeben, was sie zu Hause noch für die Pflege tun können.»

Der Beruf ist eine klassische Frauendomäne, sagt Sevgi Schäfer. Sie
ist die Inhaberin der Schule, die Assili besucht, und Vorsitzende des
Zentralverbandes deutscher Kosmetikfachschulen. «Es ist ein sehr
schöner Beruf, aber man sollte ihn nicht durch eine rosarote Brille
sehen», sagt Schäfer. Fundiertes Fachwissen rund um Maniküre und
Pediküre, Haarentfernung und Hautpflege sei genauso wichtig wie der
richtige Umgang mit Kunden. «Man sollte Menschen mögen und in der
Lage sein, selbst einen Schritt zurückzutreten.»

So sieht es auch Barbara Fehrenbach vom Bundesverband deutscher
Kosmetiker/innen. Sie ist selbst Kosmetikerin und nach langer
Selbstständigkeit heute Spa-Leiterin in einem Wellnesshotel in
Triberg im Schwarzwald. «Ganz wichtig in dem Beruf ist
Einfühlungsvermögen, denn man kommt den Menschen sehr nahe.» Ein
gepflegte Äußeres und Sinn für Ästhetik, gute Noten in Chemie und
Biologie sowie Sorgfalt seien ebenfalls gefragt – genau wie ein
gewisses Verkaufstalent.

Kosmetikerinnen werden zwar auch im dualen System ausgebildet, also
zwei oder drei Jahre in Betrieb und Berufsschule. Das ist aber eher
die Ausnahme als die Regel, erklärt Schäfer. In Deutschland lernen
die meisten angehenden Kosmetikerinnen daher an privaten Schulen.

Nora Assili begann ihre Ausbildung in einem Kosmetikinstitut,
wechselte dann aber doch an eine Schule. Auszubildende bekommen in
den Lehrjahren eine Vergütung, nach Angaben von Barbara Fehrenbach
beginnend bei etwa 400 Euro. An den Schulen ist es anders: Kostenlos
sind nur wenige staatliche Einrichtungen in Deutschland. Wer eine
private Schule besucht, muss selbst zahlen – nach Angaben von Schäfer
zwischen 5000 und 7000 Euro.

Häufig ist die Ausbildung auch berufsbegleitend möglich. Einsteigern
rät die Schulleiterin aber zu einer einjährigen Vollzeitausbildung,
am besten einer staatlich anerkannten. Deren Rahmenlehrplan wird vom
zuständigen Landesministerium geprüft.

Das schützt angehende Kosmetikerinnen vor den schwarzen Schafen in
der Branche. Denn der Beruf ist zwar anerkannt, aber nicht geschützt.
«Da gibt es Privatschulen, die machen Wochenendausbildungen, oder man
kann im Internet DVDs kaufen mit dazugehörigem Zertifikat», erzählt
Fehrenbach. Wer sich gründlich informiert, kann solche Mogelpackungen
aber leicht erkennen, sagt Schäfer. «Man schaut sich die Schule an,
führt ein Gespräch und lässt sich herumführen. Auf keinen Fall sollte
man sich nur aufgrund der Homepage anmelden.»

Angehende Kosmetikerinnen lernen im Idealfall alles rund um Beratung
und Behandlung im Bereich Körperpflege. Dazu gehören
Hygienevorschriften, Dermatologie und Anatomie – genauso aber auch
Warenverkauf, Wirtschafts- und Berufskunde. Praktisch üben sie
komplette Behandlungsabläufe ein, von der Hautreinigung bis zum
Make-up. «Da gibt es eine Kundenkartei mit Modellen», erklärt
Fehrenbach. «Zuerst üben die Schüler an sich gegenseitig, manche
bringen auch Verwandte zum Üben mit, alles geschieht natürlich unter
Aufsicht.»

Die beruflichen Einsatzgebiete für gelernte Kosmetikerinnen sind
vielfältig. Sie arbeiten in Hautarztpraxen, Kliniken oder
Ärztezentren, in Kosmetikfirmen, Apotheken und Parfümerien sowie auf
Kreuzfahrtschiffen, in Wellness- oder Skihotels. «Wir haben aktuell
unglaublich viele freie Stellen, die nicht zu besetzen sind«, sagt
Schäfer. «Es werden händeringend Fachkräfte gesucht», sagt auch
Barbara Fehrenbach. Einen Tarif gibt es nicht. Ein gutes
Einstiegsgehalt für angestellte Kosmetikerinnen liegt nach Angaben
der Expertin bei etwa 2000 Euro.

Nicht zuletzt bietet sich der Beruf mit eigenem Kosmetikstudio für
die Selbstständigkeit an. Dafür braucht man lediglich einen
Gewerbeschein. Das hat auch Nora Assili im Blick: «Gerade in der
Kosmetik kann es nur perfekt sein, wenn man nach seinen Vorstellungen
und Prinzipien arbeitet.» Vorher will sie aber in einer
Festanstellung Erfahrungen sammeln.

Dazu rät auch Schulleiterin Schäfer. Und Barbara Fehrenbach weiß aus
Erfahrung: «In dieser Branche herrscht ein harter Konkurrenzkampf,
und es wird oft ganz falsch angefangen. Mit Spezialisierung und einem
guten Gesamtkonzept kann man sehr erfolgreich sein.» Wichtig seien
daher neben der Berufserfahrung auch betriebswirtschaftliche
Kenntnisse.

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