Berlin (dpa) – Angesichts des Lehrkräftemangels an Grundschulen
müssen die Kultusministerien nach Ansicht der Gewerkschaft Erziehung
und Wissenschaft (GEW) vor allem um Quer- und Seiteneinsteiger
werben. Diese müssten «sofort berufsbegleitend nachqualifiziert und
durch Mentoringprogramme unterstützt werden», sagte die
GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Mittwoch in Frankfurt am Main. Dafür
müsse es bundesweit einheitliche Standards geben. Die Begriffe Quer-
und Seiteneinsteiger beschreiben laut GEW Akademiker, die ohne
Lehrerausbildung in den Schuldienst kommen.
Zugleich müssten die Ausbildungskapazitäten für Lehrkräfte deutlich
hochgefahren werden. «Es ist vollkommen unverständlich, dass es noch
Studiengänge für das Lehramt an Grundschulen gibt, die mit einem
Numerus clausus (NC) belegt sind», betonte Tepe. Damit mehr junge
Menschen ein Lehramtsstudium aufnehmen, müsse der Beruf
attraktiver gemacht und die Arbeitsbedingungen verbessert werden.
Dazu gehöre auch eine angemessene Bezahlung. «Im Moment werden fast
alle Lehrkräfte an Grundschulen deutlich schlechter bezahlt als ihre
Kolleginnen und Kollegen an anderen Schularten – trotz gleichlanger
Ausbildung und gleichwertiger Arbeit», beklagte die GEW-Vorsitzende.
Lehrkräfte müssten zudem von administrativen Aufgaben entlastet
werden. Weil Schulen Sekretärinnen oder IT-Kräfte fehlten, würden
diese Aufgaben oft von Lehrkräften erledigt. «Den Lehrerinnen und
Lehrern fehlt dann wiederum die Zeit, um die Schülerinnen und Schüler
individuell zu unterstützen.»
Unterstützung bräuchten Schulen auch von Sozialarbeiter und
Psychologen. Nur so könnten sie die Anforderungen einer zunehmend
heterogenen Schülerschaft meistern, sagte die GEW-Vorsitzende Tepe.