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Lange Tage und viel Input: Fünf Azubis erzählen vom Anfang der Lehre Von Aleksandra Bakmaz

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Was erwartet mich in der Ausbildung? Diese Frage kann kaum jemand
Anfängern so gut beantworten wie jene, die am Ende ihrer Ausbildung
sind. Ein Ratgeber – von Azubi zu Azubi.

Hamburg (dpa/tmn) – «Sei immer pünktlich und frag‘ alles nach, was Du
nicht verstehst»: Eltern haben so allerlei Tipps auf Lager, wenn es
um den Start der Ausbildung geht. Doch ihre Ausbildungszeit ist im
Zweifel schon sehr lange her. Was raten jene, die jetzt gerade am
Ende ihre Ausbildung sind? Fünf Auszubildende aus fünf
unterschiedlichen Bereichen erzählen.

– Industriekaufmann: «Erstelle eine Übersicht»: Das war eine der
ersten Aufgaben, die Leon Merse als angehender Industriekaufmann beim
Nivea-Konzern, Beiersdorf AG in Hamburg, erledigen sollte. Ein Wurf
ins kalte Wasser? «Eher nicht, wir wurden in Stufen an das
Arbeitsleben herangeführt», erzählt der 19-Jährige. Mit
Eigenständigkeit musste der Auszubildende trotzdem früh glänzen.
«Eine positive Überraschung war, dass viele Abteilungen uns Azubis
eine Menge Eigenverantwortung übertragen haben.»

Von Beginn an noch mehr Mut zum aktiven Handeln, würde Leon bei einem
erneuten Start der Ausbildung zeigen und allen Anfängern raten:
«Scheut euch nicht, nur weil ihr neu seid – eure Ansichten sind auch
wichtig und werden gehört.» Seine Empfehlung: «Wenn ihr gute Ideen
habt, sprecht darüber!» Ganz anders, als in der Schule sei, dass das
eigene Handeln noch mehr im Mittelpunkt steht: «Die eigene Rolle im
Team wirkt sich letztendlich auch auf den Erfolg aus.»

– Bankkaufmann: Eigentlich hätte Frederik Studemund nach seinem
Abitur wie die meisten auch studieren können. Stattdessen macht der
21-Jährige eine Lehre zum Bankkaufmann bei der Hamburger Sparkasse
(Haspa). «Nach so vielen Jahren Theorie in der Schule war mir die
Praxis einfach wichtiger», sagt der Azubi. Was ihn am meisten während
der Lehre beeindruckt hat, war die schnelle Integration ins Team.
«Ich war vom ersten Tag an ein vollwertiges Mitglied.» Ganz anders im
Vergleich zur Schule waren die Arbeitszeiten. «Die Umstellung war
nicht leicht, nach der Arbeit war ich in der Anfangszeit häufig
groggy.»

Deshalb der Tipp: «Auch wenn man müde ist, sollte man sich nach der
Arbeit aufraffen und was unternehmen – einen Ausgleich zum
Arbeitsalltag schaffen.» Darauf würde Frederik achten, wenn er wieder
von vorne anfangen könnte. Außerdem würde der Hamburger noch mehr
einfordern. «Man bekommt während der Ausbildung zwar viel
Unterstützung, sollte sich aber auch selbst um Aufgaben und Feedback
kümmern.»

– Elektroniker: Eric Krille macht eine Ausbildung zum Elektroniker
für Betriebstechnik bei Siemens in Hamburg, Division Windenergie.
Ausgelernt verbringt der 22-Jährige dann zwei Wochen an Land und zwei
Wochen auf einem Wartungsschiff für Windanlagen auf hoher See.
Während der Ausbildung durfte er das schon einmal erproben. «Da
müssen Partner und Familie mitspielen», sagt der Fachabiturient.
Schwierig sei es zu Hause aber nicht gewesen.

«Am meisten überrascht hat mich an der Ausbildung, dass wir sehr viel
selbstständig lernen durften und weniger Frontalunterricht hatten.»
Das sei der größte Unterschied im Vergleich zur Schulzeit gewesen.
«Wir hatten neben der Berufsschule im Betrieb auch extra Kurse, in
denen wir Interessen und Wissen vertiefen konnten.» Im Nachhinein
würde der Azubi nichts anders machen. «Ich bin unvoreingenommen an
die Ausbildung rangegangen und habe in der Lehre mitgenommen, was
geht.» Das rät er auch allen Anfängern.

– Mechatronikerin: Sina Pachner ist eine Praktikerin. In der
Ausbildung zur Mechatronikerin bei Bosch in Schwieberdingen konnte
die 19-Jährige kaum etwas überraschen. «Ich habe mich gründlich auf
die Lehre vorbereitet, auch mit einem Praktikum», erzählt die
ehemalige Realschülerin. Das würde sie auch künftigen Azubis, vor
allem den weiblichen, empfehlen. «So verlieren gerade Frauen die
Hemmungen und Vorurteile vor einem technischen Beruf.» Grundsätzlich
könne man so auch prüfen, ob man dafür überhaupt geeignet ist.

Während man in der Schule fast den ganzen Tag lang nur sitzt, muss
Pachner sich in ihrem Job viel bewegen. «Das war am Anfang
anstrengend, ist aber nur Gewöhnungssache.» Auch an die
Arbeitskleidung mit den Sicherheitsschuhen gewöhne man sich schnell.

– Fachinformatiker: Als angehender Fachinformatiker für
Systemintegration kümmert sich Hannes Schmidt bei Adidas in
Herzogenaurach unter anderem um den Kundensupport. «Eine Überraschung
war die viele Verantwortung ganz zu Beginn», erklärt der 19-Jährige.
Auch dass er relativ viel Englisch sprechen musste. «Ich hätte nie
gedacht, dass die Arbeit so international ist und ich mit so vielen
Kollegen aus aller Welt täglich zu tun habe.»

Im Vergleich zur Schule müsse man während der Lehre viel präsenter
sein. «In der Anfangszeit war ich deshalb nach der Arbeit auch ganz
schön geschafft.»

Die Ausbildung des einstigen Realschülers endet im Juli. «Wenn ich
wieder anfangen dürfte, würde ich mich noch gezielter auf den Job
vorbereiten.» Sprich: Viele Informationen über das Unternehmen und
mögliche Aufgaben sammeln. «So fühlt man sich später im Berufsalltag
noch sicherer.»

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