Schwerin (dpa) – Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela
Schwesig (SPD) steht wegen der Entscheidung, ihr älteres Kind zum
Schuljahresbeginn auf eine Privatschule zu schicken, in der Kritik.
Nach Ansicht der Links-Opposition im Landtag offenbart der Schritt
die Mängel und Lücken im staatlichen Schulsystem. Über Jahre hinweg
seien die öffentlichen Schulen in Mecklenburg-Vorpommern kaputt
gespart und Schulleitungen ans Gängelband gelegt worden. Wenn
Schwesig nun ihr Kind zum Start der fünften Klasse auf eine
Privatschule schicke, drücke dies auch mangelndes Vertrauen in das
von ihr als Regierungschefin verantwortete staatliche System aus,
sagte Linksfraktionschefin Simone Oldenburg am Dienstag.
Schwesig hatte gegenüber dem NDR, der zuvor über den Fall berichtete,
den Schulwechsel mit der Nähe zur Wohnung der Familie begründet.
Oldenburg entgegnete, anderen Familien, die nicht das Schulgeld
aufbringen könnten, bleibe für ihre Kinder nur die örtlich zuständige
Schule. Damit bestimme entgegen dem Versprechen der SPD das Einkommen
der Eltern doch über die Bildungschancen der Kinder. In
Mecklenburg-Vorpommern besuchen etwa elf Prozent der Schüler
Privatschulen. Nur in Bayern liegt der Anteil noch höher.
Kritik an Schwesig kam auch von der Schulleitungsvereinigung des
Bundeslandes. Deren Vorsitzende Heike Walter sagte, es stelle sich
die Frage, ob die Ministerpräsidentin doch nicht das Vertrauen in die
öffentlichen Schulen habe. Schwesigs Entscheidung habe einen
«bitteren Beigeschmack», zitiert der NDR Walter.