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Kopftuch für Kinder: Integrationsexperte beklagt aufgeheizte Debatte

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Berlin (dpa) – Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für
Integration und Migration (SVR) beklagt die neuerliche Aufregung um
das Kopftuch für junge Mädchen. «Das ist eine sehr aufgeheizte
Diskussion», sagte der stellvertretende Ratsvorsitzende Haci Halil
Uslucan der Deutschen Presse-Agentur. Das nordrhein-westfälische
Integrationsministerium prüft aktuell ein Kopftuchverbot für
muslimische Mädchen unter 14 Jahren. Mit dem 14. Geburtstag ist man
in Deutschland religionsmündig. Jugendliche können dann selbst über
ihre Religionszugehörigkeit entscheiden.

Uslucan, der in Essen Universitätsprofessor für Türkeistudien ist,
betonte: «Aus religiöser islamischer Perspektive gibt es keinen
Grund, vor dem Erreichen der Geschlechtsreife ein Kopftuch zu
tragen.» Dass einige religiöse Eltern ihre Kinder trotzdem mit
Kopftuch in die Schule und zum Teil sogar in den Kindergarten
schickten, habe aber wohl das unausgesprochene Motiv, «dass das
Kopftuch, wenn es die Mädchen schon sehr früh tragen, zum Habitus
gehört, so dass sie es später im Teenageralter gar nicht mehr
hinterfragen». Die Religion werde so zu einer «zweiten Haut», die man
nicht mehr abstreift.

Dass heute mehr muslimische Eltern ihre Töchtern ermunterten,
Kopftuch zu tragen, habe nicht nur mit der gestiegenen Zahl von
Flüchtlingen aus islamischen Ländern zu tun, fügte Uslucan hinzu. Ein
weiterer Faktor sei das heute größere Selbstbewusstsein der
Migranten-Gemeinden. «Die Muslime der Gastarbeitergeneration hätten
es nicht gewagt, ihre Vorstellungen so selbstbewusst durchzusetzen
wie heute die muslimischen Eltern der zweiten und dritten
Generation.» Dies gelte sowohl für den islamischen
Religionsunterricht als auch für das Kopftuch.

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