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Konzern, Start-up oder Amtsstube: Welcher Arbeitsplatz passt zu mir?

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Jede Art von Arbeitgeber hat so ihre Eigenheiten: Hier gibt es mehr
Geld, aber kaum Kontakt zu den Kollegen. Anderswo ist der
Zusammenhalt größer, dafür gibt es kaum Weiterbildung. Und da drüben
lockt die Freiheit – und gleichzeitig droht der Burnout.

Düsseldorf/Wetter (dpa/tmn) – Der passende Beruf ist gefunden, die
Ausbildung abgeschlossen. Jetzt geht es darum, den richtigen
Arbeitgeber zu finden. Lieber in einem Großkonzern oder bei einem
kleineren Unternehmen arbeiten? Wie wäre es, bei einem Start-up
mitzumischen? Oder doch besser einen vermeintlich sicheren Job im
öffentlichen Dienst anpeilen? Jeder Arbeitgeber hat Vorteile – und
auch immer etwas, das gegen ihn spricht. Ein Überblick:

– Großkonzern: Die Arbeitsabläufe sind etabliert, die Bezahlung ist
oft sehr gut. «Hinzu kommen häufig flexible Arbeitszeitmodelle», sagt
Yasmin Kurzhals, Karriereberaterin bei Von Rundstedt & Partner. Auch
zeitweise im Homeoffice zu arbeiten, ist bei vielen Konzernen eher
möglich als anderswo. Hinzu kommen Benefits neben dem Gehalt – etwa
Firmen-Smartphones, Jobtickets oder Rabatte. Und auch ein großes
Weiterbildungsangebot ist keine Seltenheit.

Anderseits sind die Karrierewege bei Großkonzernen häufig fest
vorgegeben. «In solchen Unternehmen kann es schwierig für jene
Arbeitnehmer werden, die bestimmte Abläufe verändern wollen», so
Kurzhals. Ein Nachteil kann zudem sein, dass die Aufgaben des
Einzelnen sehr spezifisch sind. Zudem geht es in Konzernen häufig
anonym zu: Man kennt zwar die Kollegen in der eigenen Abteilung,
vielleicht noch die von nebenan. Aber der Rest der Belegschaft bleibt
oft fremd.

– Kleine Firmen und Mittelständler: «Dort ist die Atmosphäre aufgrund
der Betriebsgröße oft persönlicher», erklärt Johannes Wilbert,
Karriereberater und Leiter des Instituts zur Berufswahl. Einer kennt
den anderen – und sogar den Chef. All das stärkt das
Zusammengehörigkeitsgefühl: Häufig ist die emotionale Bindung zur
Firma hier größer als in einem Konzern. Bei einem kleineren Betrieb
wird außerdem nicht so sehr auf Spezialisten gesetzt, sondern eher
auf Allrounder.

Ein Beispiel: Während bei einem Konzern ein Mitarbeiter in der
Personalabteilung vielleicht nur Gehaltsabrechnungen macht, erledigt
ein Beschäftigter bei einem kleineren Betrieb alle Aufgaben, die rund
um Personalfragen anfallen. Mehr Geld bekommt er dafür aber meist
nicht. «Die Bezahlung ist häufig schlechter als im Großkonzern», sagt
Thomas Röser vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung
(DVB). Und auch in Sachen Entwicklungsmöglichkeiten und flexible
Arbeitszeiten hinken kleinere Betriebe den größeren oft hinterher.

– Start-up: Jeder darf und soll sich mit seinen Talenten und Ideen
einbringen – und hat so reichlich Gelegenheit, sich auszuprobieren.
Die Hierarchien sind flach, manchmal gibt es noch keine festen
Strukturen. «Das bringt es mit sich, dass es dann auch schon mal
etwas chaotisch zugeht», so Röser. Wer ein Start-up gründet, ist
außerdem oft hochmotiviert. «Oft genug überträgt sich das auch auf
die Mitarbeiter», sagt Wilbert. Dadurch macht die Arbeit vielleicht
mehr Spaß – dauert aber manchmal bis spät am Abend.

Der Umgang in einem Start-up ist meist ungezwungen, oft auch familiär
bis freundschaftlich. «Arbeiten bei einem Start-up ist allerdings wie
Handeln an der Börse», erklärt Röser. Sprich: Es gibt Risiken.
Niemand weiß schließlich, ob die Geschäftsidee sich am Markt
durchsetzt – und damit auch nicht, ob es das Unternehmen in ein paar
Jahren noch gibt.

– Öffentlicher Dienst: Geregelte Arbeitszeiten, in der Regel keine
Überstunden, umfassender Kündigungsschutz – die Vorteile liegen auf
der Hand. Wer eine unbefristete Planstelle besetzt, hat zudem einen
ziemlich krisensicheren Arbeitsplatz. «Allerdings sind die Einkommen
im Vergleich zur freien Wirtschaft eher niedriger», sagt Kurzhals.

Hinzu kommt eine gewisse Schwerfälligkeit: Denn zumindest in der
klassischen Amtsstube mahlen die Mühlen eher langsam, die Strukturen
sind oft unflexibel, die Arbeitsabläufe fest vorgegeben. «Jemand, der
Neuerungen von jetzt auf gleich durchsetzen will, kann dann unter
Umständen schnell frustriert sein», warnt die Expertin.

Doch wie finden Berufstätige unter den möglichen Arbeitgebern ihren
Traum-Typ? «Als Erstes muss sich der Arbeitssuchende über seine
Bedürfnisse, Fähigkeiten und Wünsche im Klaren werden», rät Johannes
Wilbert. Die kann er in einem Kreis eintragen. In einem zweiten Kreis
listet er dann die Möglichkeiten auf, die ein bestimmter Arbeitgeber
bietet. «Je größer die Schnittmenge von beiden Kreisen ist, desto
eher passt ein bestimmter Arbeitgeber-Typ zu einem bestimmten
Arbeitnehmer», so der Experte.

Aber Vorsicht: Nicht jeder Großkonzern und nicht jedes Start-up sind
gleich. Wie es in einem Betrieb tatsächlich zugeht, können
Interessierte zum Beispiel im Netz herausfinden. «Eine Möglichkeit
ist, über soziale Netzwerke mit Beschäftigten Kontakt aufzunehmen und
Fragen zu stellen», erklärt Röser. Bewerber können aber auch im
Anschluss an ein Bewerbungsgespräch fragen, ob sie einmal das Team
kennenlernen dürfen, rät Kurzhals: «Auch auf diesem Weg lässt sich
oft herausfinden, ob das jeweilige Unternehmen zu einem passt.»

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