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Kluge Köpfe: Buchhändler brauchen viel Allgemeinwissen

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Morgens geht es mit dem Einräumen der Bücher los, und abends steht
noch eine Autorenlesung an: Buchhändler haben mitunter ziemlich lange
Arbeitstage. Richtig ist in dem Job nicht nur, wer ständig etwas
Neues entdecken möchte.

Köln (dpa/tmn) – Ein klassischer Arbeitstag von Alina Beschnidt sieht
so aus: Noch bevor die Buchhandlung öffnet, packt sie Kisten mit neu
eingetroffener Ware aus und ordnet sie verschiedenen Abteilungen zu.
Dann wirft sie einen Blick auf den Tisch mit den Bestsellern und
füllt ihn gegebenenfalls auf. Inzwischen kommen die ersten Kunden.
Später nimmt sie über den Verlag Kontakt zu einem Schriftsteller auf,
der zu einer Autorenlesung in die Buchhandlung eingeladen wird. Wenn
zwischendurch Zeit ist, baut sie vielleicht einen neuen Thementisch
auf. Oft werden Tische mit passenden Geschenkartikeln dekoriert, etwa
mit Kerzenleuchtern, Schreibblöcken oder Kaffeebechern.

Die 21-Jährige macht eine Ausbildung bei der Mayerschen Buchhandlung
in Köln. Langeweile kennt sie aus ihrem Beruf nicht. «Mir gefällt vor
allem, dass durch meinen Beruf meine Allgemeinbildung ständig
wächst», sagt Beschnidt. Um Kunden Empfehlungen geben zu können,
müssen Buchhändler viel lesen. Sie informieren sich über
Neuerscheinungen und beobachten am Markt, welche Buchtitel gefragt
sind. «Bewerber sollten Freude am Umgang mit den unterschiedlichsten
Menschen mitbringen und auch bei großem Andrang locker bleiben»,
erklärt Magdalena Mosch. Sie ist Ausbildungsbetreuerin bei Hugendubel
in München. Buchhändler müssen ein Gespür dafür haben, welches Buch
welchem Kunden gefallen könnte.

Zwischen 400 und 450 junge Menschen entscheiden sich pro Jahr für die
klassische Buchhändler-Ausbildung, erklärt Monika Kolb-Klausch vom
Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt. Die kaufmännisch
geprägte Ausbildung dauert drei Jahre. Auszubildende lernen im
Betrieb und in der Berufsschule. Bewerber müssen mindestens einen
qualifizierten Hauptschulabschluss haben, üblich ist die mittlere
Reife. «Ein Großteil hat das Abitur», sagt Kolb-Klausch.

Beschnidt muss sich auf ganz unterschiedliche Kundenbedürfnisse
einstellen. Mal war jemand von einem bestimmten Roman fasziniert und
fragt nun nach einem ähnlichen Buch. Dann kommen Kinder und wollen
ein Buchpräsent für ihre Mutter kaufen, haben aber kaum
Vorstellungen, was ihr gefallen könnte. Dann fragt Beschnidt etwa
nach Hobbys oder Vorlieben der Mutter und schlägt Bücher vor.

Im Alltag geht es längst nicht mehr nur um Bücher. Verkauft werden
häufig auch Hörbücher, E-Books, Zeitschriften und Geschenkartikel.
Die Bestände im Geschäft sind im Computer erfasst. Buchhändler prüfen
regelmäßig, was in den letzten Tagen über die Ladentheke ging und
bestellen fehlende Produkte nach. Außerdem kaufen sie neue Bücher
ein. Verlage schicken Kataloge mit Büchern, die neu auf den Markt
kommen. Buchhändler entscheiden, welche Neuerscheinungen sie in ihr
Sortiment aufnehmen und wie viele Exemplare sie bestellen – oft geht
das nach Bauchgefühl, gerade bei unbekannten Autoren.

Wer sich für den Beruf entscheidet, muss oft bis in den Abend hinein
arbeiten – viele Buchhandlungen schließen erst um 20.00 Uhr. Auch
Samstagsarbeit gehört zum Alltag. Üppig ist die Bezahlung nicht. In
tarifgebundenen Unternehmen erhalten laut Bundesagentur für Arbeit
Auszubildende im ersten Jahr bis zu 785 Euro brutto, im zweiten Jahr
bis zu 872 Euro und im dritten Jahr bis zu 961 Euro brutto. Die
genaue Höhe hängt vom Bundesland und vom Arbeitgeber ab. In
nicht-tarifgebundenen Buchhandlungen verdienen Auszubildende oft
deutlich weniger.

Nach der Ausbildung liegt laut Arbeitsagentur das Gehalt bei zwischen
2205 bis 2545 Euro brutto, es kann aber auch deutlich niedriger
ausfallen. Trotz zunehmender Online-Konkurrenz müssen sich
Buchhändler um ihre berufliche Zukunft keine Sorgen machen, glaubt
Kolb-Klausch. «Nach wie vor wird in der Buchhandlung vor Ort mit
Abstand mehr gekauft als übers Internet», sagt sie. Und ein Buchladen
ist nicht der einzige Arbeitgeber für Buchhändler. Sie arbeiten auch
bei E-Commerce-Unternehmen, Verlagen und in Kaufhäusern mit
Buchabteilungen.

Wer Karriere machen will, kann Abteilungs- oder Filialleiter werden.
Einige streben an, eine eigene Buchhandlung aufzumachen. So etwas
zieht auch Beschnidt in Erwägung. «Erst einmal möchte ich aber nach
der Ausbildung hier im Unternehmen arbeiten und weitere
Berufserfahrungen sammeln», sagt sie.

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