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Der Schauspieler: Über Nacktsein als Kostüm und schnarchende Besucher

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«Wie arbeiten Sie denn?» – Jeder Berufstätige kann über seine Zunft
eine Geschichte erzählen. Doch die wirklich spannenden Fragen wagen
viele nicht zu stellen. Dabei ist kaum ein Job langweilig. Diesen
Monat: Drei Fragen an den Schauspieler.

Berlin (dpa/tmn) – Sebastian Schwarz (32) arbeitet seit rund zehn
Jahren als Schauspieler und ist festes Ensemblemitglied an der
Schaubühne in Berlin. Fernsehzuschauer kennen ihn zum Beispiel aus
dem «Tatort» oder aus der Serie «Frau Temme sucht das Glück». Über
das Leben als Schauspieler:

In welchen Momenten möchte man das Publikum beschimpfen?

Beschimpfen ist echt hart, aber es gibt so Momente. Handyklingeln
finde ich schon wahnsinnig anstrengend. Oder wenn sich jemand
tothustet und nicht rausgeht, dann kann das auch anstrengend sein. Da
könnte man schon die Keule auspacken, das gebe ich zu. Da hat man das
Gefühl: Für wen erzähle ich es? Theater ist ja im besten Fall ein
gemeinsames Erleben – und man stört ja dadurch den anderen. Es gibt
auch Leute, die mit dem Handy spielen. Da sieht man beim Umbau, wenn
es dunkel ist, plötzlich helle Gesichter. Wenn sich jemand dafür
entscheidet, zu schlafen, stört mich das nicht. Das muss ja jeder für
sich selber ausmachen. Wenn man anfängt zu schnarchen, finde ich es
schon schwierig, weil es vielleicht einen anderen stört, der zuhören
will.

Wie ist es, nackt auf der Bühne zu stehen?

Ich stehe in dem Ruf, dass ich mich in Stücken ständig nackt
ausziehe. Es stand meistens im Stück, dann muss man es machen. Das
gehört mit zum Job. Ehrlich gesagt, ist es ein bisschen auch Therapie
bei mir. Ich kann privat mit meinem Körper gar nicht so viel
anfangen, also stelle ich den aus, und prüfe: Was macht das mit mir?
Man denkt auch nicht viel darüber danach. Im Gegenteil: Nackt sein,
verschafft mir beim Spielen Luft. Natürlich ist Nacktsein auch eine
Art Kostüm, du erzählst etwas über ein extremes Kostüm. Privat habe
ich viel größere Probleme, nackt zu sein als auf der Bühne. Da bin
ich geschützt durch Raum, Stück und Regie.

Wird das Stück irgendwann langweilig, wenn man es x-Mal gespielt hat?

Nein, das ist herrlich, das immer aufs Neue zu probieren. Ich
versuche, jeden Abend neu zu erleben, was auf der Bühne passiert. Die
Aufgabe, die mich wirklich an meinem Beruf nervt, ist, Text lernen.
Ich weiß nicht, wie ich mir diese ganzen Massen an Text merke. Das
ist die Hölle für mich. Ich fange deshalb sehr früh an, den Text zu
lernen. Ich bitte darum, den Text so früh wie möglich zu kriegen und
lerne dann wie besessen. Text lernen ist wirklich grauenhaft.
Ekelhaft!

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