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Zum Christopher Street Day am 28. Juni – Wiederholung

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Laute Musik, Trillerpfeifen und Fahnen – der Christopher Street Day
ist ein Fest. Aber im Kern geht es um etwas Politisches: um den Kampf
gegen Diskriminierung von Schwulen und Lesben.

Köln (dpa) – Die Christopher-Street-Day-Paraden sollen wieder mehr
als eine kunterbunte Party werden – in diesem Jahr ganz besonders.
Auch wegen des Anschlags in Orlando, bei dem 49 Menschen in einem
Club für Schwule und Lesben starben, stehen die
Gay-Pride-Veranstaltungen in diesem Jahr unter besonderen Vorzeichen.
Der Christopher Street Day (CSD) war schon immer Party und
Demonstration für die Rechte von Schwulen und Lesben zugleich. 2016
könnte er so politisch werden wie lange nicht.

«Wir wollen mit dem diesjährigen CSD ein Zeichen setzen, um noch
politischer zu werden», sagt Nils Schmidt vom Kölner Lesben- und
Schwulentag. Die Domstadt am Rhein hat zusammen mit Berlin die wohl
größte CSD-Parade. Am 3. Juli geht es los. Der Orlando-Anschlag und
der Umgang damit haben die Diskussion um die Diskriminierung von
lesbischen, schwulen, bi- oder transsexuellen Menschen (LGBT) neu
angefacht. Zwar verstehen viele das Attentat als Angriff auf die
Schwulenszene – was genau den Täter antrieb, ist aber bis heute nicht
ganz klar.

Politiker und Medien hätten nicht ausreichend betont, dass sich der
Hass des Attentäters vor allem gegen LGBT-Menschen gerichtet habe,
kritisiert etwa Johannes Kram. Der Berliner Blogger hat es sich zum
Ziel gesetzt, offene und verdeckte Homophobie zu entlarven. Sein
«Nollendorfblog» wurde in diesem Jahr für den Grimme-Online-Award
nominiert.

Für Klaus Jetz, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbands
(LSVD), liegt auch jenseits dieser Debatte aus seiner Sicht noch
Einiges im Argen. In Deutschland gebe es gefährliche Tendenzen im
Umgang mit Schwulen und Lesben. Er verweist auf die kürzlich
veröffentlichte Studie «Die enthemmte Mitte» der Uni Leipzig. In der
Untersuchung stimmten gut 40 Prozent der Befragten der Aussage zu:
«Es ist ekelhaft, wenn Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit
küssen».

Jetz sagt: «Wir erleben, dass da wieder etwas salonfähig wird, von
dem wir dachten, dass es längst überwunden sei.» Diskriminierung gebe
es häufig bereits an Schulen und ziehe sich durch viele
gesellschaftliche Bereiche. Nils Schmidt vom Kölner Lesben- und
Schwulentag zählt dazu auch «die alltäglichen Zurücksetzungen – also
dumme Sprüche zum Beispiel».

Einige andere Themen des CSD sind fast schon Dauerbrenner – etwa die
rechtlichen Unterschiede zwischen homo- und heterosexuellen Paaren.
Gleichgeschlechtliche Paare können derzeit in Deutschland keine Ehe,
sondern nur eine «eingetragene Lebenspartnerschaft» eingehen. Der
Lesben- und Schwulenverband fordert daher: «Ehe für alle». Aus Sicht
von Geschäftsführer Jetz muss sich auch die Bildungspolitik ändern:
«Wir wollen, dass die Kinder gewappnet sind für die Vielfalt in der
Gesellschaft.» Ressentiments dürften erst gar nicht aufkommen.
Blogger Kram ist ähnlicher Ansicht: «Es geht darum, dass man
Homosexualität in der Bildung als etwas Gleichwertiges betont.»

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