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Forschung für Demenzkranke – Gröhe verwahrt sich gegen Nazi-Vergleich

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Berlin (dpa) – Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat die
geplante Ausweitung von Arzneiversuchen an Demenzkranken verteidigt
und sich gegen Vergleiche mit Menschenversuchen der Nazis verwahrt.
«Es sollte erlaubt sein, dass Menschen im Vollbesitz ihrer geistigen
Kräfte in Studien einwilligen, die später nicht ihnen selbst,
womöglich aber ihren Kindern nutzen, etwa im Fall einer vererbbaren
Krankheit», sagte Gröhe dem «Tagesspiegel» (Montag). Aus der Sicht
der akademischen Forschung seien solche Studien «zwingend
erforderlich, um die Behandlung von Demenzkranken weiter zu
verbessern».

Scharf verwahrte sich der Minister gegen Vergleiche mit den
Menschenversuchen der Nationalsozialisten. Das sei «nicht nur eine
skandalöse Beleidigung derer, die heute bei uns klinische Prüfungen
verantworten», sagte er. «Es ist auch eine Verharmlosung der
Monstrosität der Naziverbrechen.»

Der Bundestag soll in der letzten Sitzungswoche vor der Sommerpause
(4.-8. Juli) über den Entwurf abstimmen. Da es sich um eine ethisch
schwierige Frage handele, wollen Unions- und SPD-Fraktion die
Abstimmung als Gewissensentscheidung freigeben. Gröhe geht davon aus,
dass der Entwurf «bei vielen Abgeordneten Zustimmung findet». In
Deutschland ist bisher Demenzforschung dann verboten, wenn nur andere
Patienten einen Nutzen davon haben, nicht aber der betreffende
Patient selbst. Mit der Neuregelung, die Teil einer Neufassung des
Arzneimittelgesetzes ist, setzt die Koalition eine EU-Vorgabe um.

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