Von der Schallplatte über Kassette und CD bis hin zum Stream – viele
sind mit seinen Songs groß geworden: Rolf Zuckowskis Lieder sind seit
Jahrzehnten Hits in Kinderzimmern und Kitas.
Hamburg (dpa) – Rolf Zuckowski steht mit dem Auto im Stau, man möge
in der Bäckerei gegenüber seinem Büro auf ihn und das Interview zum
Geburtstag warten. Eine kleine Bitte, die gleich an drei seiner
großen Hits denken lässt – an «In der Weihnachtsbäckerei» und an das
Geburtstagslied «Wie schön, dass du geboren bist» sowieso, und auf
seinem Klassiker «Rolfs Schulweg-Hitparade» hat er doch empfohlen:
«Heute bleibt das Auto stehen». Trotz der Geduldsprobe im Hamburger
Straßenverkehr wirkt er wenig später entspannt. Freundlich lächelnd,
wie man ihn seit Jahrzehnten von der Bühne kennt. 70 Jahre alt wird
der Liedermacher am Freitag (12. Mai), seit 40 Jahren macht er Musik
für Kinder.
Vom großen Tourneebetrieb hat sich Zuckowski verabschiedet, lieber
reist er jetzt allein mit der Gitarre oder gar nur der Ukulele als
«Grußwortsänger» zu Auftritten. Das Singen seiner Lieder übernehmen
auch auf der aktuellen Tour zum Jubiläum «40 Jahre Rolfmusik» vor
allem andere, ob Kindergartengruppen oder Erwachsenenchöre. «Es gab
Jahre, in denen ich viel dafür getan habe, dass meine Lieder bekannt
werden», sagt er. «Früher wurde extrem viel von mir im Radio
gespielt, heute ist das kaum noch der Fall. Aber wenn sich dann das
Repertoire selber trägt, kann man über andere Dinge nachdenken.»
40 Jahre ist es her, dass für ihn mit einer Hochzeit alles begann:
«Die Vogelhochzeit». Das Singspiel wurde zu seinem ersten Erfolg als
Kindermusiker und zu einem seiner größten überhaupt. Die Leidenschaft
für Gesang und Gitarre hatte ihn schon als Mitglied der Schulband The
Beathovens gepackt. Sein Vater, ein Seemann, schenkte ihm die erste
Gitarre. Zunächst war er mit Pop, Schlager und Folk unterwegs. Doch
nachdem er mit der Band Peter, Sue & Marc beim Grand Prix dabei war –
als Texter und Produzent – und für zahlreiche Künstler geschrieben
hatte, entdeckte er die Kindermusik für sich. Schließlich ist er seit
1971 selbst Vater.
Von den Jüngsten begeistert in Endlosschleife gehört, macht sich
Zuckowski bei Älteren deswegen bisweilen unbeliebt. Als «singende
Nervensäge» und «unsäglicher Heile-Welt-Poet» wurde er kritisiert.
Der Direktor der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg, Guido Müller,
ist hingegen voll des Lobes: «Die Texte sind kindgemäß, aber nicht
trivial, sie sind vielschichtig, trotzdem gut verständlich, oft
lustig, augenzwinkernd, und sie transportieren Inhalte, die äußerst
bedeutsam für Kinder sind.» Liebe- und fantasievoll singe er über
wichtige Themen wie das Alleinsein, das Anderssein, Größerwerden oder
Träumen.
Aus der Mode kommen könnten diese Lieder gar nicht, findet Müller.
Wie die Jugendmusikschule arbeitete auch die Hamburger
Kita-Vereinigung Elbkinder jüngst wieder mit Zuckowski zusammen. «Die
Melodien sind eingängig, und die Texte greifen Alltagssituationen
auf, die die Kinder kennen», sagt Franziska Larrá von der
Geschäftsführung. «Das Geburtstagslied, die «Weihnachtsbäckerei» und
die «Vogelhochzeit» sind die absoluten Renner in jeder Kita, die
kennt jedes Kind.» Auf diese Weise verbreiteten sich seine Lieder
auch jenseits von Radio und TV weiter, sagt Zuckowski.
Seine Glückwünsche an den Jubilar sendet auch der private
Hörfunksender Radio Teddy. «Rolf Zuckowski ist bei Radio Teddy seit
zwölf Jahren jeden Tag unter den Top 3 der Hörerwünsche», erklärte
Programmchef Roland Lehmann vor kurzem. Als Radio-Moderator arbeitete
auch Zuckowski, Anfang der 80er Jahre landete er mit Rolf und seine
Freunde Hits wie «Du da im Radio» oder «…und ganz doll mich», mit
Peter Maffay und Gregor Rottschalk erschuf er den Drachen «Tabaluga».
Die Liste seiner eigenen Hits ist lang: «Stups, der kleine
Osterhase», «Oma liebt Opapa» oder «Kommt, wir woll’n Laterne laufen»
stehen weit oben.
«Die «Weihnachtsbäckerei» ist sicherlich mein Erkennungszeichen, aber
direkt dahinter kommt «Wie schön, dass du geboren bist» – ich
vermute, dass es in Deutschland das meistgesungene Lied unserer Zeit
ist», sagt er. «Es wird bestimmt jeden Tag viele Tausend Mal irgendwo
zum Geburtstag angestimmt. Viele wissen gar nicht, dass es von mir
ist, es ist eine Art Volkslied geworden.» Zum eigenen Geburtstag
dürfte er sein Lied mehrfach hören. Drei erwachsene Kinder und vier
Enkelkinder hat das im Stadtteil Blankenese lebende Ehepaar
Zuckowski, darunter Sohn Alexander, den es als Komponist, Autor und
Produzent in die Popbranche zog.
Für sein Lebenswerk erhielt Zuckowski bereits 2008 den Echo – dass es
in Zukunft lebendig bleibt, darum kümmert er sich auch am Geburtstag.
«Es gibt mehrere Mini-Geburtstagsfeiern», erzählt er. Bei einer davon
hole er den Verlag und die Schallplattenfirma an einen Tisch – «damit
wir gemeinsam überlegen, wie mit meinen Liedern umgegangenen wird».
Das sei ihm sehr wichtig, «denn ich werde 70 und hoffe, ich werde 80
oder 90».
Die «Rolf Zuckopfnicks» wollte sich das Erfolgstrio Deine Freunde
nennen, für sie gründete der Altmeister das Label «noch mal!!!». Dass
er weiterhin eher einen «Unruhestand» pflege, störe seine Frau nicht,
sagt Zuckowski, sie wolle ihn gar nicht anders haben. Eine Unruhe mit
Geduld: «Mein Grundnaturell ist, dass ich ein geduldiger Mensch bin.
Sonst hätte ich es nicht so lange ausgehalten, mit all dem, was rund
ums Kind passiert», sagt er. «Vielleicht bin ich in der eigenen
Familie manchmal nicht ganz so geduldig, aber wenn mir das auf der
Bühne schwer gefallen wäre, hätte ich die Kurve genommen und gesagt:
Das ist nicht meine Welt.»