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Wie gerecht ist das deutsche Schulsystem?

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Haben Schüler in Deutschland heute bessere Bildungschancen als vor 15
Jahren? Eine Antwort soll der «Chancenspiegel 2017» geben. Die Studie
vergleicht zum dritten Mal die Schulsysteme der 16 Bundesländer.

Berlin (dpa) – Wie gerecht ist die von Kanzlerin Angela Merkel (CDU)
vor Jahren ausgerufene «Bildungsrepublik Deutschland»? Diese in
vielen Schulleistungsstudien teilweise nur am Rande behandelte Frage
steht beim «Chancenspiegel 2017» im Mittelpunkt. Am Mittwoch (1.
März/11.00 Uhr) wird der umfangreiche Report in Berlin vorgestellt.
Das gemeinsame Monitoring der Bertelsmann-Stiftung, der Technischen
Universität Dortmund und der Universität Jena untersucht seit 2012
das deutsche Schulsystem auf Bund- und Länderebene.

Ein zentraler Befund der ersten PISA-Studie aus dem Jahr 2000 –
immerhin Urheber des «PISA-Schocks» in Deutschland – lautete: In
keinem anderen Land aus dem Kreis der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hängt ein
Bildungserfolg so sehr vom sozialen Hintergrund der Schüler ab wie
hierzulande.

Der im vorigen Dezember präsentierte neueste PISA-Report der OECD
stellte fest, dass ein Zusammenhang von Herkunft und Bildungschancen
in Deutschland weiterhin vorhanden sei – die Kluft habe sich jedoch
«deutlich abgeschwächt». Weiterhin gibt es bundesweit aber zu viele
«Risikoschüler» mit sehr schwachen Leistungen – also junge Menschen
mit wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Der bislang letzte «Chancenspiegel 2014» hatte darauf aufmerksam
gemacht, dass Neuntklässler aus höheren Sozialschichten etwa in
Mathematik einen Wissensvorsprung von bis zu zwei Jahren gegenüber
ihren Klassenkameraden aus bildungsfernen Familien aufwiesen. Als
positiv stellte die Studie seinerzeit heraus, dass die Zahl der
jungen Menschen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, bundesweit
von 6,9 Prozent (2009) auf 6 Prozent (2012) zurückging. Zugleich sei
der Anteil derjenigen Jugendlichen gestiegen, die das Abitur oder die
Fachhochschulreife erwerben und damit studieren können: Zwischen 2009
und 2012 stieg diese Quote von knapp 47 auf fast 55 Prozent.

Auch der «Chancenspiegel 2017» dürfte wieder einen Schwerpunkt auf
die Quoten von Hauptschülern mit und ohne Abschluss sowie den
Abiturienten-Anteil in Deutschland legen. Außerdem geht es in der
Studie um die von vielen Bildungsforschern dringend empfohlene
Weiterentwicklung von Ganztagsschulen sowie den Stand der Inklusion,
beispielsweise beim gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht
behinderten Schülern oder von Sonder- und Regelschülern.

In Bundesländer-Vergleichen hebt der Report Erfolge und Misserfolge
im deutschen Bildungsföderalismus hervor. Vor drei Jahren hatten die
«Chancenspiegel»-Autoren – darunter der renommierte Dortmunder
Bildungsforscher Prof. Wilfried Bos – ein erhebliches Gefälle
zwischen bestimmten Regionen sowie zwischen Stadt und Land
festgestellt. Als Beispiel für große Unterschiede auch innerhalb
einzelner Bundesländer wurde auf Bayern verwiesen: Dort verließen
landesweit 4,9 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss –
regional schwankte der Anteil aber zwischen 0,7 und 12,3 Prozent.

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