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Wer soll was werden? Die CDU und ihre künftigen Minister

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Berlin (dpa) – Sechs Ministerposten hat die CDU zu vergeben, falls
die SPD-Mitglieder einer Neuauflage der großen Koalition zustimmen.
Kurz vor dem Bundesparteitag hat die Kanzlerin und Parteivorsitzende
Angela Merkel am Sonntagabend Klarheit in den Personalien geschaffen.
Die SPD will ihre sechs Minister nach dem 4. März benennen, falls die
Basis Ja zu einer neuen GroKo sagt. Bei der CSU ist die Bekanntgabe
für den 5. März geplant, Parteichef Horst Seehofer ist als
Bundesinnenminister bereits gesetzt.

So schaut die CDU-Liste aus:

HELGE BRAUN (45):

Die Kanzlerin hält große Stücke auf den Arzt aus Hessen, der von sich
sagt, dass er eigentlich immer gut gelaunt ist. Braun war schon
mehrfach als Krisenmanager im Hintergrund gefragt. 2002 zog er
erstmals in den Bundestag ein, 2005 scheiterte er. Bei der Wahl 2009
eroberte er das Mandat zurück – und wurde Staatssekretär im
Bildungsministerium. In der vergangenen Wahlperiode war er als
Staatsminister bei der Bundeskanzlerin zuständig für die
Bund-Länder-Beziehungen und koordinierte für Merkel die Bewältigung
der Flüchtlingskrise.

Braun ist kein politischer Lautsprecher, er zieht eher im Stillen die
Strippen. Damit scheint der Anästhesist wie gemacht für die
Schlüsselrolle, die er nun spielen soll: Braun wird Nachfolger von
Peter Altmaier als Chef des Kanzleramts. Dort könnte er sein
Steckenpferd, die Digitalisierung, weiter zentral koordinieren. Wegen
seiner besonnenen Art ist Braun auch in der SPD geschätzt.

PETER ALTMAIER (59):

Der Saarländer gilt als einer der engsten Vertrauten von Angela
Merkel. Der bisherige Kanzleramtschef und geschäftsführende
Finanzminister gilt quasi als gesetzt für das Wirtschaftsressort. In
der CDU gibt es viel Knatsch darüber, dass Merkel das Finanzressort
der SPD überlassen hat. Viele sehen das Wirtschaftsministerium nur
als «Trostpreis», obwohl die CDU es nun erstmals seit mehr als fünf
Jahrzehnten wieder besetzt. Merkel zeigt sich mit Hinweis auf den
legendären Minister Ludwig Erhard «schon ein bisschen verwundert»,
dass das Wirtschaftsministerium nichts mehr zähle. Kritiker meinen,
das Ressort habe schleichend an Bedeutung verloren, auch wenn es bei
vielen wichtigen Themen mitmischt. Die Frage wird sein, was Altmaier
aus dem Amt macht.

Der Genussmensch kann auf eine lange politische Erfahrung verweisen,
er war auch schon Parlamentarischer Geschäftsführer der
Unionsfraktion, Parlamentarischer Innenstaatssekretär und
Umweltminister.

JENS SPAHN (37):

In den vergangenen Jahren hat er sich als Kritiker Merkels in den
eigenen Reihen und als konservativer Politiker profiliert. Nach sechs
Jahren als gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion und
zweieinhalb Jahren als parlamentarischer Finanzstaatssekretär soll er
nun Gesundheitsminister werden. Spahn blickt aber auch über den
fachpolitischen Tellerrand hinaus. Das wurde deutlich, etwa als er
vor rund einem Jahr ein Islamgesetz forderte oder jüngst beim Wiener
Opernball die Nähe zu Österreichs jungkonservativem Kanzler Sebastian
Kurz suchte, der für einen harten Flüchtlingskurs steht.

Häufiger wird Spahn mit Schwulenfeindlichkeit konfrontiert.
Unpassende Bemerkungen konterte er immer wieder lässig. Wenige Tage
vor Weihnachten heiratete er seinen Lebenspartner, den Journalisten
Daniel Funke. Verwurzelt ist Spahn im Münsterland, wo er Abitur
machte, einem Kreisverband der Jungen Union vorsaß und zehn Jahre
Mitglied in einem Stadtrat war.

URSULA VON DER LEYEN (59):

Die derzeitige Verteidigungsministerin ist weder bei Parteikollegen
noch unter den Soldaten sehr beliebt. Dafür kann die Niedersächsin
umso besser mit Kameras, hat einen Riecher für populäre Themen und
gilt als Frau mit dem ausgeprägtesten Machtwillen in der CDU. Sie
soll im Amt bleiben.

Die Politik wurde von der Leyen in die Wiege gelegt: Sie ist Tochter
des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht.
Sie hat ein Medizinstudium mit Doktortitel in der Tasche, ist Mutter
von sieben Kindern und legte als politische Quereinsteigerin eine
Blitzkarriere hin. Zwölf Jahre dauerte ihr Weg vom CDU-Ratsmitglied
der niedersächsischen Kleinstadt Sehnde in die Bundesregierung. Nach
ihrer Zeit als Familien- und Arbeitsministerin ist sie seit 2013 die
erste Verteidigungsministerin der Bundesrepublik. Ihr Umgang mit den
Skandalen in der Truppe hat an ihrem Image gekratzt.

JULIA KLÖCKNER (45):

Die rheinland-pfälzische Landes- und Fraktionschefin ist seit
mehreren Jahren eine Hoffnungsträgerin der CDU. Sie ist seit 2012
stellvertretende Bundesvorsitzende. In der Partei genießt sie Respekt
unter Kollegen, ihr Wort hat Gewicht. Dort wird davon ausgegangen,
dass sie das Agrarressort übernimmt. In der Landwirtschaft kennt sie
sich aus – nicht nur, weil sie von 2009 bis 2011 Parlamentarische
Staatssekretärin unter Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) war. Bei den
Jamaika-Sondierungen und den Koalitionsverhandlungen mit der SPD war
sie Chefunterhändlerin der CDU für den Agrarbereich.

Für die Landtagswahl 2011 wechselte Klöckner von Berlin nach Mainz.
Ihr Ziel, in die Staatskanzlei einzuziehen, verfehlte sie 2011 und
auch 2016. Im Wahlkampf warb Klöckner für Aufnahme- und
Entscheidungszentren an deutschen Grenzen und war damit der CSU näher
als Merkel. Sie hat konservative Ansichten, sieht ihre politische
Haltung aber zugleich als modern an.

Anja Karliczek (46):

Quasi aus dem Hut gezaubert hat Merkel die neue Bildungs- und
Forschungsministerin Anja Karliczek. Die Hotelmanagerin aus dem
nordrhein-westfälischen Ibbenbüren solle sich vor allem um berufliche
Bildung kümmern heißt es. Ob dies dem Ministerium gerecht wird, das
angesichts eine Digitalisierungsoffensive an Schulen und der
geplanten Lockerung des Kooperationsverbotes von Bund und Ländern in
der Bildung zusehends zu einem Schlüsselressort wird, bleibt
abzuwarten.

Karliczek war bisher eine der fünf Parlamentarischen Geschäftsführer
der Unionsfraktion. Die 46-Jährige sitzt seit 2013 als direkt
gewählte Abgeordnete des münsterländischen Wahlkreises Steinfurt III
im Parlament. Bisher hat sie sich eher mit Finanzthemen befasst:
Reform der Lebensversicherungen, betriebliche Altersvorsorge,
Bund-Länder-Finanzausgleich.

ANNETTE WIDMANN-MAUZ (51):

Die Baden-Württembergerin ist seit 2009 parlamentarische
Staatssekretärin im Gesundheitsministerium und soll nun
Staatsministerin für Integration im Kanzleramt werden. In Tübingen
wurde sie am 13. Juni 1966 geboren, in Balingen (Zollernalbkreis)
ging sie zur Schule. Dort lebt sie bis heute mit ihrem Mann. Sie
studierte an der Universität Tübingen Politik- und
Rechtswissenschaften, machte aber keinen Abschluss.

1998 zog sie in den Bundestag ein. Von 1995 bis 2015 war Widmann-Mauz
Vorsitzende der Frauen Union der CDU Baden-Württemberg, seit drei
Jahren ist sie Bundesvorsitzende der Frauen Union. Bei der
Bundestagswahl 2017 gewann sie mit 35,7 Prozent der Erststimmen zum
fünften Mal das Direktmandat im Wahlkreis Tübingen-Hechingen.
Widmann-Mauz gilt als durchsetzungsstark. Mit ihrer forschen und
fordernden Art eckt sie aber auch an. Zu ihren Hobbys zählt sie
Wandern und Radfahren, Skifahren und Schwimmen.

MONIKA GRÜTTERS (56):

Die Kulturstaatsministerin hat schon vor der Wahl keinen Hehl daraus
gemacht, dass sie gern wieder in ihr Büro im Kanzleramt einziehen
würde. Dort ist sie seit 2013 im Rang einer Staatssekretärin für
Kultur und Medien zuständig. Seit gut einem Jahr steht sie zudem an
der Spitze der als besonders schwierig geltenden Berliner CDU.

Die gebürtige Münsteranerin hat Germanistik und Kunstgeschichte
studiert und arbeitete für verschiedene Wissenschafts-, Kunst- und
Kulturinstitutionen. 1995 zog sie ins Berliner Abgeordnetenhaus ein,
zehn Jahre später in den Bundestag. Zunächst Obfrau der Fraktion für
Kultur- und Medien, übernahm sie 2009 den Vorsitz im Kulturausschuss,
ehe Kanzlerin Merkel sie zur obersten deutschen Kulturfrau berief.
Die alleinstehende Katholikin engagiert sich auch in der Kirche. Sie
liest viel, geht gern in die Oper und liebt die Berge.

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