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Weg von der Hierarchie: Neue Arbeitsweisen noch wenig verbreitet

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Freiburg/Bonn (dpa/tmn) – Die Zauberwörter heißen Scrum oder Design
Thinking: Sogenannte agile Arbeitsmethoden sind in Mode. Sie sollen
hierarchische Führungsstrukturen abbauen, Teams die Möglichkeit zur
Selbstorganisation geben und dem einzelnen Mitarbeiter mehr
Verantwortung geben. Viele Unternehmen reden aber offenbar bisher nur
davon. Denn nur ein kleiner Teil der Beschäftigten arbeitet
tatsächlich mit diesen Methoden.

Das zeigt das Agilitätsbarometer – eine Studie, die das
Medienunternehmen Haufe gemeinsam mit der Unternehmensberatung
Promerit und der FOM Hochschule durchgeführt hat: Neun von zehn
Arbeitnehmern (91 Prozent) arbeiten demnach laut eigener Einschätzung
bisher nicht agil. Von der Projektmanagement-Methode Scrum zum
Beispiel hat ein knappes Fünftel der befragten Beschäftigten (18
Prozent) gehört.

Das ist auch nicht unbedingt nötig, findet Heiko Weckmüller,
Professor für BWL an der FOM Hochschule in Bonn und Leiter der
Studie. «Man kann ein agil arbeitendes Unternehmen haben, ohne direkt
Scrum oder andere Methoden zu verwenden», sagt er. Bei der Frage der
Agilität gehe es zunächst um gewisse Prinzipien – flache Hierarchien,
viel Eigenverantwortung. Auch da hapert es aber noch: «Wir sehen in
vielen Unternehmen noch immer ein fundamental hierarchisches
Führungsverständnis, da ändert sich nicht grundsätzlich etwas.»

Und das sei ein Problem: «Wir wissen aus der Forschung, dass
nicht-hierarchisches Führen fast immer sinnvoll und gut für alle
Beteiligten ist», sagt Weckmüller. Auch viele Mitarbeiter sind der
Ansicht, dass die Arbeit mit Agilität effizienter wird: Knapp die
Hälfte der Mitarbeiter (47 Prozent) halten es für sinnvoll, die
Strukturen des Unternehmens entsprechend zu verändern.

Noch passiert das aber nicht. «Das ist ein Problem, weil dadurch neue
Ideen ausbleiben und somit Potenzial für Innovationen verschenkt
wird», sagt Bernhard Münster, Produktmanager von Haufe. In Zeiten der
Digitalisierung gelte das besonders: Denn mit agilen Strukturen seien
Unternehmen in der Lage, direkter auf Veränderungen zu reagieren und
Innovationen schneller an den Markt zu bringen.

Für die Studie wurden 1800 Angestellte und 1000 Führungskräfte von
Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern in Deutschland, Österreich
und der Schweiz befragt.

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