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Wahlziel verfehlt: Anke Rehlinger bleibt Juniorpartnerin Von Peter Zschunke

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Die Kämpferin hat es nicht geschafft, die SPD ist die Nummer zwei im
Saarland geblieben. Womöglich hat die bodenständigen Saarländer die
Aussicht auf eine rot-rote Koalition geschreckt.

Saarbrücken (dpa) – Die Enttäuschung steht Anke Rehlinger ins Gesicht
geschrieben. Als einzige Spitzenpolitikerin betritt sie die
Saarlandhalle wortlos. In den dort aufgebauten Fernsehstudios muss
sie ihre deutliche Niederlage eingestehen, geschlagen mit rund elf
Prozentpunkten Abstand. 

Gefasst, aber sichtlich bedrückt steht sie später vor
Parteimitgliedern in der Congresshalle von Saarbrücken. Die
Sprechchöre mit ihrem Namen können ihr kein Lächeln entlocken. «Ein
bisschen traurig dürfen wir sein», ruft sie den Genossen zu. «Ich
hätte gern ein besseres Ergebnis mitgebracht. Es sollte nicht sein.»

Aber Rehlinger wäre nicht die Kämpferin, die sie als Kugelstoßerin
und Diskuswerferin gewesen ist, wenn sie nicht wieder nach vorn
schauen würde. Bei den nächsten Wahlen in Schleswig-Holstein und in
Nordrhein-Westfalen könne dieser Amtsbonus ja mal den
Sozialdemokraten zugute kommen, sagt sie trotzig.

Und im Saarland will sie weiter auf eine gute Zukunft hinwirken, wie
sie sagt. Die Zusammenarbeit in der gemeinsamen Regierung hat
verhindert, dass Rehlinger und die CDU-Ministerpräsidentin Annegret
Kramp-Karrenbauer im Wahlkampf heftiger aneinander geraten sind –
anders als etwa vor einem Jahr im benachbarten Rheinland-Pfalz mit
dem Duell zwischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und
CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner.

«Die Anke hat gekämpft wie ein Tier», sagt Bildungsminister Ulrich
Commerçon auf der SPD-Wahlparty. Mit der Forderung nach einer
gebührenfreien Kita, der Wahlfreiheit für «G9» zur Dauer des
Schulunterrichts an Gymnasien hatte sich Rehlinger zwar von der CDU
abgesetzt. Und mit ihrem Plädoyer für eine Reform des mit der Agenda
2010 geschaffenen Systems demonstrierte sie den engen Schulterschluss
mit Kanzlerkandidat Martin Schulz. Am Schluss aber gab dann wohl doch
die Präferenz der bodenständigen Saarländer für das Bewährte den
Ausschlag.

Dabei ist auch Rehlinger innig mit dem Saarland verbunden, schon im
Namen: Sie begann ihre Karriere in Rehlingen, als Sportlerin. Im
Westen des kleinsten Flächenlands der Bundesrepublik, startete sie
mit 22 Jahren auch ihre politische Laufbahn nach dem Beitritt zur
SPD. Merzig, Wadern und Nunkirchen heißen die im übrigen Deutschland
kaum bekannten Orte, in denen die Juristin anfing, Politik zu
gestalten.

2004 wurde sie in den Landtag gewählt. Mit Bildung der großen
Koalition wurde sie 2012 erst Ministerin für Justiz, Umwelt und
Verbraucherschutz, bevor sie mit dem Wechsel des
SPD-Landesvorsitzenden Heiko Maas ins Bundesjustizministerium dessen
Aufgaben übernahm: Ob sie weiterhin Wirtschaftsministerin und
stellvertretene Ministerpräsidentin bleibt, werden die anstehenden
Koalitionsverhandlungen zeigen.

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