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U30 gegen Ü50: Wenn es Streit in altersgemischten Teams gibt

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Wer schnell studiert, kann heute schon mit Anfang 20 ins Berufsleben
einsteigen. Und wer will oder muss, arbeitet auch mit Mitte 60 noch.
Treffen sehr verschiedene Generationen im Job aufeinander, kann es
Streit geben – unter Umständen ist das aber sogar gut für die Arbeit.

Idstein (dpa/tmn) – Der eine weiß alles besser, obwohl er gerade erst
vor der Uni kommt – und der andere lässt sich von so jungen Schnöseln
gar nichts sagen. In Teams mit sehr jungen und deutlich älteren
Mitgliedern ist Streit am Arbeitsplatz oft programmiert. Das muss
aber gar nicht schlecht sein, sagt Professor Ingo Aberle: «Durch
Reibung in Konflikten entsteht ja oft erst Kreativität», sagt der
Wirtschaftspsychologe an der Hochschule Fresenius. «Insofern können
altersgemischte Teams sehr homogenen Teams sogar überlegen sein.»

Wilde Altersmischungen gibt es in Unternehmen immer häufiger. Denn
die Gesellschaft wird im Schnitt älter, und immer mehr Arbeitnehmer
arbeiten immer länger – teils sogar über das Renteneintrittsalter
hinaus. Zudem steigen Uni-Absolventen aufgrund der Bologna-Reformen
tendenziell früher in den Job ein als noch vor ein paar Jahren. «Da
trifft dann der Bachelor-Absolvent mit Mitte 20 schonmal auf den
65-Jährigen», sagt Aberle.

Was dann passiert, ist vor allem Einstellungssache. Experten wie
Aberle unterscheiden zwischen zwei Sorten von Konflikten.

Da sind einerseits die emotionalen Konflikte, die entstehen, wenn die
Team-Mitglieder gar keine Lust auf die Zusammenarbeit haben – oft
wegen Vorurteilen gegenüber der anderen Altersgruppe. «Solche Teams
beschäftigen sich dann sehr viel mit dem Konflikt beziehungsweise mit
sich selbst – und arbeiten deswegen nicht sehr effektiv», so Aberle.

Auf der anderen Seite gibt es die kognitiven Konflikte: Dabei haben
zwar alle Lust auf gemeinsames Arbeiten, streiten aber über die beste
Vorgehensweise. Bei Routineaufgaben ist das eher überflüssig, sagt
Aberle. «Aber bei komplexeren Aufgaben, für die man erst eine
Strategie entwickeln muss, können Diskussionen sogar gut sein, weil
man dadurch Probleme eher entdeckt und neue Ideen entwickelt.»

Führungskräfte sollten bei altersgemischten Teams also darauf achten,
dass sie die richtigen Aufgaben haben. Und sie müssen eine
Unternehmenskultur schaffen, in denen Vorurteile gegenüber Älteren
und Jüngeren keine Chance haben.

«Der einzelne Arbeitnehmer kann aber auch etwas dazu beitragen», sagt
Aberle. So rät er Jüngeren zum Beispiel, ihr Altersbild auf den
Prüfstand zu stellen. «Viele denken ja etwa, dass ältere Arbeitnehmer
nicht mehr so viel leisten können – die Befunde aus Studien und
Untersuchungen decken das aber nicht.» Umgekehrt müssen sich auch
Ältere falsche Vorstellungen bewusst machen, die sie von jüngeren
Kollegen haben. «Auch gegenüber Bachelor-Absolventen zum Beispiel
gibt es ja Vorurteile.»

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