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Studium oder Meister? – Die Fachrichtung ist entscheidend Von Friederike Marx

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Bildung kostet Zeit und Geld, doch sie macht sich bezahlt – im
Schnitt mit höheren Einkommen. Besonders lukrativ ist ein
Medizinstudium. Doch nicht immer ist ein Uni-Besuch die beste Wahl.

Frankfurt/Main (dpa) – Das deutsche Ausbildungssystem gilt als
Exportschlager. Mexiko etwa will die duale Berufsausbildung nach
deutschem Vorbild stärken. Selbst US-Präsident Donald Trump zeigt
sich angetan von der Kombination aus Unterricht in Berufsschulen und
praktischen Erfahrungen in Unternehmen. Bildung zahlt sich aus mit
höheren Einkommen und einem geringeren Risiko, arbeitslos zu werden,
so eine Studie des Info-Instituts im Auftrag der Fondsgesellschaft
Union Investment. Dabei muss es nicht immer ein Studium sein –
entscheidend ist vielmehr die Wahl des Faches.

Am lukrativsten ist der Untersuchung zufolge ein Medizinstudium. Es
bringt Männern nach Abzug der Kosten – einschließlich des
Einkommensausfalls während der Uni-Zeit – auf das gesamte
Erwerbsleben gerechnet im Schnitt ein um 983 038 Euro höheres
Einkommen als eine Berufsausbildung. Ein Jura-Abschluss schlägt
durchschnittlich mit 656 992 Euro zu Buche,
Wirtschaftswissenschaftler kommen auf ein Plus von 529 402 Euro,
gefolgt von Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften (400 233
Euro) sowie Ingenieur- und Technikwissenschaften und Maschinenbau
(384 409 Euro). Ein Votum für ein Studium also?

Nicht unbedingt: «Nicht jedes Studium ist per se lohnender als etwa
der Weg über eine Lehre zum Meister- oder Technikerabschluss», heißt
es in der Studie. «Wir beobachten deutliche Unterschiede bei den
Einkünften zwischen den Berufszweigen und Studienrichtungen», sagt
Ifo-Experte Ludger Wößmann. Das Lebenseinkommen eines Meisters mit
gut laufendem Betrieb könne das eines Hochschulabsolventen deutlich
übersteigen.

Das liegt auch an der Wahl der Studienrichtung. So kommt ein
Sozialarbeiter gerade mal auf ein Plus von durchschnittlich 19 737
Euro beim Lebenseinkommen gegenüber einer Lehre, ein
Kunstwissenschaftler hat 73 775 Euro mehr. Eine Ausbildung zum
Meister oder Techniker bringt im Schnitt dagegen einen Mehrertrag von
knapp 130 000 netto.

«Wir brauchen Master und Meister», mahnt der Präsident des
Maschinenbauverbandes (VDMA), Carl Martin Welcker. Für viele
technische Ausbildungsberufe habe sich das Missverhältnis zwischen
Angebot und Nachfrage weiter verschärft. 41 Prozent der vom VDMA im
vergangenen Jahr befragten Maschinenbauer hatten offene Stellen für
Facharbeiter oder Techniker, das waren 10 Prozentpunkte mehr als bei
der letzten Erhebung 2013.

Dem jüngsten Berufsbildungsbericht der Bundesregierung zufolge waren
im Jahr 2015 insgesamt rund 41 000 Lehrstellen unbesetzt – der
höchste Stand seit 1996. Besonders kleine und mittlere Betriebe
hätten wachsende Probleme, Lehrstellen zu besetzen.

Das deutsche Handwerk beklagt, dass die Zahl der jährlich neu
eingestellten Auszubildenden seit dem Beginn dieses Jahrzehnts um
über 70 000 zurückgegangen ist. Hauptursache ist nach Einschätzung
des Branchenverbands ZDH der demografische Wandel.

Daneben spiele aber auch der Trend zu Abitur und Studium eine große
Rolle. «Politik und Gesellschaft verweigern seit Jahren, die Chancen
dualer Ausbildung zu thematisieren», kritisiert der Handwerksverband.
«Das rächt sich jetzt.»

Auch die Studie bestätigt den Trend zum Hochschulstudium. Von 1976
bis 2013 hat sich danach der Anteil der Hochschulabsolventen auf 18
Prozent verdreifacht. Der Anteil der 18- bis 65-Jährigen mit einer
Berufsausbildung stieg auf 57 Prozent. Etwa 16 Prozent der
Erwachsenen haben dagegen keinen Berufsabschluss, 1976 waren es noch
38 Prozent.

«Bildung zahlt sich nicht nur in Form eines höheren Einkommens aus.
Auch das Arbeitslosigkeitsrisiko ist deutlich geringer», argumentiert
Ifo-Experte Wößmann.

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