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Studie: Twitter eignet sich kaum für verlässliche Wahl-Prognosen

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Berlin (dpa) – Aus den Erwähnungen von politischen Parteien oder
Themen im Kurznachrichtendienst Twitter ist es einer Studie zufolge
nicht möglich, verlässliche Prognosen für den Ausgang einer Wahl oder
eines Referendums zu erstellen. Bei der Bundestagswahl 2013 habe es
insbesondere bei den großen Parteien einen großen Unterschied
zwischen der Häufigkeit der Nennungen und den tatsächlichen
Wahlergebnissen gegeben, sagte Andreas Jungherr, Juniorprofessor an
der Universität Konstanz, am Dienstag in Berlin auf einer
Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung. CDU und SPD hätten im
Vergleich prozentual viel mehr Wählerstimmen Wahl als Erwähnungen auf
Twitter bekommen. Dagegen konnten die Piratenpartei, die AfD und die
FDP ihre Erfolge auf Twitter nicht entsprechend in Wählerstimmen
umwandeln.

Auffällig sei, wie sehr sich die auf Twitter diskutierten Themen von
der «öffentlichen Agenda» von Parteien und Politikern unterschieden
hätten. So tauchten die drei von der Politik favorisierten Themen
Finanzkrise, Arbeitslosigkeit und Bildungswesen unter den Top-10 auf
Twitter gar nicht auf. Umgekehrt spielte die Top-3 auf Twitter
(NSA-Spähaffäre, Vorratsdatenspeicherung und Verkehrspolitik) in der
öffentlichen Agenda ebenfalls kaum eine Rolle.

Twitter sei trotz dieser Beschränkungen ein interessantes Medium für
die politische Kommunikation. Das Netzwerk ermögliche häufig einen
Sprung in die klassische Medienwelt, da Politiker-Äußerungen auf
Twitter gut zitierbar seien, sagte Jungherr. Mathias Richel von der
Agentur TLGG, der 2013 den Online-Wahlkampf der SPD begleitet hat,
wies auf der Veranstaltung auf die eingeschränkten Möglichkeiten hin,
alleine mit interessanten Inhalten in Sozialen Netzwerken eine große
Reichweite zu erzielen. «Diese «organische Reichweite» wird durch die
Algorithmen von Facebook und Twitter begrenzt.» Daher müssten
politische Parteien verstärkt Geld in die Hand nehmen, um ihre
Beiträge in den Netzwerken zu bewerben und ihnen damit mehr
Reichweite zu verschaffen.

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