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So kunterbunt wie quietschvergnügt – 1000 Mal «Tigerenten Club» Von Roland Böhm

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Wenn selbst 30-Jährige Erinnerungen an eine Kindersendung haben, die
noch immer läuft, dann handelt es sich wohl um einen echten
Klassiker: Der «Tigerenten Club» feiert seine 1000. Sendung.

Göppingen (dpa) – Erfolgsrezept für TV-Klassiker: Man nehme eine
gelb-schwarz getigerte Riesenente, einen ebenso großen Kastenfrosch,
zwei leicht aufgedrehte Schulklassen in gelben und grünen T-Shirts
und ein paar kniffelige Spiele und Wissensfragen. Zum 1000. Mal ist
der «Tigerenten Club» des Südwestrundfunks am Sonntag (7.10 Uhr) im
Ersten zu sehen. Seit über 20 Jahren läuft die Sendung Sonntag für
Sonntag, womit sie nach SWR-Angaben die am längsten ununterbrochen
ausgestrahlte Kindersendung im deutschen Fernsehen ist. Nach der
«Sendung mit der Maus» natürlich.

Beim Jubiläum messen sich Schulklassen vom Schiller-Gymnasium aus dem
schwäbischen Heidenheim als Team der Tigerente in gelben T-Shirts und
vom Goethe-Gymnasium aus Wien als Team von Günter Kastenfrosch in den
grünen T-Shirts. Welcher Lehrer am Ende für seine Klasse baden geht,
wie es hier üblich ist, wird noch nicht verraten. In jedem Fall
erspielten die Kids wieder 1000 Euro für ein Kinderprojekt. Auch das
ist beim «Tigerenten Club» inzwischen so üblich.

Etliche Promis waren hier zu Gast, legendär bleibe der Besuch von
Hella von Sinnen in einer gelb-schwarzen Latzhose. «Sie machte den
Club zu einem noch größeren Kindergeburtstag, als er ohnehin schon
ist», erzählt Stefanie von Ehrenstein, die Leiterin des
SWR-Kinderprogramms. Bei der 1000. Sendung ist neben dem Magier-Duo
Ehrlich Brothers auch Musik-Shootingstar Max Giesinger («80
Millionen») da. Der 28-Jährige gehört zur «Generation Tigerenten
Club», wie er sich erinnert: «Ich hab das als Kind selbst geschaut.»

Die kunterbunte und stets quietschvergnügte Sendung ist inzwischen
schon so lange im Programm, dass sich auch die Entwicklung des
Kinderfernsehens daran ablesen lässt, wie Redaktionsleiterin von
Ehrenstein berichtet. Das Zielpublikum sei jünger als vor 20 Jahren.
«Das Alter wächst nach unten», berichtet die Redaktionsleiterin.
Heute seien 10- und 11-Jährige so weit wie früher 14- oder
15-Jährige.

Auch den «Tigerenten Club» habe das verändert: So sei der Anteil der
Wissenfragen geringer geworden, die Spiele wurden spektakulärer. Man
wolle eine Wissenssendung bleiben, versicherte von Ehrenstein,
versuche das Wissen aber über Spiele zu vermitteln. Dass Janoschs
Tigerente als Symbol sich mal überlebt haben könnte, glaubt Sylvia
Storz, Hauptabteilungsleiterin Service und Familie, nicht. «Die
Tigerente besitzt eine zauberhafte Zeitlosigkeit.»

Am 6. Januar 1996 wurde die erste Folge gesendet. Produziert wird der
«Tigerenten Club» im Stauferpark in Göppingen nahe Stuttgart. In
einer Turnhalle, in der einst Soldaten der US-Army Basketball
spielten, stehen seit über 20 Jahren die Kulissen. Ein Aufschrei ging
durch die Region, als der SWR mal damit liebäugelte, die Sendung
anderswo abzudrehen. Nebenan steht auch noch der Hangar der einstigen
Cooke Barracks der US-Amerikaner. Vier Staffeln mal zehn Sendungen
werden hier Jahr für Jahr gedreht.

Für Moderator Malte Arkona (37) ist zum Jahresende Schluss. Er geht
in «Tigerrente», wie er es nennt. 20 Länder hat er für den «Club»
bereist, 430 Sendungen hat er auf dem Buckel. «Es fühlt sich an, als
ob ich alle 1000 gemacht hätte.» Weiter macht seine Co-Moderatorin
Muschda Sherzada (30), die ausgerechnet bei der 1000. Sendung mit
Gipsbein auftritt. Ihren Faible für Kinderfernsehen erklärt sie so:
«Kinder sind so authentisch, so aktiv – so unberechenbar.»

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