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Problem Cybermobbing: «Die Tränen sind nicht sichtbar» Von Jenny Tobien

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Der Safer Internet Day rückt in diesem Jahr das Thema Cybermobbing in
den Mittelpunkt. Was macht die Diffamierungen im Netz so gefährlich?
Und wie verbreitet ist das Problem bei Jugendlichen?

Berlin (dpa) – Fiese Bilder auf Snapchat, miese Kommentare auf
Instagram, gefälschte Profile auf Facebook oder demütigende Videos in
WhatsApp – Cybermobbing tritt in vielen Formen auf. Wie verbreitet
ist das Fertigmachen im Netz, was macht es so gefährlich und wer ist
alles betroffen?

Der Safer Internet Day behandelt, wie schon 2009, (Cyber)-Mobbing als
Schwerpunkt. Warum eigentlich, neu sind die Netz-Attacken ja nicht?

Stimmt, in der Gesellschaft ist das Thema angekommen. Aber: Laut
Umfrage des Marktforschungsinstituts Toluna gaben 87 Prozent der
Befragten an, Internetmobbing werde als Problem unterschätzt.
«Cybermobbing ist weiterhin sehr brisant, etwa durch die wachsende
mobile Internetnutzung», sagt Peter Widlok von klicksafe.de. Die
EU-Initiative koordiniert die Aktionen zum Thementag in Deutschland.
Zudem startet am Dienstag eine Stop-Mobbing-Woche, um Menschen weiter
für das Thema zu sensibilisieren. Ein enormer Teil der Kommunikation
besonders von Jugendlichen verläuft inzwischen online. Sind sie von
Mobbing betroffen, kann Widlok zufolge davon ausgegangen werden, dass
dies sowohl analog als auch digital stattfindet. «Mobbing ohne das
vorgestellte «Cyber» gibt es praktisch nicht mehr.»

  • Was genau macht Cybermobbing so gefährlich?

Da ist zum einen die vervielfachende Wirkung des Netzes und zum
anderen die Schwierigkeit des Löschens, wie Uwe Leest vom Bündnis
gegen Cybermobbing erklärt. Gemeine Inhalte verbreiten sich rasant
und können quasi jederzeit und überall gespeichert, verändert und
weitergeleitet werden. Ein weiteres Problem: Die Anonymität führt zu
einer niedrigen Hemmschwelle. Auch sind sich viele Täter der Folgen
ihres Handelns nicht bewusst, da sie diese nicht direkt mitbekommen.
«Die Tränen sind nicht sichtbar. Dadurch fehlt der psychologische
Reflex aufzuhören, wenn das Opfer am Boden liegt», meint Leest.

  • Wie verbreitet ist das Mobbing im Netz?

So genau kann man das nicht sagen, denn die Zahlen variieren. Eine
weltweite Online-Studie des Mobilfunkanbieters Vodafone und des
Meinungsforschungsinstituts YouGov von 2015 ergab, dass jeder fünfte
Jugendliche schon einmal Opfer von Cyberattacken wurde. Laut einer
zweiten kürzlich verbreiteten Studie, hat jeder dritte 12- bis
19-Jährige bereits mitbekommen, dass im Bekanntenkreis jemand im Netz
oder per Handy fertig gemacht wurde. Acht Prozent gaben dabei an,
bereits selbst Opfer von Cybermobbing gewesen zu sein, Mädchen etwas
häufiger (9 Prozent) als Jungen (7 Prozent). Das geht aus der
JIM-Studie 2016 («Jugend, Information, (Multi-)Media») des
Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest hervor.

  • Welche psychischen und körperlichen Auswirkungen können die
    Cyber-Gemeinheiten auf junge Leute haben?

«Wir wissen aus der Neurologie, dass die Schmerzzentren des Gehirns
auf solche Ausgrenzung und Demütigung reagieren», erklärt Joachim
Bauer, Neurobiologe und Psychotherapeut von der Uniklinik Freiburg.
Das wiederum mache sich entweder durch aggressives oder depressives
Verhalten bemerkbar. «Das Selbstwertgefühl wird massiv getroffen,
Betroffenen ziehen sich vor Scham zurück.» Viele würden die
Aggressionen aber auch an andere weiterleiten, «sie sind also Opfer
und Täter zugleich».

Problematisch sei, dass Jugendliche soziale Medien als Bühne zur
Selbstdarstellung nutzten, um sich ihrer positiven Wirkung zu
versichern. «Wenn diese dann zur Plattform der Diffamierung wird,
bricht in den Leuten etwas zusammen.» Eltern sollten deshalb mit
ihren Kindern die Chancen und Risiken solcher Portale besprechen, rät
der Experte. Auch empfiehlt er, im Netz nicht allzu viel von sich
preiszugeben.

  • Sind nur Jugendliche betroffen?

Nein, Internetmobbing ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das
längst nicht mehr nur Jugendliche trifft. «Sie glauben nicht, aus
welchen Altersklassen die Leute bei uns anrufen», sagt Leest vom
Bündnis gegen Cybermobbing. Bauer zufolge kommt es etwa am
Arbeitsplatz immer wieder zu Online-Attacken unter Kollegen.
Mobbingopfer fielen häufig krankheitsbedingt aus. Somit ist
Cybermobbing auch ein volkswirtschaftliches Problem.

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