SDS-newsline Onlinezeitung

Mehr als ein Nebenjob: Wissenswertes für Werkstudenten

| Keine Kommentare

Wer sich als Werkstudent ins Zeug legt, kann später im Berufsleben
schneller durchstarten. Mit diesem Versprechen locken Jobbörsen,
Vermittler und Unternehmen. Rund um Arbeitsvertrag, Versicherung und
Referenzen müssen Werkstudenten aber einiges beachten.

Köln/Berlin (dpa/tmn) – Von wegen Elfenbeinturm: Werkstudenten können
die Theorie aus Seminar und Vorlesung gleich praktisch ausprobieren –
und haben es dadurch später leichter beim Berufseinstieg. Denn was
Studenten an der Universität lernen, reicht Personalern und Managern
oft nicht aus: Sie legen Wert auf praxisnahe Kompetenzen und
Erfahrungen.

Das zeigt zum Beispiel eine Umfrage des Deutschen Industrie- und
Handelskammertages. Viele Studenten seien nicht ausreichend auf die
Anforderungen im Berufsleben vorbereitet, heißt es dort. Praktische
Erfahrungen haben bei der Jobsuche deshalb einen großen Stellenwert.

Hier kommt der Werkstudent ins Spiel: Anders als bei einem regulären
Nebenjob geht es hier nicht nur darum, den Lebensunterhalt zu
verdienen. Werkstudenten arbeiten meist mehr als nur ein paar Stunden
pro Woche – und vor allem in einem Job, der inhaltlich etwas mit
ihrem Studienfach zu tun hat. Die wichtigsten Fragen und Antworten
zur Arbeit als Werkstudent im Überblick:

Welcher Nebenjob ist der richtige?

Werkstudenten sollten immer möglichst nah am Studienfach jobben,
empfiehlt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk in Berlin – oder
vielleicht sogar direkt beim künftigen Traum-Arbeitgeber. Im
Idealfall knüpft man so schon wertvolle Kontakte. «In einem
Bewerbungsgespräch kann man einen zukünftigen Mitarbeiter nie so gut
kennenlernen, wie wenn er einige Zeit im Unternehmen gearbeitet hat»,
sagt Benjamin Roos, Gründer des Personaldienstleisters Studitemps.

Und was, wenn das nicht klappt?

Das kann passieren: Vielleicht bietet das gewünschte Unternehmen
keine Jobs am eigenen Wohnort an. Oder der Student will sich
beruflich noch nicht festlegen. Doch auch dann lohnt sich der
Arbeitseinsatz, sagt Roos: Werkstudenten lernen zum Beispiel, ihre
Zeit zwischen Studium und Job gut zu managen. «Und sie sind zumindest
aus meiner Erfahrung sehr viel eigenständiger im späteren Job.»

Wo gibt es Jobs für Werkstudenten?

Jobangebote finden Studierende etwa an Schwarzen Brettern in den
Hochschulen, durch Mund-zu-Mund-Propaganda, auf Internetportalen oder
bei den studentischen Arbeitsvermittlungen der Studentenwerke.

Brauche ich einen Arbeitsvertrag?

Ja. In jedem Fall sollten Studierende auf einen schriftlichen
Arbeitsvertrag bestehen, rät Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk.
Darin sollten die Anzahl der wöchentlichen Stunden und die Höhe des
Verdiensts festgehalten werden. Wer Zweifel oder Fragen hat, kann
sich beim Studentenwerk oder einer Gewerkschaft beraten lassen.

Was steht einem Werkstudenten zu?

Auch für Studenten gelten die gesetzlichen Mindeststandards für
Lohnhöhe, Arbeitszeiten, Beginn und Ende der Beschäftigung. «Für
Studierende gilt beispielsweise der gesetzliche Mindestlohn von 8,84
Euro genauso wie der Anspruch auf Erholungsurlaub und
Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall», sagt Manuela Conte,
Bundesjugendsekretärin beim Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB).
Letzteres gibt es aber nur für die üblichen sechs Wochen –
Krankengeld bekommen Werkstudenten danach nicht.

Wo lauern Fallstricke?

Genauer hinschauen sollten Studenten laut DGB, wenn von einem
Werkvertrag die Rede ist. «Dann suchen die Auftraggeber meist
Selbstständige, die gegen Honorar einen Auftrag erfüllen», sagt
Conte. «Damit gehen zwar unternehmerische Freiheiten einher, aber
auch Pflichten gegenüber der Sozialversicherung und dem Finanzamt.»
Hier gilt: vorab gut beraten lassen und zusätzliche Kosten beim
Honorar einkalkulieren.

Wie viel Arbeit darf sein?

Wichtig ist vor allem, dass das Studium die Hauptsache bleibt.
Denn dann müssen Werkstudenten keine Sozialversicherungsbeiträge
zahlen. Das heißt konkret: Sie dürfen insgesamt nicht mehr als 20
Stunden pro Woche arbeiten. «Ausnahmen von der 20-Stunden-Regelung –
etwa in der vorlesungsfernen Zeit, in Abendstunden und an den
Wochenenden – sind immer mit der Krankenkasse zu besprechen», rät
Grob. Achtung: Auch wer von Sozialversicherungsbeiträgen befreit ist,
muss Beiträge zur Rentenversicherung zahlen.

Wie viel darf ein Werkstudent verdienen?

Werkstudent kann man unabhängig vom monatlichen Verdienst sein. Ab
dem Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde ist alles erlaubt. Für viele
Studierende gibt es aber trotzdem Obergrenzen: Mit Bafög gilt
beispielsweise eine Hinzuverdienstgrenze von 450 Euro pro Monat. Wer
in der Krankenkasse der Eltern familienversichert ist, darf monatlich
nicht mehr als 450 Euro mit einem Minijob oder 425 Euro plus 83,30
Euro Werbungskostenpauschale in einem Midijob verdienen – sonst muss
er sich selbst krankenversichern.

Wie falle ich als Werkstudent auf?

Wer seinem Arbeitgeber über das Studium hinaus treu bleiben will,
sollte ein paar Regeln beachten. Bei Werkstudenten zählen Motivation,
gute Ideen und Verlässlichkeit, sagt Benjamin Roos. Die Aufgaben
können anfangs einfach oder langweilig sein. Wer Einsatz zeigt,
bekomme aber oft schnell anspruchsvollere Jobs. Zudem sollte der
Arbeitgeber mit dem Werkstudenten planen können: Mit Ausnahme der
Prüfungszeiten sollte er daher mindestens 12, besser 16 Stunden pro
Woche zur Verfügung stehen.

Wie hilft mir die Arbeit als Werkstudent bei der Jobsuche?

Wer die Möglichkeit hat, sollte in seiner Bewerbung um den ersten Job
einen Ansprechpartner bei dem früheren Arbeitgeber als Referenz
angeben. Das sei mehr wert als ein Arbeitszeugnis, sagt Benjamin
Roos. «Ich empfinde die persönlichen Erfahrungen des Werkstudenten im
Gespräch sowie eine mögliche Referenz als sehr viel spannender.»

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.