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Imagewandel der Jogginghose – Auf dem Weg in jede Lebenslage

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Von Fabian Nitschmann, dpa

 

Auf dem Modemarkt tummeln sich immer mehr Jogginghosen, die mit
weitem Schlabberlook und billigem Material nichts mehr zu tun haben.
Stilexperten bleiben aber weiter skeptisch. Schafft die Jogginghose
2018 endgültig den gesellschaftlichen Durchbruch?

Berlin (dpa) – Ist das tatsächlich eine Jogginghose, was Sebastian
Kaiser da trägt? Man muss schon ganz genau hinschauen, um sie
erkennen zu können. Eng geschnitten, kariert, modisch – Kaisers
Beinkleid könnte aus der Ferne auch als Stoffhose durchgehen. Doch
der Münchner schwört auf Jogginghosen – er designt und produziert sie
aus besonders hochwertigen Materialien. «Für mich bedeuten
Jogginghosen Freiheit und Feierabend», sagt Kaiser.

2012 hat er das Label Boulezar gegründet, bei dem gemütliche Hosen
aus Jersey und auch anderen Stoffen im Mittelpunkt stehen. «Mein Ziel
war es, die Jogginghose immer weiter zu etablieren. Wir sind mit
unseren Schnitten weit weg vom Schlabber- oder Hartz-4-Look», sagt
Kaiser. «Wenn sie am Hintern gut geschnitten ist, sieht auch eine
Jogginghose gut aus.»

Kaiser verwendet für seine Hosen am liebsten italienisches Jersey,
auch Stoffe aus Japan haben es ihm angetan. Das Endprodukt kostet
dann schnell mal um die 300 Euro – nicht unbedingt ein Schnäppchen
für jedermann. Rund 600 Hosen verkauft er nach eigenen Angaben
jährlich. Schauspieler Samuel L. Jackson und Sängerin Madonna haben
seine Sweatpants schon getragen.

Die Jogginghose hat ihr schlechtes Image als Kleidung für Faulenzer,
Arbeitslose oder Hiphopper Jahr für Jahr etwas mehr abgelegt. Der
Durchbruch zur endgültigen gesellschaftlichen Anerkennung scheint nur
noch eine Frage der Zeit zu sein. «Die Jogginghose ist heutzutage
nicht aus unserer Gesellschaft wegzudenken», glaubt Kaiser. «Ich
schätze, dass selbst die Queen eine Jogginghose oder zumindest eine
gemütliche Haushose hat.»

Der Münchner ist nicht der einzige, der die Jogginghose inzwischen
modischer schneidet und hochwertigere Stoffe verwendet. «Was uns
gegenwärtig von den Designern als Jogginghose verkauft wird, kann
schlecht als Sportswear bezeichnet werden», urteilte erst vor kurzem
die «Cosmopolitan». «Mit diesen «neuen Jogginghosen» kann man einen
businesstauglichen Look stylen.»

In der Branche setzt sich unter anderem der Begriff Tracksuit-Hose
immer weiter durch, quasi die modische Weiterentwicklung der
Jogginghose. Die Materialien sind dabei meist ähnlich der bekannten
Sweatpants, Farbe und Details aber eher modisch urban, der Schnitt
ist oft weit. So wird zum Beispiel oft auf einen engen Bund an den
Knöcheln verzichtet.

Für den Stilexperten Bernhard Roetzel macht es allerdings
keinen Unterschied, ob eine Jogginghose aus billigen oder teuren
Stoffen hergestellt wird. «Jogginghose ist Jogginghose», sagt
Roetzel. Die Meinung zu diesem Kleidungsstück habe sich zwar bei
vielen Leuten grundlegend verändert. Aber eigentlich sei sie
weiterhin eine Sporthose. «Sie heißt ja Sweatpants, weil man da
hineinschwitzt.»

Er könne es zwar verstehen, wenn sich Arbeiter nach einem
anstrengenden Tag und einer erfrischenden Dusche in einer Jogginghose
auf die Couch legen – im Kern aber sei die Jogginghose auch weiterhin
«die stilloseste Hose, die es neben der abgeschnittenen
Jeans-Hotpants noch gibt».

Roetzel verweist auf die Jeans, die in den vergangenen Jahrzehnten
bereits eine ähnliche Entwicklung durchgemacht habe – aus Sicht des
Stilexperten manche Grenze aber nie einreißen wird. «Die Jeans wird
viel getragen – aber Prince Charles in Jeans? Das wäre immer
komisch.» Die Jogginghose nun zu einer «Designerklamotte» zu
erklären, helfe da auch nicht weiter.

Dass die Jogginghose dennoch Stück für Stück im alltäglichen Leben
angekommen ist, ohne dabei noch allzu übel aufzufallen, scheint beim
Blick etwa in eine Berliner U-Bahn schon sicher. Für Gerd
Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts, liegt
das vor allem an einem allgemeinen Paradigmenwechsel zu weiteren
Hosen: «Die Hose sucht das Weite.»

In den zurückliegenden Jahren sei die Jogginghose auch aus dem Rahmen
gefallen, weil sie etwa mit den zeitweise sehr angesagten, hautengen
Skinny Jeans nichts gemein hatte. Inzwischen näherten sich die Formen
der Jogginghosen und der Alltagshosen aber wieder an.

Ob auch Sebastian Kaiser weiterhin als Designer Jogginghose unter die
Leute bringt, ist noch unklar. Denn Boulezar ist trotz moderner
Schnitte und Verkäufen an Promis geschrumpft, von einstmals zehn auf
nur noch drei Mitarbeiter. Die Zahlungsmoral im Einzelhandel sei
«extrem schlecht», das Label verpasse sich daher eine kreative Pause,
sagt Kaiser. An seiner Produktidee will er aber eigentlich
festhalten. Denn er ist überzeugt: «Solche Hosen gab es vorher
nirgendwo auf der Welt.»

Auf dem Modemarkt tummeln sich immer mehr Jogginghosen, die mit
weitem Schlabberlook und billigem Material nichts mehr zu tun haben.
Stilexperten bleiben aber weiter skeptisch. Schafft die Jogginghose
2018 endgültig den gesellschaftlichen Durchbruch?

Berlin (dpa) – Ist das tatsächlich eine Jogginghose, was Sebastian
Kaiser da trägt? Man muss schon ganz genau hinschauen, um sie
erkennen zu können. Eng geschnitten, kariert, modisch – Kaisers
Beinkleid könnte aus der Ferne auch als Stoffhose durchgehen. Doch
der Münchner schwört auf Jogginghosen – er designt und produziert sie
aus besonders hochwertigen Materialien. «Für mich bedeuten
Jogginghosen Freiheit und Feierabend», sagt Kaiser.

2012 hat er das Label Boulezar gegründet, bei dem gemütliche Hosen
aus Jersey und auch anderen Stoffen im Mittelpunkt stehen. «Mein Ziel
war es, die Jogginghose immer weiter zu etablieren. Wir sind mit
unseren Schnitten weit weg vom Schlabber- oder Hartz-4-Look», sagt
Kaiser. «Wenn sie am Hintern gut geschnitten ist, sieht auch eine
Jogginghose gut aus.»

Kaiser verwendet für seine Hosen am liebsten italienisches Jersey,
auch Stoffe aus Japan haben es ihm angetan. Das Endprodukt kostet
dann schnell mal um die 300 Euro – nicht unbedingt ein Schnäppchen
für jedermann. Rund 600 Hosen verkauft er nach eigenen Angaben
jährlich. Schauspieler Samuel L. Jackson und Sängerin Madonna haben
seine Sweatpants schon getragen.

Die Jogginghose hat ihr schlechtes Image als Kleidung für Faulenzer,
Arbeitslose oder Hiphopper Jahr für Jahr etwas mehr abgelegt. Der
Durchbruch zur endgültigen gesellschaftlichen Anerkennung scheint nur
noch eine Frage der Zeit zu sein. «Die Jogginghose ist heutzutage
nicht aus unserer Gesellschaft wegzudenken», glaubt Kaiser. «Ich
schätze, dass selbst die Queen eine Jogginghose oder zumindest eine
gemütliche Haushose hat.»

Der Münchner ist nicht der einzige, der die Jogginghose inzwischen
modischer schneidet und hochwertigere Stoffe verwendet. «Was uns
gegenwärtig von den Designern als Jogginghose verkauft wird, kann
schlecht als Sportswear bezeichnet werden», urteilte erst vor kurzem
die «Cosmopolitan». «Mit diesen «neuen Jogginghosen» kann man einen
businesstauglichen Look stylen.»

In der Branche setzt sich unter anderem der Begriff Tracksuit-Hose
immer weiter durch, quasi die modische Weiterentwicklung der
Jogginghose. Die Materialien sind dabei meist ähnlich der bekannten
Sweatpants, Farbe und Details aber eher modisch urban, der Schnitt
ist oft weit. So wird zum Beispiel oft auf einen engen Bund an den
Knöcheln verzichtet.

Für den Stilexperten Bernhard Roetzel macht es allerdings
keinen Unterschied, ob eine Jogginghose aus billigen oder teuren
Stoffen hergestellt wird. «Jogginghose ist Jogginghose», sagt
Roetzel. Die Meinung zu diesem Kleidungsstück habe sich zwar bei
vielen Leuten grundlegend verändert. Aber eigentlich sei sie
weiterhin eine Sporthose. «Sie heißt ja Sweatpants, weil man da
hineinschwitzt.»

Er könne es zwar verstehen, wenn sich Arbeiter nach einem
anstrengenden Tag und einer erfrischenden Dusche in einer Jogginghose
auf die Couch legen – im Kern aber sei die Jogginghose auch weiterhin
«die stilloseste Hose, die es neben der abgeschnittenen
Jeans-Hotpants noch gibt».

Roetzel verweist auf die Jeans, die in den vergangenen Jahrzehnten
bereits eine ähnliche Entwicklung durchgemacht habe – aus Sicht des
Stilexperten manche Grenze aber nie einreißen wird. «Die Jeans wird
viel getragen – aber Prince Charles in Jeans? Das wäre immer
komisch.» Die Jogginghose nun zu einer «Designerklamotte» zu
erklären, helfe da auch nicht weiter.

Dass die Jogginghose dennoch Stück für Stück im alltäglichen Leben
angekommen ist, ohne dabei noch allzu übel aufzufallen, scheint beim
Blick etwa in eine Berliner U-Bahn schon sicher. Für Gerd
Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts, liegt
das vor allem an einem allgemeinen Paradigmenwechsel zu weiteren
Hosen: «Die Hose sucht das Weite.»

In den zurückliegenden Jahren sei die Jogginghose auch aus dem Rahmen
gefallen, weil sie etwa mit den zeitweise sehr angesagten, hautengen
Skinny Jeans nichts gemein hatte. Inzwischen näherten sich die Formen
der Jogginghosen und der Alltagshosen aber wieder an.

Ob auch Sebastian Kaiser weiterhin als Designer Jogginghose unter die
Leute bringt, ist noch unklar. Denn Boulezar ist trotz moderner
Schnitte und Verkäufen an Promis geschrumpft, von einstmals zehn auf
nur noch drei Mitarbeiter. Die Zahlungsmoral im Einzelhandel sei
«extrem schlecht», das Label verpasse sich daher eine kreative Pause,
sagt Kaiser. An seiner Produktidee will er aber eigentlich
festhalten. Denn er ist überzeugt: «Solche Hosen gab es vorher
nirgendwo auf der Welt.»

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