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Fünf Gründe für den Erfolg des Wave-Gotik-Treffens

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Seit 25 Jahren ist Leipzig ein Mekka der schwarzen Szene. Die
Besucher lieben das alljährliche Wave-Gotik-Treffen. Und die
Leipziger auch. Wie konnte das passieren?

Leipzig (dpa) – Das Wave-Gotik-Treffen (WGT) feiert in diesem Jahr
sein 25-jähriges Bestehen. Was 1992 mit 2000 Besuchern begann, hat
sich zum weltgrößten Szene-Treffen mit alljährlich 20 000 Besuchern
entwickelt. Das WGT ist so erfolgreich, weil…

1) … die Szene so groß wie unüberschaubar ist. Unbestritten ist das
WGT das weltgrößte Treffen seiner Art. Nur: Was ist eigentlich die
schwarze Szene? Diese Frage sei kaum «schlüssig zu beantworten»,
schreibt der Kulturwissenschaftler und Szene-Chronist Alexander Nym.
«Die Szene ist so vielfältig wie die Menschen, die sich ihr – aus
welchen Gründen auch immer – verbunden fühlen.» Unter einem schwarzen
Schirm versammelten sich Kostüm-Freaks, Dunkelhippies, Vampirfans
oder auch Anhänger des Gothic-Rocks.

2) … die WGT-Besucher ihren eigenen Nachwuchs mitbringen. Das WGT
begann 1992 als jugendkulturelles Phänomen. 25 Jahre später ist die
Szene mit ihrem Festival gealtert. Die Besucher seien im Schnitt
locker Mitte 30 oder älter, sagt Festivalsprecher Cornelius Brach.
Viele sind längst Eltern. Die Veranstalter haben darauf schon vor
Jahren reagiert – und einen WGT-Kindergarten zur Betreuung des
Nachwuchses eingerichtet.

3) … die Besucher den Medienrummel stoisch aushalten. Es gibt Orte
im WGT, die gleichen einem Laufsteg. Beim Viktorianischen Picknick im
Clara-Zetkin-Park zum Beispiel werden aufwendig gestylte Besucher von
Fotografen regelrecht umschwärmt. «Das hat sich zu einem Medienzirkus
entwickelt», sagt die Szene-Kennerin und Journalistin Jennifer
Hoffert-Karas. Sie finde das zwar ein wenig problematisch. Aber dank
der Größe des WGT gebe «es noch viele kleine Treffen im Treffen», wo
man unter sich bleiben könne.

4) … das WGT inzwischen mit allen Wassern gewaschen ist. Das
Wave-Gotik-Treffen wird immer zu Pfingsten veranstaltet – mit
entsprechend wechselhaftem Wetter. Aber weder drückende Hitze (und
das in den schwarzen Sachen!) noch Kälte und Regen (viele von den
Besuchern zelten) konnten dem Festival bisher etwas anhaben.

5) … die Besucher doch keine Katzen fressen. Anfänglich war die
Skepsis der Leipziger groß. Was wollen die Schwarzen? Sind das
Satanisten? Schlafen die alle im Sarg? Diesen Vorbehalten hat das
Stadtgeschichtliche Museum in seiner WGT-Jubiläums-Ausstellung
«Leipzig in Schwarz» ein eigenes kleines Kapitel gewidmet. Es heißt:
«Fressen die auch Katzen?» Inzwischen freuen sich die Leipziger über
die schwarzen Besucherscharen zu Pfingsten. Und sie haben
festgestellt: Nein, keiner Katze wird ein Schnurrhaar gekrümmt.

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