Detox-Night in Köln heißt Feiern ohne Alkohol. Unter den Partygästen
sind vor allem Frauen und durchtrainierte Sportler. Die
Gesprächsthemen? Ernährung, Gesundheit und Süßigkeiten-Rückfälle.
Köln (dpa) – Die Tanzfläche ist voll und alle Partygäste sind
nüchtern. Der Barkeeper an der Theke mixt Reismilch-Säfte mit
Brokkoli und Bananen. Bier sowie jeglicher Alkohol sind verboten.
Nicht mal Cola steht auf der Getränkekarte. «Detox-Night» heißt der
neue Party-Trend in Köln. Und eines ist sicher: Nach diesem Abend ist
niemandem schlecht – es sei denn, er verträgt Gemüse nicht.
«Habe ich da was hängen?», fragt die 24-jährige Denise ihre Freundin
und bleckt die Zähne. Einen grünen, körnigen Smoothie hatte die
Studentin schon, jetzt steht sie in der Schlange für einen zweiten
Drink an. Der Mixer surrt. Schließlich lässt Baarkeeper Ronald die
grüne Masse in den Becher tropfen. Denise ist begeistert. «Ich
versuche, mich überwiegend gesund zu ernähren. Warum dann nicht auch
mal alkoholfrei feiern gehen?», sagt sie.
Ähnlich sehen es viele der rund 300 Gäste. «Hier kommt man gar nicht
erst in Versuchung», meint Sascha. ««Einer geht noch», sagen meine
Jungs oft – und am nächsten Morgen hat man dann einen Kater.» Laura,
die mit ihrer Workout-Sportgruppe gekommen ist, berichtet: «Man muss
sich nicht schämen, wenn man eine Limo in der Hand hat.» Und der
Besitzer des Clubs, Stefan Bohne, sieht einen anderen Vorteil: «Es
gibt keine Probleme mit betrunkenen, aggressiven Gästen.»
Detox steht für Entgiften. Seit Jahren gibt es gleichnamige Kuren,
die eine Körperreinigung versprechen. Der passende Party-Trend dazu
kommt angeblich aus den USA. «Auch in Skandinavien sind alkoholfreie
Club-Abende in Mode», sagt Jonas Höhn. Der 26 Jahre alte
Medienmanager organisiert die Kölner «Entgiftungsparty» gemeinsam mit
seinem Studienfreund Martin Bressem. Beide verzichten dauerhaft auf
Alkohol. «Dafür muss man sich ja nicht gleich entscheiden. Aber
unsere Party ist ein Angebot, einfach mal einen Abend den Alkohol
wegzulassen», erklärt Bressem und nimmt einen Schluck von seinem
Kokoswasser.
In Berlin gibt es ähnliche Trends längst. «Morning Gloryville» nennen
sich alkoholfreie Partys, die allerdings im Morgengrauen starten.
Statt Kaffee gibt es Smoothies zum Wachwerden, statt des Joggens vor
der Arbeit tanzt man sich in den Tag.
Gesunde Ernährung und Sport – diese Themen stehen auch bei der Kölner
Party im Vordergrund. «Isst du noch Brot? Nutella?», fragt Marcus,
ein braun gebrannter Mittvierziger, einen anderen Gast. «Ne, aber ich
hatte letzte Woche einen Toffifee-Rückfall», gesteht der. Bei beiden
Asketen zeichnet sich ein Sixpack unter den eng anliegenden T-Shirts
ab.
«Detox-Partys entsprechen dem gesamtgesellschaftlichen Bedürfnis,
gesünder zu leben», meint der Hamburger Freizeitforscher Ulrich
Reinhardt vom Institut für Zukunftsfragen. «Zudem trifft man auf
Gleichgesinnte, hat ein gemeinsames Motiv.» Dass die Besucher ohne
Alkohol schlechter miteinander ins Gespräch kommen, glaubt der
Psychologe daher nicht. «Man findet sofort ein Gesprächsthema.
Allerdings fällt es einigen sicher schwerer, das andere Geschlecht
anzusprechen.»
Diese Sorge teilen Marcus und sein Bekannter in Köln nicht. Das
nächste Mal wollen sie ihre Freundinnen zu Hause lassen, um «die
süßen Mädels» auf der Party ansprechen zu können. «Frauen sind hier
definitiv in der Überzahl», ist Marcus sicher. «Und die meisten sehen
extrem gut aus. Schön trinken also nicht nötig!»