Berlin (dpa) – Die nächste Bundesregierung muss einer Ghettobildung
in Schulen und Wohnquartieren nach Ansicht von Integrationsexperten
aktiv verhindern. «Das Bewahren heterogener Wohnquartiere ist hier
ein wichtiger Baustein», heißt es in einem Forderungskatalog, den der
Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und
Migration (SVR) am Freitag veröffentlichte. Statt neuzugewanderte
Kinder den Schulen allein nach der Verfügbarkeit von Plätzen
zuzuweisen, sollten Schulen und Behörden «verstärkt die soziale,
sprachliche und kulturelle Zusammensetzung der Lerngruppen vor Ort
berücksichtigen».
Für den Sachverständigenrat steht fest, dass Zuwanderung schon aus
demografischen Gründen im Interesse Deutschlands liegt. Die Experten
betonten, nicht nur die Zuwanderer müssten sich anstrengen, um ihren
Platz in der Gesellschaft zu finden. Vielmehr müssten alle Menschen
in Deutschland bereit sein, «mit ihnen möglicherweise bislang
unbekannten Formen der Vielfalt umzugehen».
Der SVR warnte Politiker davor, die Bedeutung der Religion für den
Integrationsprozess zu überschätzen. Der zentrale Faktor für Erfolg
und Misserfolg im Bildungssystem sei nicht die
Religionszugehörigkeit, sondern der soziale Hintergrund.
Die Experten rieten den künftigen Entscheidungsträgern außerdem, die
Qualität der Integrationskurse untersuchen. Und sie betonten:
Allgemeine Regeln für Teilhabe und gegen Diskriminierung seien meist
wirksamer als Förderprogramme, die nur Menschen mit
Migrationsgeschichte in den Blick zu nehmen.