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Digital aufs Papier: Die Ausbildung zum Medientechnologen Druck

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Alle Welt starrt auf kleine Touchscreens – und trotzdem gibt es noch
mehr als genug zu drucken. Die Fachkräfte dafür heißen heute nicht
mehr einfach nur Drucker, sondern Medientechnologe. Und mit dem Namen
haben sich auch die Anforderungen geändert.

Berlin (dpa/tmn) – Papier einlegen, das kleine Symbol anklicken,
fertig. Drucken kann ja eigentlich jeder – oder? Doch zwischen ein
paar Blatt Papier und ganzen Büchern, Plakaten, schicken Flyern oder
Hochglanz-Broschüren gibt es einen himmelweiten Unterschied. Und hier
kommt der Ausbildungsberuf Medientechnologe Druck ins Spiel: ein
Handwerk, das aus großen Maschinen und verschiedenen Materialien
Kulturgut schafft.

«Es ist schon interessant, wie so ein Buch entsteht, das man nachher
in den Händen hält», sagt Viviane Brummerhoff. «Ich fand es spannend
zu sehen, wie das genau funktioniert.» Sie absolviert bei Ruksaldruck
in Berlin eine duale Ausbildung zur Medientechnologin Druck – obwohl
sie vorher schon einen Bachelor in Druck- und Medientechnik gemacht
hat. «Ich war der Meinung, dass mir noch das praktische Wissen
fehlt», erklärt sie die Entscheidung.

Für die Praxis hat sie jetzt reichlich Gelegenheit: Ihr Arbeitstag
beginnt mit einem Auftrag. Was ist heute zu drucken? Dann
organisieren Brummerhoff und ihre Kollegen das Papier dafür,
anschließend geht es an die Arbeit. «Dann müssen die Stapel gewendet,
die Platten eingesetzt und getauscht werden, je nachdem», erzählt
Brummerhoff. «Das ist schon körperliche Arbeit, aber es macht auch
viel Spaß – ich hab sogar Freude daran, die Maschine zu putzen, so
komisch das klingt.»

Im Grunde macht Brummerhoff also das, was früher der klassische
Drucker gemacht hat – nur unter neuem Namen. «Als problematisch wurde
die Berufsbezeichnung schon seit langem angesehen, Nachwuchsmarketing
wurde mit diesem Namen immer schwieriger – und eigentlich ist der
Name auch nicht treffend», sagt Theo Zintel, Referent für Bildung
beim Bundesverband Druck und Medien (BVDM). Die Lösung fand sich im
schon existierenden Mediengestalter: Analog dazu entstand 2011 der
Medientechnologe.

Der Name ist aber nicht nur ein schickes neues Etikett. Er ist auch
ein Hinweis darauf, dass es in dem Job um mehr geht als um Tinte und
Papier. Denn ohne Technik kein Druck, sagt Zintel – und das seit
Jahren: «Die Digitalisierung war bei uns im Grunde in den 70er, 80er
Jahren des letzten Jahrhunderts durch. Die Prozesse werden heute aber
natürlich noch weiter digitalisiert, und es gibt auch weitere
Veränderungen.»

Ein anhaltender Trend ist zum Beispiel die Individualisierung im
Digitaldruck, sagt der Experte. Die spielt vor allem im
Geschäftsbereich eine Rolle, hat es aber auch in die Wohnzimmer
geschafft – in Form selbst gestaltbarer Fotobücher und -kalender
etwa.

Was bedeutet das für den Nachwuchs? «Wichtig ist, dass die
Auszubildenden keine Angst vor Veränderung haben», sagt Stefan Mail.
Er ist Geschäftsführer bei Mail Druck + Medien im westfälischen
Bünde. Bei seinen Azubis achtet er unter anderem darauf, dass sie
sicher im Umgang mit Computern sind. Denn ohne geht es im
Druckerhandwerk nicht mehr. «Der Bereich Automation zum Beispiel ist
ganz neu, das müssen Drucker in Zukunft auch steuern können.»

Was müssen Auszubildende zum Medientechnologen Druck sonst noch
mitbringen? Etwas Fitness für die körperliche Arbeit zum Beispiel.
Das ist allerdings längst nicht mehr so wichtig wie früher, wie Mail
erklärt. Hinzu kommen Englischkenntnisse, für die Computersoftware
etwa. Und ein gutes Auge. Denn bei der Qualitätskontrolle muss ein
Drucker sehen, ob die Farben stimmen. «Eine Fehlsichtigkeit in dem
Bereich ist in diesem Beruf schon problematisch.»

Auf einen bestimmten Schulabschluss will Mail sich dagegen nicht
festlegen. «Bei uns kann sich jeder bewerben», sagt er. «Ein
mittlerer Schulabschluss ist zwar gewünscht, ein Hauptschulabschluss
zum Beispiel muss aber auch kein Problem sein.» Wichtiger sei ihm
Engagement und ernsthaftes Interesse am Beruf.

Das deckt sich in etwa mit dem Rest der Branche: «Beim
Mediengestalter ist der Abiturientenanteil sehr hoch, das ist beim
Medientechnologen nicht ganz so», sagt Zintel. «Die mittlere Reife
sollte es in den meisten Fällen aber schon sein.»

Wer diese Voraussetzungen erfüllt, kann sich über gute Jobaussichten
freuen. Denn auch die Drucker haben Nachwuchssorgen – auch wenn der
Fachkräftemangel längst nicht so groß ist wie in anderen Branchen, so
Zintel. Wer sich für die Ausbildung interessiert, finde in der Regel
aber auch einen Platz. «Es ist schon ein Unterschied zum
Mediengestalter, wo oft sehr viele Bewerbungen auf eine Stelle
kommen», sagt Zintel. «Das ist beim Medientechnologen ganz anders,
auch wenn er später sogar oft besser bezahlt wird.»

Auch während der dreijährigen Ausbildung ist die Vergütung für
angehende Medientechnologen ganz ordentlich: Um die 1000 Euro
bekommen Azubis in der Industrie laut Bundesagentur für Arbeit, je
nach Lehrjahr. Nach der Ausbildung gibt es diverse
Weiterbildungsmöglichkeiten – zum Techniker, zum Industriemeister
oder als Studium. So wie Vivane Brummerhoff es schon gemacht hat.
Noch mehr lernen will sie vorerst aber nicht. «Nach der Ausbildung
will ich erstmal ein paar Jahre als Druckerin arbeiten, Erfahrung
sammeln.

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