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Der richtige Ort: Für Azubis in der Lagerlogistik ist Ordnung alles

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Früher fuhren Lagerlogistiker mit der Sackkarre Kisten von einem
Regal zum nächsten. Inzwischen sind die Hallen riesengroß und viele
Prozesse darin automatisiert. Wer Fachkraft für Lagerlogistik wird,
hat deshalb einen ziemlich anspruchsvollen Job.

Fulda (dpa/tmn) – Unzählige Produkte in unzähligen Kisten, verteilt
auf unzählige Regale in einer riesigen Lagerhalle. Kisten werden
angeliefert und ausgeliefert – wo kommen sie hin und wie findet man
sie, wenn man sie braucht? Wer behält hier den Überblick? Willkommen
in der Welt der Lagerlogistik!

Arsenio Prihodko ist in ihr zu Hause. Er navigiert den Gabelstapler
an den Regalkilometern entlang, bucht eingegangene Waren ins
Bestandssystem und macht bestellte Auslieferungen auf die Minute
genau fertig. Er behält den Überblick in dieser scheinbar
chaotischen, tatsächlich aber extrem durchgeplanten und getakteten
Umgebung. Prihodko, 25, ist im letzten Jahr seiner Ausbildung zur
Fachkraft für Lagerlogistik bei der Zufall Logistics Group in Fulda.

Die technische Entwicklung der Logistiksysteme schreitet immer weiter
voran, die Umschlagzahlen steigen, Zeitvorgaben werden enger. «Im
Lager arbeiten, bedeutet längst nicht mehr, mit der Sackkarre Kisten
von rechts nach links zu schieben», schildert Monika Kühnel von der
Industrie- und Handelskammer Berlin. Sie betont: «Die Tätigkeit in
der Logistikbranche hat sich zu einer hochqualifizierten Aufgabe
entwickelt.»

Sie ist längst nicht mehr so körperlich wie früher – der
Automatisierung sei Dank. Zwar muss man immer mal Kisten schleppen,
doch das meiste machen die Maschinen. Die wickeln zum Beispiel die
Euro-Paletten mit Klarsichtfolie ein. «Das nimmt uns die
vollautomatische Wickelanlage ab», sagt Prihodko. Er muss dabei nur
die richtigen Knöpfe drücken. An einigen Standorten kann er Waren mit
einem Scanner ins System einbuchen. Der allgemeine Trend gehe
dorthin, erläutert er. Zeit sparen und die Fehlerquote minimieren,
das erhofft man sich von dieser automatischen Abwicklung.

Drei Jahre dauert die Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik. Zu
den Aufgaben gehört es, Fördersysteme zu bedienen, Stapler zu fahren,
den Wareneingang zu kontrollieren und Lieferungen zu packen. Dazu
kommen kaufmännische Inhalte wie Inventuren. An dieser Stelle
unterscheidet sich die Fachkraft vom Fachlagerist, der zwei Jahre
ausgebildet wird und vor allem die praktische Arbeit im Lager lernt,
sagt Anke Kock vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn.
Nach bestandener Prüfung können Fachlageristen aber ein Jahr
Ausbildung anhängen, um sich zur Fachkraft für Lagerlogistik zu
qualifizieren.

Die Fachkräfte sind gefragt, denn viele Firmen haben ein großes
Lager. 2014 gab es laut BIBB gut 24 000 angehende Fachkräfte für
Lagerlogistik in Deutschland.

Arsenio Prihodko arbeitet bei einem Logistik-Spezialisten. Die Zufall
Logistics Group wickelt logistische Aufgaben für Privatleute, aber
auch Großkonzerne ab. Für solche Kunden übernimmt die Zufall
Logistics Group die komplette Logistik. Das ist weit mehr als nur
eine Zwischenlagerung der Produkte. Sämtliche Aufgaben vom
Wareneingang bis zur Organisation von Transport-Lkw gehören dazu.

Mitunter werden die Waren neu verpackt. «Wir konfektionieren viel
um», sagt Prihodko. Das bedeutet, die Waren werden neu verpackt,
umetikettiert und mitunter zu speziellen Paketen zusammengestellt. Zu
Weihnachten würden oft besondere Pakete gemacht, bei denen es zu dem
Gerät noch eine kleine Extrazugabe gibt.

Teamfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit sind zwei wichtige
Eigenschaften in dem Beruf, sagt der Azubi. Wenn die Laster vor den
Laderampen stehen, müssen die Lieferungen transportfertig sein. Dafür
braucht es eine genaue Planung sowie Zuverlässigkeit der einzelnen
Kollegen und eine gute Abstimmung untereinander. Denn Zeit ist an der
Stelle häufig bares Geld.

«Wer sich in der Ausbildung bewährt, hat gute Chancen auf Übernahme»,
sagt Kühnel. Firmen bilden oft für den eigenen Bedarf aus. Im ersten
Ausbildungsjahr liegt die Vergütung in den alten Bundesländern laut
BIBB bei 848 Euro (neue: 761), im dritten Lehrjahr ist sie dann bis
auf 994 Euro (neue: 903) gestiegen.

Für Arsenio Prihodko geht die Ausbildung nach seinem Abschluss in
diesem Sommer gleich weiter. Er schließt ein Bachelor-Studium in
Logistik-Management an. Danach wird er noch viel tiefer in die
Logistik einstiegen und wohl deutlich mehr am Schreibtisch arbeiten
als jetzt, wo er mit seinen Arbeitskollegen zwischen unzähligen
Kisten unterwegs ist. «Dann geht es vom Lager ins Büro.»

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