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Der Industrie-4.0-Experte: Produktionstechnologe ist ein junger Beruf

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Produktionstechnologe? Von dem Ausbildungsberuf haben viele noch nie
gehört. Bislang ist die Zahl der Auszubildenden auch eher klein. Wer
sich trotzdem dafür entscheidet, hat jedoch gute Berufsaussichten.
Doch ganz einfach ist die Ausbildung nicht.

Stuttgart (dpa/tmn) – Robert Möldner ist zwar nicht der Erste, der
eine Ausbildung zum Produktionstechnologen abschließen wird. Er ist
im ersten Lehrjahr bei Bosch in Stuttgart. Doch ein Stück weit ist er
trotzdem Pionier. Die dreijährige Ausbildung wird erst seit 2008
angeboten, 2014 haben sich bundesweit nur 45 Jugendliche für den
Beruf entschieden. Doch dass die Ausbildung noch unbekannt ist, sagt
nichts aus über die Perspektiven: Auszubildende wie Möldner sind
gesuchte Experten. Der Produktionstechnologe gilt als Fachmann für
die Industrie 4.0, also für die vernetzte Fabrik.

Der Produktionstechnologe plant, betreut und vernetzt Maschinen in
Fabriken. «Er arbeitet zwischen Planung und Produktion», erklärt
Möldners Ausbilderin Sabine Schäfer. Zwar haben Facharbeiter schon
einen ähnlichen Job gemacht wie jetzt der Produktionstechnologe. In
der Regel sind das Fachkräfte mit langjähriger Erfahrung. «Doch das
Berufsbild im Werk gab es bislang nicht», sagt Schäfer. Es ist eine
Weiterentwicklung des Mechatronikers.

Das Besondere: Produktionstechnologe müssen die Sprache aller
Beteiligten sprechen. Sie müssen sowohl wissen, wie die Maschinen
funktionieren als auch mit Kunden und Technikern im Gespräch bleiben,
um Probleme zu lösen, erläutert Jörg Friedrich, Geschäftsführer des
Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) Mitte. Und die
Probleme werden immer komplexer. Die Kunden verlangten stärker als
früher nach individuellen Lösungen sowie nach Produkten und einer
Produktion, die auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist.

Die Anlagen, die in Deutschland gebaut werden, stehen fast überall in
der Welt. Wer also nicht immer an demselben Ort arbeiten will, hat
als Produktionstechnologe beste Chancen, auch weltweit eine Stelle zu
finden oder von seinem Unternehmen entsendet zu werden. Bei Bosch
werden bereits die Ausbildenden für einige Wochen ins Ausland
geschickt.

Der Job verlangt schon zur Ausbildung eine gewisse Mobilität, wie
Gert Zinke vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn sagt.
Deutschlandweit gebe es nur drei Berufsschulen, die Kurse anbieten:
Aalen, Köln und Ilmenau. Die Berufsschule ist dann blockweise. Das
ist auch bei Robert Möldner so: «Wir sind immer zwei bis drei Wochen
in der Schule, dann wieder fünf bis sechs Wochen in der
Lehrwerkstatt.»

Zwar hat der junge Mann viel technisches Verständnis und Wissen
mitgebracht. Er war auf einem Gymnasium mit einem Schwerpunkt auf
Mechatronik. Doch viel vom Lernstoff wiederholt er derzeit noch in
der Berufsschule. Der Beruf sei auf Bewerber mit Mittlerer Reife
ausgelegt, erläutert Friedrich. Allerdings gebe es häufig
Auszubildende, die Abitur haben oder Studienabbrecher sind. «Sie sind
schon ein paar Jahre älter und bringen etwas mehr Reife mit», sagt
Zinke. Auch nicht schlecht in einem Job, bei dem man jederzeit den
Überblick behalten muss.

Die Noten in Mathematik und den Naturwissenschaften seien
ausschlaggebend bei der Bewerbung, so die Experten. Dennoch: «Wir
schauen uns im Vorstellungsgespräch immer an, ob ein Bewerber ein
grundsätzliches technisches Verständnis hat», sagt Schäfer.
Kommunikationstalent sei ebenfalls ein wichtiges Kriterium, weil die
Produktionstechnologen mit Menschen mit ganz unterschiedlichem
Wissensstand in den verschiedenen Abteilungen zu tun haben.

Wer sich für die Ausbildung entscheidet, hat einen sicheren Job, denn
die Produktionstechnologen werden in den verschiedensten Unternehmen
gebraucht. «Die Prozesskette bekommt in Zukunft eine immer größere
Bedeutung», sagt Friedrich. Und damit braucht es Menschen, die sich
um die verschiedenen Glieder dieser Kette kümmern können. Schlecht
bezahlt ist die Ausbildung auch nicht: Im ersten Jahr zahlen die
Unternehmen zwischen 830 und 930 Euro brutto pro Monat, im dritten
Jahr zwischen 970 und 1060 Euro.

Derzeit seien die Chancen gut, nach der Ausbildung übernommen zu
werden, erklärt Friedrich. Nach der Ausbildung gibt es die
Möglichkeit, sich zum Prozessmanager in Produktionstechnologie
weiterzubilden.

Bosch-Azubi Robert Möldner möchte nach seiner Ausbildung zunächst ein
paar Jahre praktisch arbeiten. «Aber dann ist nicht ausgeschlossen,
dass ich noch ein Studium machen – am liebsten in Teilzeit, damit ich
nebenher weiter in der Fertigung bleibe.»

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