Ed Sheeran und Andreas Bourani traten in den Clubs rund um die
Reeperbahn schon auf, als ihre Fan-Gemeinde noch viel kleiner war.
Wenn das Reeperbahnfestival in dieser Woche seine neue Ausgabe
startet, ist erneut Club-Hopping angesagt.
Hamburg (dpa) – Rund 400 Bands und Künstler, 70 Locations und etwa
600 Konzerte: Das Reeperbahnfestival (20. bis 23.9.) in Hamburg geht
in die nächste Runde. Zum zwölften Mal steigt in den Clubs, Bars und
Kneipen auf St. Pauli in dieser Woche Europas größtes Clubfestival.
Zwischen der Eröffnung am Mittwochabend bis zum Abschluss am Samstag
warten dabei wieder nicht nur Konzerte auf Fans aller Genres – ob
Pop, Rock, Soul, Folk, Indie, Elektro oder Hip-Hop. Auch diverse
Konferenzen und Kunstaktionen sind geplant.
Etwa 800 Programmpunkte insgesamt sind es diesmal, wie Frehn Hawel
von den Organisatoren berichtete. Unter die vielen
aufstrebenden Musiker auf den kleinen Kiez-Bühnen wollen sich auch
Stars wie US-Sängerin Beth Ditto und die Band Maximo Park mischen.
38 000 Musikfans und Fachbesucher verbuchte das Festival laut
Veranstalterangeben im vergangenen Jahr – 4000 mehr als im Jahr zuvor
und neuer Rekord. Damals feierte auch der Anchor seine Premiere: Der
Musikpreis soll nach dem Willen seiner Initiatoren der Musikindustrie
und Musikfans Orientierung bieten. Albin Lee Meldau aus Schweden
gewann die erste Trophäe. Die Teilnahme habe sich für ihn mehr als
gelohnt, meinen die Veranstalter. Bereits im Dezember habe er etwa
«einen weltweiten Major-Plattenvertrag» unterzeichnet und werde
nun durch eine renommierte US-Künstleragentur vertreten.
Ins Rennen um den Anchor gehen diesmal sieben Kandidaten – ausgewählt
aus 50 internationalen Bewerbungen. Nominiert sind das Sextett Fast
Romantics (Kanada), das Elektro-Pop-Duo First Hate (Dänemark),
Soulsänger Joseph J. Jones (Großbritannien), die deutsche Rockband
Pabst aus Berlin und gleich drei Singer-Songwriterinnen: Fenne Lily
und Jade Bird (beide Großbritannien) sowie die deutsch-britische
Alice Merton, die in Kanada aufwuchs. Die Nominierten geben ihre
Konzerte bis Freitag im Imperial-Theater und im Molotow, Vorsitzender
der Jury ist erneut Tony Visconti, Produzent zahlreicher
David-Bowie-Alben.
Als Partnerland des Festivals tritt diesmal Kanada an. Mehr als 20
Bands und Künstler stellen sich unter anderem im Rahmen des «Canada
House Showcase» vor. Der kanadische Komponist, Violinist, Vocalist
und Arrangeur Owen Pallett bekommt zudem die ganz große Bühne: Der
Multiinstrumentalist gehört zu jenen, die das Reeperbahnfestival am
23. September erstmals in den großen Saal der Elbphilharmonie
bringen. Premiere feiert auf der Reeperbahn auch das britische
Radio-Format BBC Music Introducing, das seit 1997 noch unbekannte
Musiker mit Vorstellungen im Radio und auf Festivals unterstützt.
Wenn sich in den Konferenzen beim Festival die internationale
Musikbranche austauscht, geht es dabei um die unterschiedlichsten
Themen. Um Musik und Haltung etwa und dabei zum Beispiel um den
Einfluss, den Künstler und ihre Musik in von Krisen und Krieg
bestimmten Regionen haben. Oder um Protest und Musik und darum, was
Konzerte wie das Global-Citizen-Event zum G20-Gipfel in Hamburg
wirklich bewirken können. Auch mit der Stärkung der Frauen im
Musikgeschäft befassen sich die Konferenzteilnehmer. Weitere Themen
sind etwa die Zukunft des Streaming, die Industrialisierung des
Ticketschwarzmarktes und Herausforderungen für Open-Air-Festivals.
Inspiriert vom South-By-Southwest-Festival im texanischen Austin ging
das Reeperbahnfestival erstmals 2006 über die Bühne. Nach einem
holprigen Start hat es sich zu Europas größtem Clubfestival
gemausert, bei dem es seit jeher neue Musik und aufstrebende Künstler
zu entdecken gilt. So standen in den vergangenen Jahren spätere Stars
wie Andreas Bourani, Philipp Poisel, Bon Iver, Ed Sheeran oder Jake
Bugg auf den Bühnen rund um die Reeperbahn, bevor sie ihren
Durchbruch hatten.