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Cloud statt Kreide: Die digitale Zukunft des Unterrichts Von Elena Metz

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Deutschlands Schulen sollen digitaler werden. Laptops zu verteilen
reicht dafür nicht aus, sondern bringt oft neue Schwierigkeiten. Eine
Hoffnung beruht auf der Cloud.

Hannover (dpa) – Tafel, Kreide und Schulbuch haben Generationen im
Unterricht begleitet. Heute halten Kinder in der dritten Klasse den
sternförmigen Mikroprozessor Calliope mini in der Hand, mit dem sie
Programmieren lernen können. Grundschüler im Saarland und Bremen
testen den Kleincomputer ohne Bildschirm und Tastatur bereits seit
November 2016. Weitere Länder, wie etwa Niedersachsen, wollen ihn nun
auch in die Schulen bringen.

Programmieren sei für Schüler heute genauso wichtig, wie Lesen,
Schreiben und Rechnen, betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in
ihrer Eröffnungsrede zur IT-Messe CeBIT in Hannover.

Dazu benötigt man das Internet – in jeder Schule. Wenn es nach
Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) geht, soll die Infrastruktur
dafür möglichst schnell geschaffen werden. Innerhalb von fünf Jahren
sollen 40 000 Schulen in Deutschland entsprechend ausgerüstet sein.
Die Kultusministerkonferenz hat im Dezember beschlossen, dass jeder
Schüler bis 2021 an seiner Schule einen Internetzugang im
Klassenzimmer haben soll.

Da Bildung Ländersache ist, werden unterschiedliche Wege
eingeschlagen, um dieses Ziel zu erreichen. Jedes Bundesland hat
eigene Digitalisierungskonzepte, Modellschulen und Laptop- oder
Tablet-Klassen. Von der Technik profitieren dann häufig nur Einzelne.

«Das Medium ist zweitranging», sagt Jörg Dräger, Verantwortlicher für
den Bereich Bildung bei der Bertelsmann Stiftung. Es komme auf das
pädagogische Konzept an. «Guter Unterricht muss Schüler individuell
fördern. Das kann mit Schulbüchern und Heften ebenso geschehen wie
mit Laptop und Smartphone.»

Ein häufiges Problem: Es gibt zwar Rechner, aber kein Personal, dass
die Geräte richtig warten kann. Häufig übernehmen engagierte Mathe-
oder Physiklehrkräfte diesen Job. «Unsere Idee ist deshalb, die
Rechner aus der Schule heraus zu halten. Das schaffen wir mit der
Schul-Cloud», sagt Christoph Meinel, Direktor des
Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam.

Die Cloud dient wie eine virtuelle Datenwolke als ausgelagerter
Speicher. Dort sollen Arbeitsblätter, Hausaufgaben, Filme oder
Termine für Prüfungen für Lehrer und Schüler jederzeit und von
überall her abrufbar sein. «Ein bedeutender Vorteil ist, dass dafür
keine Geräte vorgeschrieben sind, sondern dass sich jeder ganz
einfach mit einem Tablet oder seinem Smartphone von überall einloggen
kann», erklärt Meinel.

Die Inhalte der Schul-Cloud sollen nach dem HPI-Entwurf in einem
Rechenzentrum in Deutschland gespeichert und von Profis gepflegt
werden. Dadurch ist die Cloud sicherer als Server in Schulen. Das
Entwickler-Team des Potsdamer Instituts stellt dafür die
Infrastruktur her und tritt damit in Konkurrenz zu kommerziellen
Angeboten von Microsoft, Google, Amazon oder Apple. Die Inhalte
sollen fächerübergreifend verfügbar und bundesweit nutzbar sein. Eine
Testphase ist mit 25 Schulen geplant und soll in diesem Sommer
starten. Die einzelnen Bundesländer könnten in der Schuld-Cloud
Meinel zufolge auch ihr eigenes Portal haben.

Einige Bundesländer nutzen bereits eigene Plattformen für Lehrkräfte
und Schüler. In Bayern ist mebis – Landesmedienzentrum Bayern für
Lehrer eine Online-Lernplattform, Mediathek, Infoportal und
Prüfungsarchiv zugleich. An über 3300 Schulen wird die Plattform nach
eigenen Angaben im Freistaat genutzt.

In Niedersachsen hat das Kultusministerium im Februar 2017 eine
Bildungscloud gestartet. In dem Pilotversuch sollen 25 Schulen bei
der Entwicklung interaktiver Lerninhalte mitarbeiten.

Mit Unterstützung des Digitalverbandes Bitkom werden im Saarland zwei
Schulen zu Smart Schools aufgerüstet. Die Lehrer erhalten Tablets,
Klassenbuch und Schulmanagement werden digital, inklusive Schulserver
und Bildungscloud.

«In Cloud-Lösungen liegt die Zukunft», sagt Heinz-Peter Meidinger,
Bundesvorsitzender des Deutschen Philologenverbandes. Die Komplexität
der Computerausstattung habe einen Grad erreicht, der nicht mehr von
Mathe- oder Physiklehrern zu lösen sei. Notwendig sei professionelles
Personal, das sich auch einige Schulen teilen könnten.

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