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Aus Daten werden Karten: Geomatiker müssen gewissenhaft sein Von Sabine Meuter

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Wenn das Navigationsgerät den optimalen Weg findet, hat ein
Geomatiker gute Arbeit geleistet. Denn sie verarbeiten geografische
Daten zu Karten – für Menschen und Maschinen. Wer mit dem Job
liebäugelt, braucht allerdings gute Mathenoten.

Koblenz (dpa/tmn) – Geomatiker zu werden, war für Michael Böhme
naheliegend. Erdkunde und Mathematik hatten es ihm schließlich schon
immer angetan. Inzwischen ist der 24-Jährige im dritten
Ausbildungsjahr beim Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation
Rheinland-Pfalz in Koblenz. Er sammelt und beschafft geografische
Daten, die er am PC visualisiert und zu einem Ganzen zusammenführt –
als Karte, Plan oder Grafik. «Das Tolle ist, dass man das Erlernte
auch privat nutzen kann», erzählt Böhme. So weiß er zum Beispiel, wie
er für Freunde eine Anfahrtsskizze zu einer abgelegenen Grillhütte
erstellen kann.

Das Berufsbild des Geomatikers ist 2010 entstanden, aus der
Neuordnung der bisherigen Ausbildungsberufe Vermessungstechniker und
Kartograph. «Das Aufgabengebiet ist vielseitig», sagt Monika
Przybilla. Sie ist Leiterin des Arbeitskreises Beruf in der
Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement (DVW).
Im Freien arbeiten Geomatiker aber nur selten, in der Regel sitzen
sie im Büro am Computer. Im ersten Ausbildungsjahr gehen die Azubis
aber auch mal vor die Tür, um mit Messinstrumenten etwa die Ausmaße
von Straßen oder Baustellen zu bestimmen.

Die bei solchen Messungen gewonnenen Geodaten werten sie dann am
Computer aus. Was aktuell nicht gebraucht wird, landet in einer
Datenbank – für später: Um etwa eine Straßenkarte zu erstellen,
verwenden Geomatiker neben den Vermessungsergebnissen auch Luft- und
Satellitenaufnahmen. Wenn die Fachleute nicht selbst vor Ort sind,
beschaffen sie sich die nötigen Informationen etwa aus einem
sogenannten Geoportal im Internet.

Die von Geomatikern erstellten Karten und Pläne kommen im Straßenbau
und in der Landwirtschaft zum Einsatz, aber zum Beispiel auch bei der
Feuerwehr. «Auch die Polizei greift etwa bei Ermittlungsverfahren auf
die Arbeitsergebnisse von Geomatikern zurück», erklärt Böhme.

Einen bestimmten Schulabschluss brauchen angehende Geomatiker für die
duale Ausbildung nicht. Ein Großteil der Azubis hat nach Zahlen des
Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) von 2016 aber mindestens das
Fachabitur. Darüber hinaus sollten Bewerber ein Grundverständnis für
Geometrie mitbringen, gerne mit moderner Technik arbeiten und eine
gute Note in Mathematik haben. «Sorgfalt und Genauigkeit bei der
Arbeit sind unabdingbare Voraussetzungen», betont Przybilla.

Während der dreijährigen Ausbildung lernen angehende Geomatiker unter
anderem, welche Daten für Karten und Pläne überhaupt nötig sind, und
wie man daraus räumliche Darstellungen macht. Dann muss jede Karte zu
den Kundenwünschen passen – eine Wanderkarte etwa braucht also
Hinweise auf Einkehrmöglichkeiten. Und Geomatiker befassen sich auch
damit, wie sie die passende Schrift für eine Karte auswählen und
Abbildungen aufeinander abstimmen.

Zur Ausbildung gehört außerdem die Pflege von Datenbanken und die
Beratung von Kunden – Behörden etwa, Industrieunternehmen oder
Tourismusbüros. Die Azubis können auch eigene Ideen einbringen: So
machte Böhme in seiner Behörde den Vorschlag, im Rahmen seiner
Ausbildung eine Sonderkarte zu erstellen, auf welchen Routen in
seiner Heimatstadt Lahnstein die Karnevalszüge ziehen werden – für
die Umsetzung bekam er grünes Licht. «Das hat echt Spaß gemacht»,
erzählt der Auszubildende. Seine Kollegen erstellten Sonderkarten von
Wanderwegen im Westerwald oder Vorschläge für einen Museumsrundgang
in Koblenz.

Die Höhe der Ausbildungsvergütung ist unterschiedlich. Nach Angaben
der Bundesagentur für Arbeit verdienen Auszubildende in Ingenieurs-
und Planungsbüros etwa 618 Euro im ersten und 930 Euro im dritten
Ausbildungsjahr. Im öffentlichen Dienst, etwa bei einer
Landesbehörde, beträgt die Vergütung zuerst 902 und später 1006 Euro.

Danach arbeiten Geomatiker beispielsweise in Behörden für Vermessung,
in Unternehmen oder in Verlagen für Kartographie. Die Höhe des
Einstiegsgehalts hängt dabei vom Arbeitgeber ab: Im öffentlichen
Dienst ist etwa ein Verdienst zwischen 2500 und 3000 Euro möglich.

Wer sich beruflich entwickeln möchte, kann sich zum Ingenieur in der
Fachrichtung Geodäsie weiterbilden, auch andere Studienfächer wie
Kartographie oder Geoinformatik sind denkbar. Der Hochschulabschluss
ist Voraussetzung für eine Führungsposition – genau das schwebt Böhme
vor. Was ihm an seinem Beruf auch gefällt: «Der Job ist
zukunftssicher», sagt Böhme. Karten und die Daten dahinter braucht es
schließlich immer.

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