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Von Barock bis Uniform – Besucher-Typen beim Wave-Gotik-Treffen

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Zum Wave-Gotik-Treffen in Leipzig versammeln sich zu Pfingsten rund
20 000 Anhänger der schwarzen Szene. Wer gehört da eigentlich alles
dazu?

Leipzig (dpa) – Lack und Leder, bimmelnde Glöckchen, Irokesen – auf
dem Wave-Gotik-Treffen (WGT) in Leipzig gibt es nichts, was es nicht
gibt. Viele Besucher sind zwar einfach irgendwie schwarz gekleidet,
aber es gibt auch viele aufwendige Outfits. Eine Typologie der
WGT-Besucher:

GOTHIC – DER KLASSIKER: Undercut, ausladendes Kleid, irritierend
weiße Kontaktlinsen – «Gothic, grob gesagt», so beschreibt Judith aus
Frankfurt/Main ihr Styling. «Aber das ist keine Verkleidung», betont
die 21-Jährige. Wenn sie feiern gehe, trage sie diese aufwendige
Kleidung. Auch ihr Alltag sei nicht so weit weg davon. Judith
arbeitet als technische Redakteurin in einer großen Firma, «ein ganz
normaler Büro-Job».

UNIFORMEN: Militärische Kleidung ist auf dem WGT vielfach zu sehen.
Meist sind es Fantasie-Uniformen. Aber warum überhaupt in Uniform
auf’s WGT? «Vier Tage, acht Outfits – da gehört auch mal eine Uniform
dazu», sagt Julius (29). Für ihn sei es ein ironisch-modisches
Statement, das ihm einfach gefalle. In seinem Job im Management eines
Pflegeheims bleibe davon nichts mehr übrig. Dort erscheint er «ganz
normal, mit Hemd und allem».

MASKEN: Pferdemasken, Gasmasken, Monstermasken – ein bisschen Grusel
ist dabei, wenn die Maskenmänner und -frauen des Weges kommen. «Das
ist so eine Art Hobby, ein Fetisch», erklärt Thomas (30) aus
Chemnitz. Beim Reden macht er Schnaufgeräusche wie Darth Vader.
Mehrmals im Jahr, immer auf größeren Veranstaltungen, sei er maskiert
unterwegs, sagt der Werkzeugmacher.

STEAMPUNK: Wie aus der Zeit gefallene Menschmaschinen – so wirken die
Steampunks auf dem WGT. «Steampunk ist die Idee, was gewesen wäre,
wenn sie im Viktorianischen Zeitalter schon unsere Technik gehabt
hätten», erklärt Thomas (55). Mit seinen Freunden hat der Dresdner
«Nautlilaus» mit aufs WGT gebracht, ein Wägelchen, das Musik spielt
und mit allerlei älteren technischen Apparaturen bestückt ist. Es sei
eine Hommage an Jules Vernes.

CYBERGOTH: Viel Lack, hautenge Kleidung, Perücken mit
Plastik-Schläuchen in Signalfarben – das ist Cybergoth. Cindy (35)
aus Moers geht so zum WGT. «Mir gefällt das einfach», sagt sie. Was
genau stellen Cybergoths dar? «Das ist was Futuristisches,
Zukunftsmäßiges, mit Computern.» Manga, man kennt es in Leipzig gut
von der Buchmesse, gehe auch in diese Richtung.

BAROCK: Der deutsche Adel kommt auch auf das WGT. Manuela (51) und
Mike (50) zum Beispiel vertreten ihn in opulenten Barock-Kostümen,
mit Lockenperücke und weiß gepuderten Gesichtern. «Uns gefällt diese
Zeit des Barock und Rokoko. Da war einfach alles schön: die
Schlösser, die Kunst», sagt Manuela. Neben dem WGT stehen für sie
auch Barockfeste und -bälle im jährlichen Terminkalender.

WEISS GEHT AUCH: Weiße Engelsflügel, weißes Kleid, blutroter Mund –
es muss nicht immer schwarz sein auf dem WGT, zeigen Wadim (34) und
Vanessa (29). «Das machen wir manchmal, extra in weiß zu kommen, als
Provokation, um sich ein bisschen abzuheben», sagt Wadim aus Bayern.
Eine besondere Richtung sei ihre Kleidung nicht, sagt Vanessa. Doch
ob schwarz oder weiß – eines sei auch ihr Outfit auf keinen
Fall: eine Verkleidung. Vanessa: «Es ist eine Lebenseinstellung. So
fühle ich mich wohl.»

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