Berlin (dpa) – Mädchen sind besser beim Lesen und Schreiben, Jungen
dafür in Mathematik – diese These greift nach einer neuen Studie zu
kurz. Vielmehr falle der Einfluss des Geschlechts auf die Leistungen
von Schulkindern je nach sozialer Herkunft unterschiedlich stark aus,
heißt es in einer am Montag veröffentlichten Untersuchung des
Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF).
Die Bildungsforscher verwiesen auf Daten etwa vom Statistischen
Bundesamt oder aus der PISA-Studie. «Die Kennzahlen scheinen eine
deutliche Sprache zu sprechen, weswegen in der öffentlichen
Diskussion oft ein schnelles Urteil gefällt wird: Von den Jungen als
Bildungsverlierern oder davon, dass Mathematik kein Mädchenfach sei,
ist immer wieder die Rede.» Dabei werde «jedoch übersehen, dass
Jungen und Mädchen keine homogenen sozialen Gruppen sind».
Die Wissenschaftler untersuchten für ihre Studie Daten zu 3935
Schülerinnen und Schülern aus der sechsten Klasse von knapp 90
öffentlichen Berliner Grundschulen. Sie konzentrierten sich auf die
Ergebnisse von Leistungstests in Lesen, Mathematik und Englisch sowie
auf Angaben der Eltern zu ihrem sozio-ökonomischen Status.
Die Leistungsunterschiede zwischen den Geschlechtern fielen je nach
sozialem Hintergrund unterschiedlich aus – und zwar in allen drei
getesteten Bereichen. Im Vergleich zu Mädchen ist bei den Jungen der
Zusammenhang deutlicher spürbar. Ihre Leistungen steigen bei einem
höheren sozialen Status stärker an und fallen umgekehrt bei einem
niedrigeren Status klarer ab.