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Stiftung gegen Gewalt an Schulen gegen Bewaffnung von Lehrern

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Stuttgart (dpa) – Die Stiftung gegen Gewalt an Schulen lehnt die Idee
ab, Lehrer zum Schutz von Schülern zu bewaffnen. «Wie soll ein Lehrer
einen Bewaffneten mit Tötungsabsicht gegenübertreten – er müsste die
Waffe in der einen Hand tragen, in der anderen die Kreide», sagte die
Stiftungschefin, Gisela Mayer, anlässlich des neunten Jahrestages des
Amoklaufs von Winnenden bei Stuttgart. Am 11. März 2009 tötete ein
ehemaliger Schüler der Albertville-Realschule ihre Tochter Nina, die
dort als Referendarin arbeitete. Der junge Mann erschoss 15 Menschen,
bevor er sich selbst umbrachte. US-Präsident Donald Trump hatte
kürzlich nach dem Amoklauf an einer Schule in Florida mit 17 Toten
die Bewaffnung einiger ausgewählter Lehrer vorgeschlagen.

Nicht nur viele US-Schulen haben nach Mayers Worten ein
Gewaltproblem, sondern auch deutsche. Eine Bewaffnung werde aber
potenzielle Amokläufer nicht abschrecken, da ihre Taten einen
erweiterten Suizid darstellten. Im Gegenteil: «Ich vermute, dass es
solchen Menschen einen zusätzlichen Nervenkitzel bereitet, möglichst
viele Menschen zu töten, bevor sie selbst erschossen werden.»

Den Lehrern sei eine Bewaffnung nicht zumutbar, betonte die
Psychologin Mayer. «Sie haben einen Lehr- und keinen Schießauftrag.»
Den Schülern würde dadurch nahegelegt, ständig in
Verteidigungshaltung sein zu müssen. «Das vermittelt eine falsches
Bild von der Welt und untergräbt Vertrauen und
Sicherheitsgefühl.» Der Zusammenhalt werde untergraben und
Einzelkämpfertum befördert – «das geht in eine Richtung, die mit der
Demokratie nicht mehr vereinbar ist».

Der Strategie der Konfrontation setzt Mayer die der Kooperation
entgegen. «Lehrer, Eltern und Schüler müssen sich zusammensetzen und
verdeutlichen, dass Aggression an ihrer Schule nicht toleriert wird.»
Diese Position müsse klar durchgehalten werden. «Wir werden uns
irgendwann entscheiden müssen, ob wir auf die Kraft des vernünftigen
Argumente hören wollen oder lernen, besonders gut zu schießen»,
betonte Mayer. Am Jahrestag des Massakers stehen eine öffentliche
Gedenkfeier, Gottesdienste und am Abend eine Lichterkette auf dem
Programm.

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