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Schule in Hameln feiert

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napp 2000 junge Menschen aus 34 Nationen, rund 170 Lehrkräfte, ein
herausragendes Konzept: Die Elisabeth-Selbert-Schule in Niedersachsen
erhält als bundesweit beste Schule den Deutschen Schulpreis 2017.

Hameln (dpa) – Ein Schüler der Elisabeth-Selbert-Schule (ESS) im
niedersächsischen Hameln sagt: «Jeder wird so akzeptiert, wie er ist,
egal woher er kommt.» Ein anderer freut sich: «Hier herrscht ein
großes Wir-Gefühl.» Ganz wunderbar findet die stellvertretende
Schulleiterin Barbara Bremert solche Einschätzungen. Seit Montag ist
klar: Die jungen Leute haben nicht übertrieben.

Als bundesweit beste Schule hat die ESS den mit 100 000 Euro
dotierten Deutschen Schulpreis gewonnen. Der Jubel bei der
Festveranstaltung mit Kanzlerin Angela Merkel in Berlin ist
ohrenbetäubend. Schulleiterin Gisela Grimme sagt: «Was mich ganz
besonders freut: Dass hier mal eine berufsbildende Schule steht.»

«Wir sind stolz auf unsere ESS», sagt Hamelns Landrat Tjark Bartels
(SPD). «Die Schule arbeitet mit Herz und Leidenschaft, und sie weckt
Freude und Selbstverantwortung bei den Schülerinnen und Schülern.»

Was die ESS so besonders mache, seien «die pädagogischen Grundwerte
der Lehrer», meint der 21-jährige Hasan im Interview der Jury des
Schulpreises. Anders als früher werde er hier wegen seiner
ausländischen Herkunft nicht als Kleinkrimineller abgestempelt. Die
17-jährige Belana sagt: «Die Lehrer setzten sich ein, damit wir einen
guten Abschluss machen und gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.»

Hasan und Belana sind zwei von knapp 2000 Schülern aus 34 Nationen,
die die Elisabeth-Selbert-Berufsschule besuchen. Sie werden in
Fächern wie Agrarwirtschaft, Gesundheit, Pflege oder Sozialpädagogik
unterrichtet. Und sie können jede Art von Schulabschluss nachholen –
bis hin zum Abitur.

«Wir versuchen durch verschiedene Projekte und Programme so auf die
einzelnen Menschen einzugehen, dass jeder individuell seinen Weg
nehmen kann», sagt die stellvertretende ESS-Leiterin Bremert. «Wir
haben ein gutes Förderkonzept. Und wir sind vernetzt mit vielen
Einrichtungen in der Region. Die Schüler können so immer wieder
rausgehen aus der Schule und sich ausprobieren.»

Besonders gut gelinge es der ESS, die vielfältigen Biografien ihrer
Schüler zu berücksichtigen, fand die Jury: Neben inhaftierten
Jugendlichen werden derzeit 124 junge Menschen mit Fluchterfahrung in
Sprachförderklassen unterrichtet und in den Schulalltag integriert.

Eine zentrale Rolle spielen Projekte, die Schule und Beruf verbinden.
So werden im fachpraktischen Unterricht Produkte hergestellt, um sie
anschließend im Internet zu vertreiben. Die dazu verwendeten
Lebensmittel wachsen überwiegend im Schulgarten. So sammeln die
Lernenden Erfahrungen mit Anbau und Ernte, Verarbeitung und Lagerung
bis hin zu Vertrieb, Vermarktung und Verkauf.

Ganz groß geschrieben werde das eigenverantwortliche Lernen, sagt
Bremert. An vier Tagen pro Woche können die Schüler für je zwei
Stunden selbst entscheiden, woran sie arbeiten wollen. Als
Europa-Schule pflegt die ESS zudem Austauschprogramme mit Schulen in
gut einem Dutzend Ländern. «Damit ist die ESS auch ein Vorbild für
Weltoffenheit und Verständigung», meint Landrat Bartels.

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