Alle Ziele erreicht. Das kann Annegret Kramp-Karrenbauer von sich
behaupten. Sie war in diesem Jahr der Trendsetter für CDU-Siege bei
Landtagswahlen. Jetzt steht ihre Wiederwahl als Ministerpräsidentin
im Saarland an.
Saarbrücken (dpa) – Annegret Kramp-Karrenbauer setzt sich durch. Sie
wollte die Landtagswahl im Saarland für die CDU gewinnen. Sie hat sie
gewonnen. Sie wollte die große Koalition mit ihr an der Spitze
fortführen. Sie setzt sie fort. Und sie wollte an der Saar die erste
Ministerpräsidentin bleiben. Und sie bleibt es. Am (morgigen)
Mittwoch wird die Politik- und Rechtswissenschaftlerin in einer
Sondersitzung des Landtags in Saarbrücken zur Regierungschefin für
die nächsten fünf Jahre gewählt. Niemand rechnet damit, dass es
anders kommt. Auch wenn es möglicherweise den ein oder anderen
Abweichler bei der Abstimmung geben könnte.
Ganz klar, «AKK» – wie man sie im Saarland auch nennt – kann kämpfen.
Und sie kann gut und ausdauernd verhandeln. Das hat sich nicht nur
neulich bei der Neuregelung der Bund-Länder-Finanzen in Berlin
gezeigt, bei der sie für das Saarland 500 Millionen Euro extra pro
Jahr ab 2020 rausgeschlagen hat. Es wurde jetzt auch bei den
Koalitionsverhandlungen mit der SPD als Juniorpartner deutlich. Der
Vertrag, der doppelt so dick ist wie der des Jahres 2012, zeigt
deutlich ihre Handschrift.
Bei der Saar-Wahl Ende März hatte die 54-Jährige ihrer Partei einen
fulminanten Sieg (40,7 Prozent – SPD: 29,6 Prozent) beschert. Es war
der Auftakt ins Wahljahr gewesen, ganz Deutschland hatte auch wegen
der herrschenden Euphorie um SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz auf
die Saar geschaut. Ein hoher Druck für Kramp-Karrenbauer. «Mit
glücklichem Ausgang», sagt sie. Dass der CDU-Erfolg an der Saar quasi
Trendsetter für folgende Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und in
Nordrhein-Westfalen war, wusste damals noch niemand.
Wegen der Mega-Enttäuschung bei der SPD war die Regierungsbildung an
der Saar nicht einfach. «Der Einstieg in die Koalitionsverhandlungen
war mühsamer als 2012. Aber wir haben für uns vieles gut verhandelt,
sagt Kramp-Karrennbauer, die auch fair sein und Kompromisse schließen
kann. Die «Groko» verfügt nun an der Saar über 41 von 51 Sitzen.
Die Saarländerin ist für einen sachlich-analytischen Politikstil und
ihre unaufgeregte Art bekannt. Beides braucht sie in der nächsten
Legislaturperiode. Denn diese wird unruhiger und konfliktbeladener
als die davor, meinen Kenner. «AKK» zeigt sich «zuversichtlich», dass
das schwarz-rote Bündnis halten werde.
Die bodenständige Katholikin, die seit 2011 Deutschlands kleinstes
Flächenland als Ministerpräsidentin lenkt, ist im Saarland sehr
beliebt. Die Saarländer mögen ihre klaren Ansagen. Nicht nur im
Wahlkampf ist sie nahbar und geht auf Leute zu. Sie ist Saarländerin
durch und durch: Das Gefühl, zu Hause zu sein, habe sie nur, wenn sie
Platt «schwätzen» könne, sagt die Mutter von drei Söhnen.
Ihr Herz für Politik entdeckte sie früh: Mit 18 Jahren trat sie in
die CDU ein, mit 22 saß sie im Stadtrat von Püttlingen. Seit 1999 ist
sie im Landtag, in 2000 berief sie der damalige Ministerpräsident
Peter Müller (CDU) zur ersten Innenministerin in Deutschland. Danach
war sie Bildungs-, Kultus- und Sozialministerin, bevor sie 2011
Regierungschefin einer schwarz-gelb-grünen «Jamaika»-Koalition aus
CDU, FDP und Grünen wurde. Anfang 2012 beendete sie das Bündnis und
regiert seitdem nach einer Neuwahl mit den Sozialdemokraten.
Die zierliche und zähe Regierungschefin von der Saar gilt als enge
Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) – und wird immer wieder
für höhere Ämter in Berlin gehandelt. Seit 2010 sitzt «AKK» im
CDU-Bundespräsidium. Für die Position der Bundes-Vize zu kandidieren,
dazu sehe sie derzeit keine Notwendigkeit, sagt sie. Und fügt hinzu:
«Es gibt hier im Saarland genug zu tun.»