Lüneburg (dpa) – Die Polizei ermittelt nach dem Sprung eines
Flüchtlingsmädchens aus dem dritten Stock einer Schule in Lüneburg.
«Wir haben bislang keine Hinweise auf Fremdverschulden», sagte eine
Polizeisprecherin am Mittwoch. Es handele sich nach den vorliegenden
Unterlagen um ein elf Jahre altes Flüchtlingsmädchen aus Syrien. «Wir
prüfen, ob jemand verantwortlich gemacht werden kann. Auch eine
mögliche Radikalisierung des Mädchens als Hintergrund des Sprunges
wird derzeit geprüft», erklärte die Sprecherin.
Der Lüneburger «Landeszeitung» zufolge soll das Mädchen, das seit
rund drei Jahren in der Stadt lebt, vor dem Sprung auf kritische
Aussagen und eine mögliche islamistische Radikalisierung angesprochen
worden sein. Laut dem Bericht sollen eine Klassenkonferenz und der
Ausschluss vom Unterricht im Raum gestanden haben. Das Kind erlitt
bei dem Sprung aus dem Fenster einer Oberschule am Dienstag
komplizierte Brüche an Armen und Beinen. Es wurde mit einem
Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik nach Hamburg geflogen.
«Der Vater bezweifelt das von der Schule geschilderte Verhalten
seiner Tochter», sagte die Polizeisprecherin. Er habe keine Hinweise
darauf, dass seine Tochter sich islamistisch radikalisieren wollte,
sagte der Vater dem NDR. Die Tochter sei ein modernes Mädchen, trage
kein Kopftuch und kenne kaum ein Wort aus dem Koran.
Der Vater sei am Mittwoch mit Angehörigen und einigen Jugendlichen
vor der Schule erschienen und habe ein Gespräch mit der
Landesschulbehörde in Lüneburg gefordert, sagte die Sprecherin. «Die
Polizei ermöglichte dem Vater einen Demonstrationszug zu der Behörde
am Rande der Altstadt», sagte die Sprecherin. Die etwa 30 Teilnehmer
hätten Fotos des Mädchens hochgehalten.