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Partygäste feiern schwerelos im Flugzeug Von Isabell Scheuplein

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Steilflug, Schwerelosigkeit, Sinkflug – und das insgesamt 16 Mal. Was
sich nach einer Tortur anhört, ist tatsächlich eine Party: die wohl
weltweit erste in einem Flugzeug, das normalerweise zum Training von
Astronauten eingesetzt wird. Die Teilnehmer sind begeistert.

Etwas blass um die Nase, aber mit einem
Lächeln im Gesicht steigen die Partygäste aus dem Flugzeug. Schuld
ist aber nicht nächtelanges Feiern mit reichlich Alkohol – auf dieser
Fete gab es nicht einen Tropfen. Denn sie fand zum Teil in
Schwerelosigkeit statt, erzeugt von rasanten Flugmanövern eines
speziell zum Training von Astronauten umgebauten Airbus. Insgesamt 16
solcher Parabeln flog die Maschine am Mittwoch über dem Mittelmeer,
bevor sie nach Frankfurt zurückkehrte.

«Es war eine der verrücktesten Erfahrungen, die ich jemals hatte, an
der Decke zu sitzen, das war irre», sagt DJ Steve Aoki nach dem Flug.
Gemeinsam mit dem niederländischen Elektro-Duo W&W hat er für die
Partymusik in der Luft gesorgt. «Man macht einen Schritt ins
Unbekannte und da ist man auch ein bisschen ängstlich, aber nach der
ersten Parabel dachte wohl jeder, das ist ganz schön cool», sagt
Wardt van der Harst von W&W. Problematisch sei nur gewesen, dass man
ständig vom Mischpult weggetragen worden sei.

Insgesamt rund fünf Minuten Schwerelosigkeit waren auf dem
vierstündigen Flug geplant, Videoaufnahmen aus dem Airbus zeigen ein
wildes Durcheinander von Körpern in pink-lila Disco-Licht in einem
mit weißen Matten ausgelegten Flugzeuginnenraum. Richtiges Tanzen
ging in der Schwerelosigkeit nicht, berichtet einer der Partygäste,
Pascal Hug. Doch das Gefühl sei atemberaubend und unbeschreiblich
gewesen. «Das war die Gelegenheit, etwas zu machen, was nicht jeder
tun kann.»

Parabelflüge mit ihrem schwindelerregenden Auf und Ab sind zwar auch
für Privatleute buchbar, in dem Airbus A310 der französischen
Weltraumagentur kosten sie allerdings 6000 Euro pro Ticket. Mit an
Bord waren auch zwei Astronauten, um für wissenschaftliche
Experimente zu werben, für die solche Schwerelosflüge ursprünglich
erfunden wurden. Die Hoffnung war, die eigene Arbeit einem jüngeren
Publikum vorstellen zu können.

Der 26-jährige Pascal Hug aus Pfullendorf hatte ebenso wie knapp 30
andere junge Besucher sein Ticket gewonnen – mehr als 30 000 Bewerber
hatte es gegeben. In kurzen Videos mussten die Teilnehmer erklären,
warum gerade sie bei der Schwerelos-Party dabei sein sollten. Von
allen Kontinenten stammten die Gäste, die 18- bis 33-Jährigen
Gewinner kamen laut Veranstalter unter anderem aus den USA,
Brasilien, Marokko, Spanien, Asien und Australien. Auch ein
Gesundheitscheck war Voraussetzung; für Herzkranke, Schwangere und
Menschen mit Asthma, Wirbelsäulenproblemen und Bluthochdruck können
Parabelflüge gefährlich sein.

Hug kam gut zurecht, wie er berichtet, nur zum Ende hin sei ihm flau
geworden. An Bord waren neben den zwei Astronauten der europäischen
Weltraumagentur Esa auch Ärzte, um im Notfall einzugreifen. Zuvor gab
es ein Medikament gegen Reiseübelkeit. «Es hat Spaß gemacht und nach
vier bis fünf Parabeln konnte man es richtig genießen», sagt
Partygast Jan Skusa. «Unbeschreiblich» und «super» war auch von
anderen Teilnehmern zu hören.

Der Frankfurter Veranstalter Big City Beats ist spezialisiert auf
Superlativ-Partys mit Zehntausenden Teilnehmern. Auch auf
Kreuzfahrtschiffen und in Flugzeugen wurde schon gefeiert – bisher
allerdings ohne Schwerelosigkeit. Die «World Club Dome Zero Gravity»
sei die erste Clubparty mit Parabelflügen weltweit gewesen, erklärte
Big City Beats. Eines der nächsten Projekte: Ein ICE soll noch dieses
Jahr den «schnellsten Club der Welt» beherbergen und mit bis zu 320
km/h von Frankfurt nach Paris rasen.

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