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Kulturpolitik unter der Lupe Von Nada Weigelt, dpa

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Straßenfußball und Stelzentheater, Sprachschulen und Stipendien – die
deutsche Kulturpolitik im Ausland ist bunt und vielfältig. In Berlin
lassen sich die Macher jetzt in die Karten gucken.

Berlin (dpa) – «Theater auf Stelzen» heißt das Projekt, mit dem
Wolfgang Hauck traumatisierten Kindern in einem Flüchtlingslager an
der türkisch-syrischen Grenze hilft. «Das geht ganz archaisch – mit
einfachen Holzstelzen und selbstgebastelten Trommeln aus Pappeimern»,
erzählt der 51-jährige Künstler und Theaterleiter aus dem
oberbayerischen Landsberg am Lech. «Aber für die Kinder ist es eine
wichtige Erfahrung, dass sie trotz allem, was sie erlebt haben, auch
wieder in einem Alltagsleben ankommen, in dem es auch Spaß, Freude
und Freunde gibt.»

Hauck gehört zu den Projektmachern, die das Auswärtige Amt von
Mittwoch an zu seinem Forum «Menschen Bewegen» (13.-15. April)
in Berlin erwartet. Drei Tage lang soll erstmals das gesamte Spektrum
der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik vorgestellt werden. «Es
geht darum, Kultur und Außenpolitik in einer aus den Fugen geratenen
Welt gemeinsam mit unseren Partnern weiter zu entwickeln», sagte
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

Zum Auftakt des Treffens kommen am Mittwoch (13. April) mehr als 300
Schüler, Lehrer und Schulleiter aus über 30 Ländern im «Weltsaal» des
Außenministeriums zusammen. Sie vertreten die Partnerschul-Initiative
PASCH, die Steinmeier 2008 ins Leben gerufen hat. Inzwischen werden
in etwa 1800 Schulen weltweit rund 600 000 Schüler auf Deutsch
unterrichtet. Dazu gehört etwa auch die Mittelschule in Donezk, die
im Ukraine-Krieg beschädigt wurde und mit deutscher Unterstützung
weiterarbeitet.

Die Schüler sind weltweit über eine Internetplattform miteinander
vernetzt, für deutsche Unternehmen im Ausland gelten sie wegen ihrer
Sprachkenntnisse als gefragte Mitarbeiter. In Berlin soll es im
Gespräch mit deutschen Schülern auch um die Frage gehen, wie
Bildungsbiografien über Länder und Kontinente hinweg zukunftsfähig
sind.

In einer «Langen Nacht der Ideen» sammeln am Donnerstag mehr als ein
Dutzend renommierte Berliner Kulturinstitutionen Vorschläge für eine
grenzüberschreitende Kulturarbeit. Mit dabei sind etwa das Gorki
Theater und die Berliner Festspiele, das Naturkunde- und das
Technikmuseum, die Akademie der Künste und sogar der Club «Tresor».

Die Auswärtige Kulturpolitik sei mehr denn je auf Vermittler
angewiesen, sagt der Leiter der Kulturabteilung im Ministerium,
Andreas Görgen. «Wir als Verwaltung sind ja keine Kuratoren. Unser
Job ist es, Kultur und Wissenschaft und Bildung als Freiräume zu
begreifen zu schützen.»

Zum Abschluss werden die Ergebnisse bei einem bunten Publikumstag
(15. April) in der Station Berlin präsentiert. Zudem stellen Künstler
und Experten in Workshops ihre Projekte vor. Neben dem
«Stelzenlehrer» Hauck mit dabei etwa auch die bekannten Poetry
Slammer Ken Yamamoto und Sebastian 23, der nigerianische Künstler
Emeka Ogboh und – extra angereist – sein saudischer Kollege
Abdulnasser Gharem, der sein Haus in Riad zu einem Freiraum für
bedrängte Kollegen ausgebaut hat.

Wie breit die Palette der auswärtigen Kulturpolitik ist, zeigt dort
nicht zuletzt die Initiative Discover Football. Sie startete im
vergangenen Jahr ein Fußballfestival im Libanon, um jungen arabischen
Frauen Strategien gegen Sexismus und Diskriminierung zu vermitteln.
Zum Talk am Stand: Der frühere Fußballnationalspieler Gerald Asamoah.

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