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Konzept Abwechslung: Restaurant lässt immer neue Köche an den Herd

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Frankfurt/Main (dpa) – Peruanisch, Karibisch, Hawaiianisch und
Senegalesisch: Im Frankfurter «Guck mal wer da kocht» wechselt alle
zwei Wochen nicht nur die Speisekarte, sondern die gesamte
Mannschaft. Jeden zweiten Sonntag ziehen die bisherigen Mieter aus
und machen den nächsten Platz, die dann mit ganz neuen Gerichten
begeistern wollen. «In einer weltoffenen Stadt wie Frankfurt gibt es
viele Leute aus verschiedenen Ländern und Kulturen, das wollen wir
zeigen», sagt Hernando Ospina, einer der beiden Betreiber des
Restaurants.

Gemeinsam mit Daniele Marino hat er das Konzept entwickelt, das Ende
Februar in Frankfurt an den Start ging. Zusammen haben sie bereits
mehrfach Streetfood-Festivals organisiert; das sind Straßenfeste, bei
denen es an mobilen Ständen Gerichte aus verschiedenen Ländern gibt.
«Da sind einige der Beteiligten auf uns zugekommen und haben gefragt,
ob wir nicht mal etwas organisieren wollen, wo sie weitermachen
können», sagt der 33-jährige Ospina. Es gebe viele talentierte junge
Leute, die im kulinarischen Bereich Außergewöhnliches anböten.

Das «Guck mal wer da kocht» liegt zentral in der Innenstadt, in der
Nähe von Börse und Freßgass, in einem Hinterhof neben einem Parkhaus.
Einige Tische stehen draußen, drinnen gibt es auf zwei Ebenen Platz
für rund 80 Gäste. Laufkundschaft gebe es wegen der etwas versteckten
Lage wenig, sagt Ospina. Daher sind die beiden Betreiber in den
sozialen Medien aktiv, werben für ihre jeweiligen Mieter auch mit
kleinen Videos.

Unter ihnen war für zwei Wochen auch eine Crew aus Offenbach, die
«Gemüsecowboys». Auf der Speisekarte gab es grünes Thai-Curry,
vegetarischen Waldorf-Salat und indischen Linsen-Eintopf – und eine
Offenbach-Stulle. «Auf dem Markt dort gibt es den besten Handkäs»,
erklärt Karl Hohmann, einer der «Cowboys». Ihnen ging es darum, zu
zeigen, was fleischlose Küche alles leisten könne. Und aufmerksam zu
machen auf ihre Kochschule, die sie in Offenbach betreiben.

Interessenten für das «Guck mal wer da kocht» müssen
Außergewöhnliches und Exotisches auf der Pfanne haben. «Es wird hier
kein Konzept mit Burgern, Pizza und Pasta geben», sagt Mitbetreiber
Marino. Die Speisekarte werde gemeinsam mit den Bewerbern erarbeitet.
Als Qualifikation müssten sie zeigen, dass sie in der Lage seien,
hunderte Gerichte an einem Tag zuzubereiten. «Wir lassen uns auch
vorkochen», sagt der 31-jährige Marino.

Bei dem Konzept gehe es auch darum, angehenden Restaurantbetreibern
eine Möglichkeit zu geben, sich auszuprobieren. Die Mieter behalten
die Einnahmen aus dem Verkauf der Speisen, an die Betreiber geht der
Gewinn aus dem Getränkeverkauf. Bisher hätten sich ausreichend
Interessenten gefunden, nur im Sommer gebe es noch freie Zeiten.

Durch den zweiwöchigen Wechsel hoffen die Betreiber, Kunden immer
wieder aufs Neue anzuziehen. Mit der bisherigen Resonanz sind sie
zufrieden. Mittags kämen viele Banker und Börsianer, das
Hauptgeschäft finde abends statt. Ein Jahr haben sie sich Zeit
gegeben, das Konzept zu testen.

Der Bereich Streetfood ist noch relativ jung und zudem beweglich und
saisonabhängig, so dass Zahlen zu ihm fehlen. Festivals und andere
Veranstaltungen zum Thema hätten aber spürbar zugenommen, sagt der
Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in
Hessen, Julius Wagner. Am Werk seien meist «kreative Quereinsteiger»,
die die Gastronomie vielleicht auch einfach mal als Betätigungsfeld
antesten wollten.

Einfach sei es in der Gastronomie allerdings nicht, warnte Wagner. Es
gelte beispielsweise, vielfältige Vorschriften zur Hygiene und zum
Lebensmittelrecht einzuhalten. Der Aufwand sei nicht zu
unterschätzen. «Egal, ob ein Imbissrestaurant oder ein Foodtruck, ich
rate, sich vorher sehr gut zu informieren, auf was man sich
einlässt.» Dann könne ein Restaurant wie das «Guck mal wer da kocht»
zum zwanglosen Ausprobieren durchaus geeignet sein.

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