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Gratis-Comic-Tag – Deutsche Comic-Szene wirbt um neue Leser

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In den USA genießen Comics Kultstatus, in Deutschland führen sie eher
ein Nischendasein. Mit Werbeaktionen versucht die Branche, neue Leser
zu gewinnen.

Hamburg (dpa) – Mit 2,4 Millionen Euro lassen sich viele Wünsche
erfüllen: Prachthaus, schnelle Autos, Traumreisen – oder doch
lieber die Erstausgabe des ältesten «Superman»-Comics? Vor rund zwei
Jahren bezahlte ein Bieter bei eBay eben diesen Betrag, um das
Sammlerstück aus dem Jahr 1938 in seinen Besitz zu bringen. Ein
Rekordpreis. Während sich in den USA vor allem durch die Superhelden
von «Marvel» und «DC» ein wahrer Kult um die Hefte entwickelt
hat, stellen sie in Deutschland eher ein Nischengeschäft dar.

Das größte Problem sei, dass viele Menschen Comics nach wie vor für
«Kinderkram, minderwertig und niveaulos» hielten, meint Philipp
Schreiber, Chef eines Hamburger Comicverlages. Die Liste der
Vorbehalte gegenüber Comicheften sei lang, zudem fehle es den
Menschen im Alltag an Berührungspunkten.

Neue Leser wollen Schreiber und andere Verleger nach dem Vorbild des
amerikanischen «Free Comic Book Day» mit dem Gratis-Comic-Tag
gewinnen. Im nunmehr siebten Jahr wollten 17 Verlage am Samstag
bundesweit 34 verschiedene Hefte in Comic-und Buchläden verschenken.
Ziel der Aktion sei es, neue potenzielle Leser zu erreichen und dazu
beizutragen, die Wahrnehmung von Comics als eigenständige Kunstform
mit erzählerischer Tiefe zu unterstützen, sagt Schreiber.

«Aktionen wie diese zeigen, mit welcher Kreativität die Branche daran
arbeitet, neue LeserInnen anzusprechen und alte bei der Stange zu
halten», erklärt Prof. Astrid Böger, Leiterin der Arbeitsstelle
für Graphische Literatur der Universität Hamburg. «Die deutsche
Comicszene ist sehr spannend, da wir eine ungeheuer kreative junge
Generation von Comic-KünstlerInnen haben, die sich klar vom
kommerziellen, US-amerikanisch geprägten Mainstream absetzen.»

Die diesjährige Auswahl der Gratis-Comics reicht von kindgerechten
Schlümpfen über ambitioniert soziale Titelhelden, Kult-Figuren wie
«Lucky Luke» und «Garfield» bis zu erotischen Geschichten. Mit dabei
ist auch ein Heft von Timo Wuerz. Für ihn sei das Comiczeichnen in
der Jugend ein Weg gewesen, ohne finanzielle Mittel seiner
Kreativität freien Lauf zu lassen, sagt er. «Auf Papier kannst du
alles machen, die kuriosesten Szenen – ohne auf das Budget schauen zu
müssen.»

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