SDS-newsline Onlinezeitung

 Geschlechterklischees als Bremse

| Keine Kommentare

«Informatik ist doch nichts für Mädchen.» Das ist natürlich Unfug –
und doch sind solche Sätze immer wieder zu hören. Mit Blick auf den
Fachkräftemangel sind diese Klischees nicht nur nervig, sondern ein
echtes Problem. Besserung ist aber zum Glück in Sicht.

Bielefeld/Osnabrück (dpa/tmn) – Viele Branchen in Deutschland leiden
inzwischen unter einem Fachkräftemangel – allen voran die sogenannten
MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik).
Gleichzeitig ist der Frauenanteil in diesen Jobs weiter gering. Eine
Lösung für den Mangel liegt also auf der Hand. Doch noch immer liegen
Frauen und Mädchen beim Sturm auf die MINT-Welt zu viele
Stolpersteine im Weg.

Einer dieser Stolpersteine sind hartnäckige Geschlechterklischees
nach dem Motto «Das ist doch nichts für Mädchen». «Es wird nicht
gesehen, dass es auch unter Frauen technikbegeisterte Nerds und eine
große Vielfalt gibt», sagt Barbara Schwarze, Professorin für Gender
und Diversity Studies an der Hochschule Osnabrück und Vorsitzende des
Vereins Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit.

Woher kommen diese Klischees? «Die Geschichte der technischen Berufe
wird überwiegend als Männergeschichte erzählt», sagt Schwarze. «Die
Geschichten der Frauen, die daran beteiligt waren, rücken erst in den
letzten Jahren vermehrt in das öffentliche Bewusstsein» –
beispielsweise durch Filme und Bücher, die den hohen Anteil von
Frauen an Pioniertaten wie der Mondlandung thematisieren. «Gerade
junge Frauen erhalten durch solche Vorbilder in den Medien
Unterstützung in der beruflichen Orientierung.»

Ein weiterer Klischeetreiber sind die Hersteller technischer
Produkte. «Technisches Spielzeug war im Bereich der
Informationstechnik zum Beispiel seit Jahren auf Jungs und Männer
zugeschnitten, schon seit der Entwicklung des C64», sagt Schwarze.
Wie tief das sitzt, war jahrelang in der Werbung für Gadgets aller
Art zu bewundern: Die richtete sich fast nur an Männer. «Frauen
wurden häufig pinkfarbene, spielerisch anmutende Geräte angeboten.»

Hinzu kommen weitere Probleme – eine Berufs- und Studienberatung
etwa, die sich zu sehr an Stereotypen orientiert. Und das zeigt
Wirkung: «Die Erfahrungen mehrerer Studien zeigen, dass die
Interessen bis zur Pubertät kaum unterschiedlich sind», sagt
Schwarze. «Mit dem Einsetzen der Pubertät spielen
Geschlechterklischees aber eine größere Rolle.»

Die Folge: Weniger Mädchen interessieren sich für ein Studium oder
eine Ausbildung im MINT-Bereich. Und diejenigen, die es doch tun,
werden dabei häufig wieder mit denselben Klischees konfrontiert.
Gegenwehr? Fast unmöglich. «Es ist schwer, sich als einzelne Frau
gegenüber stereotypen Sichtweisen durchzusetzen», sagt Schwarze. «Da
helfen eigentlich nur konsequente Maßnahmen wie
Führungskräftetrainings oder Mentoringprogramme.» In vielen
Unternehmen werde das auch schon umgesetzt – ein Ende der Klischees
ist also eventuell in Sicht.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.