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Fünf Studien zum Fachkräftemangel

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Nürnberg/Berlin (dpa/tmn) – In Deutschland gibt es einen
Fachkräftemangel. Darüber sind sich die meisten Experten einig. Nur
wie groß er ist, wo er am schlimmsten ist und wie dramatisch es noch
wird – darüber gibt es weit weniger Einigkeit. Fünf aktuelle Studien
und ihre Ergebnisse zum Fachkräftemangel im Überblick:

– Einzelne Engpässe: «Es gibt keinen flächendeckenden
Fachkräftemangel in Deutschland», schreibt die Bundesagentur für
Arbeit in ihrer Fachkräfteengpassanalyse – und widerspricht damit
scheinbar vielen Schwarzmalern. Allerdings sagt die Agentur auch: In
manchen Bereichen fehlt es bereits jetzt an Personal. So dauert es in
der Altenpflege zum Beispiel durchschnittlich 167 Tage, bis eine
Stelle besetzt ist – im Schnitt aller Berufe sind es nur 100. Ein
ähnliches Bild zeigt sich auch bei anderen Jobs, vor allem bei
technischen Berufen, am Bau und in Gesundheitsberufen.

– Eine millionengroße Lücke: Ein düsteres Bild von der Zukunft
zeichnet das Forschungsinstitut Prognos mit einer Studie im Auftrag
der bayerischen Wirtschaft. Bis 2030 werden demnach bundesweit 3
Millionen Fachkräfte fehlen, bis 2040 steigt die Zahl sogar auf 3,3
Millionen. Betroffen sind vor allem Ausbildungs-, aber auch
Akademikerberufe. Und das über alle Branchen hinweg: Denn der
wichtigste Grund für die Fachkräftelücke sei, dass die
geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen – gleichzeitig aber nicht
genug Fachkräfte nachrücken.

– Der Nachwuchs fehlt: Die dramatischen Auswirkungen der Demografie
spüren viele Ausbildungsbetriebe schon jetzt. Wie eine Studie des
Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zeigt, findet schon
knapp jeder dritte Betrieb (31 Prozent) nicht mehr genug Azubis für
alle freien Plätze – zehn Jahre vorher waren es nur 12 Prozent.
Trauriger Spitzenreiter ist das Gastgewerbe, in dem satte 61 Prozent
der Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Die Bereiche Handel sowie
Verkehr und Logistik liegen mit 33 Prozent aber ebenfalls etwas über
dem Durchschnitt.

– Die Angst geht um: Kein Wunder, dass kaum etwas in der Wirtschaft
und ihren Verbänden so intensiv diskutiert wird wie der
Fachkräftemangel. Das zeigt die Vielzahl an Förderprogrammen,
Veranstaltungen und Veröffentlichungen zu dem Thema – und das zeigt
auch eine Studie vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und
der Unternehmensberatung AT Kearney. Für mehr als die Hälfte der
deutschen Unternehmen (52 Prozent) ist der Fachkräftemangel demnach
eine der größten Herausforderungen der Zukunft.

– Was also tun? Bildungschancen verbessern, mehr Aus- und
Weiterbildung, mehr Integration, bessere Vereinbarkeit von Familie
und Beruf und eine bessere Einbindung älterer Arbeitnehmer und
Langzeitarbeitsloser: Das sind die Maßnahmen, mit denen das
Bundesarbeitsministerium den Fachkräftemangel stoppen will. Dabei
gibt es aber noch Luft nach oben, so das Ministerium selbst in einem
Zwischenstandsbericht. Im Bereich Frauenerwerbstätigkeit etwa, genau
wie bei der Integration von Fachkräften mit Migrationshintergrund
oder bei der Schulbildung.

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