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Frühkindliche Bildung: Experten fordern schnellere Schritte

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Die Zahlen sind positiv: Immer mehr Erzieherinnen und Erzieher
kümmern sich um den Nachwuchs im Kindergarten. Ein Blick auf die
Zahlen der Bundesländer aber offenbart große Unterschiede.

Gütersloh (dpa) – Seit Jahren verbessert sich die frühkindliche
Bildung hierzulande – vor allem, weil sich mehr Personal um die
kleinen Kinder kümmert. In einer Studie der Bertelsmann-Stiftung wird
der Betreuungsschlüssel verglichen, also das Zahlenverhältnis von
Erziehern und Kindern.

Warum ist der Betreuungsschlüssel entscheidend?

Nach Auffassung der Wissenschaftler ist für die frühkindliche Bildung
und den Spracherwerb entscheidend, wie oft Kind und Erzieher etwas
gemeinsam machen, zum Beispiel miteinander sprechen. Eine noch so
gute Erzieherin stößt bei einer Kindergartengruppe ab einer
bestimmten Größe da an ihre Grenzen. Das einzelne Kind kommt zu kurz.
Deshalb ist der Betreuungsschlüssel ein wichtiges Qualitätsmerkmal
für die Bertelsmann-Fachleute. Aber: Natürlich spielt auch die
Kompetenz der Fachkraft eine Rolle. Ist sie nicht ausreichend
ausgebildet, nützt es auch nichts, wenn sie sich nur um wenige Kinder
kümmern muss.

Aber ist neben dem Betreuungsschlüssel nicht auch entscheidend, dass
es genügend Plätze in Krippen und Kindergärten gibt?

Ja, als vorbildlich galt das DDR-System mit seinen Ganztagsangeboten.
Die Forscher fordern den konsequenten Ganztags-Ausbau auch in den
westlichen Bundesländern. «Die Krippen im Westen holen deutlich auf.
Das ist positiv», sagt Kathrin Bock-Famulla, Expertin der
Bertelsmann-Stiftung. Im Osten sei dafür der Betreuungsschlüssel in
einigen Ländern deutlich zu niedrig. Als Negativ-Beispiel nennt
Bock-Famulla Mecklenburg-Vorpommern, wo sich im Schnitt eine
Fachkraft um 14 Kinder kümmern muss. «Hier, aber auch in Sachsen und
Sachsen-Anhalt, gibt es erhöhten Handlungsbedarf», sagt die Expertin.

Was fordern die Studienautoren?

Die Anstellungsbedingungen müssen sich deutlich verbessern. Zwar sei
die große Zahl der befristeten Verträge 2015 nicht weiter
angestiegen. Aber gerade im ländlichen Raum gebe es zum Teil keine
Bewerbungen auf eine Stellenausschreibung für den Job im
Kindergarten.

Was schlagen die Forscher als Lösung für dieses Problem vor?

Der Bund muss sich nach Meinung der Bertelsmann-Stiftung stärker an
der Finanzierung beteiligen. Besonders die Personalschlüssel in den
Ostländern müssten schneller verbessert werden.

Was haben die Länder in den zurückliegenden Jahren getan?

Zwar ist nach Daten des Statistischen Bundesamtes die Zahl der
Beschäftigten im öffentlichen Dienst insgesamt gesunken – nicht
jedoch bei den Erzieherinnen in kommunalen Kitas. Dort arbeiteten
Mitte 2015 rund 197 000 Menschen, 5,2 Prozent mehr als ein Jahr
zuvor. Seit Mitte 2008 stieg die Zahl der Beschäftigten in diesem
öffentlichen Sektor sogar um 44 Prozent.

Schaut die Studie mit dem Blick auf den Betreuungsschlüssel nur auf
Quantität?

Nein, die Wissenschaftler zeigen auch auf, welche Qualifikation das
Personal in Krippen und Kindergärten hat. Auch hier schwanken die
Werte je nach Bundesland. So reicht die Bandbreite bei den
Abschlüssen an Fachschulen oder Berufsfachschulen für Erzieher vom
Spitzenwert 94 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern bis 73 Prozent in
Hessen. Der Bundesschnitt liegt bei 83 Prozent.

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