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Durchhalten oder Leiden? Was Studienabbrecher bedenken müssen

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Die Vorlesungen sind langweilig und die Seminare laufen auch nicht
wie gewünscht – Studierende entscheiden sich nicht immer gleich für
das richtige Fach. Was gilt es bei einem Abbruch zu beachten und was
passiert mit Kindergeld, Bafög und Co.?

Dresden/Oldenburg (dpa/tmn) – Die Freude, zur Universität zu gehen,
kann schnell verfliegen. Dann nämlich, wenn es keinen Spaß mehr
macht, die Kurse zu besuchen. Anlaufschwierigkeiten kann es in einem
Fach immer geben. Wer sich aber über längere Zeit an der Hochschule
quält, denkt womöglich über einen Studienabbruch nach. Doch wie
erkennen Studierende eigentlich, dass sie das falsche Fach gewählt
haben? Und welche Konsequenzen hat ein Studienabbruch?

Was sind Indizien dafür, dass ein Fach nicht passt?

Die Gründe für einen Studienabbruch können sehr verschieden sein: Die
Leistungen in den Klausuren entsprechen nicht den eigenen
Erwartungen, die Bedingungen am Studienort gefallen nicht oder es
steht einfach ein Neubeginn an. «Oft merken Studierende recht
schnell, dass irgendetwas im gewählten Studiengang nicht passt»,
erzählt Cornelia Blum, Leiterin der Zentralen Studienberatung an der
Technischen Universität Dresden. Zum Beispiel, wenn sie keine
Motivation verspüren oder einfach kein Interesse an den Inhalten
ihres Studiums aufbringen können.

Was können Studierende tun, wenn sie das Gefühl haben, das falsche
Fach gewählt zu haben?

Für erste Fragen können Studenten zur Hochschulberatung gehen.
Grundsätzlich ist es ratsam, die Flinte nicht zu früh ins Korn zu
werfen. Bei schlechten Noten oder mangelhaften Leistungen sollten
Studierende noch einmal durchdenken, ob sie wirklich alle Optionen
ausgeschöpft haben. «Eine Veränderung des Lern- und Arbeitsverhaltens
kann hier manchmal Wunder wirken, ebenso gezielte Nachhilfe», sagt
Wilfried Schumann, Leiter des Psychologischen Beratungs-Service von
Universität und Studentenwerk Oldenburg. Wenn jedoch fehlendes
Interesse an den Studieninhalten das Problem ist, stellt sich eher
die Frage, ob Durchhalten lohnt.

Es kommt auf die Perspektive an: Wie sehr ist der Studierende bereit,
für seinen Traumberuf zu leiden? «Der Studienabschluss ist die
Eintrittskarte in den gewünschten Beruf, und dieser Umstand macht es
leichter, die eine oder andere Kröte zu schlucken», erklärt Schumann.
Trifft das alles nicht zu, sollten Studenten sich eingestehen, dass
der eingeschlagene Pfad absolut nicht passt. Dann seien
entschlossenes Handeln und eine Neuorientierung wichtig.

Wann und unter welchen Voraussetzungen können sich Studierende
Leistungen bei einem Fachwechsel anrechnen lassen?

Studierende, die einige Semester in einem Fach absolviert haben,
können erbrachte Leistungen und Credit Points möglicherweise für ein
neues Fach nutzen. Dabei gilt: Überschneiden sich die Inhalte von
neuem und altem Studienfach stark, können mehr bereits erbrachte
Prüfungsleistungen angerechnet werden. Dann bestehe die Chance, in
ein höheres Fachsemester eingestuft zu werden, erklärt Cornelia Blum.

Welche Konsequenzen hat ein Studienabbruch für Kindergeld,
Krankenversicherung und Bafög?

«Für das Kindergeld hat ein Studienabbruch keine Konsequenzen»,
erklärt Susanne Eikemeier von der Bundesagentur für Arbeit – sofern
alle anderen Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Studenten dürfen zum
Beispiel nicht mehr als 20 Stunden pro Woche jobben. Auch das Alter
spielt eine Rolle: «Grundsätzlich können Kinder bis 25 Jahre
Kindergeld bekommen, solange sie in Ausbildung oder im Studium sind»,
erklärt Eikemeier. Dabei ist es nicht entscheidend, ob es sich um das
erste oder zweite Studium handelt.

Beim Bafög gibt es eine spezielle Regelung: Wer sein Studium
innerhalb der ersten beiden Fachsemester abbricht oder das Fach
wechselt, muss dafür keine Motive nennen. «Ab dem dritten
Fachsemester muss ein sogenannter wichtiger Grund gegeben sein:
mangelnde Eignung oder ein Neigungswandel», erklärt Wilfried
Schumann. Ab dem vierten Fachsemester oder bei einem zweiten
Fachrichtungswechsel ist ein Student dazu verpflichtet, nachzuweisen,
dass er keine andere Möglichkeit hatte, als das Studienfach zu
wechseln. Auch ihrer Krankenversicherung müssen Studierende einen
Abbruch melden. Bis zum 25. Lebensjahr bleiben sie aber im Regelfall
in der Familienversicherung – egal, ob sie ihr erstes, zweites oder
drittes Fach studieren.

Zählt das nächste Studium als Zweitstudium?

Ein Studium, das nach Abbruch eines anderen Faches aufgenommen wird,
ist kein Zweitstudium, sondern entspricht einem Fachrichtungswechsel.
Von einem Zweitstudium spricht man erst, wenn eine weitere
Hochschulausbildung angestrebt wird.

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